Vom Kater geweckt worden, nachdem draußen der Winter zwischenzeitlich zurückgekehrt ist, schläft er wieder fast die ganze Nacht bei uns und möchte morgens sofort bespielt und bespaßt und befüttert werden, und zwar am besten alles gleichzeitig. Oder zuerst zumindest rausgelassen werden (die Klappe wird ignoriert).
Zum Frühstück ein Smoothie, um die letzten Orangen zu verarbeiten, dazu eine Scheibe Brot mit Aufstrich. Dann unter die Dusche, dazu den Corona-Podcast – Diskussion mit dem Liebsten: Ist Sandra Cieseks Stimme angenehm oder monoton? Oder angenehm monoton?
Der erste Tagesordnungspunkt für uns war ein Besuch im Baumarkt, wir hofften (zu Recht, wie sich rausstellte), dass am Donnerstagmorgen wenig los wäre. Im Baumarkt holten wir ein paar Zwergpetunien und Sonnenkörbchen für die Schalen vor dem Haus (die Wettervorhersage für die kommenden Tage war optimistisch), außerdem etwas Holz für den Kochbuchhalter und den Lichtwecker (der Sockel des Weckers wird zwar aus dem alten Stück Eichenbalken gefräst, aber für die Einfassung des Displays und die Elektronik braucht es noch einen Holzrahmen).
Es war zwar kalt und schneite leicht, aber immer wieder schaute die Sonne durch die Wolken und wir waren die letzten Tage fast gar nicht länger aus dem Haus gegangen, also beschlossen wir, direkt nach dem Baumarkt eine größere Runde zu gehen. Dieses Mal raus aus der Stadt und über die Felder zum Nachbardorf und wieder zurück. Die Temperatur war zwar doch unangenehmer als gedacht (zwischendrin kam ein bissiger Wind auf), aber trotzdem war es sehr schön: Dorfidylle mit blühenden Vorgärten, Tieren auf den Feldern, Traktoren… Auch sehr wenige Menschen unterwegs, angenehm ruhig. Zwölf Kilometer, gute zwei Stunden, das fühlte sich prima an.
Wieder zurück warteten mehrere Pakete auf uns: für mich ein Paar vegane Sneaker und eine Büchersendung, für den Liebsten Elektronikteile. Mit der Büchersendung war ich ganz zufrieden. „Meine“ Buchhandlung Osiander vor Ort, bei der ich nach dem Studium meine Buchhandelsausbildung genutzt und einige Zeit gearbeitet hatte und bei der ich seitdem Stammkundin gewesen war, hat sich mittlerweile zur Buchhandelskette mit Filialen in ganz Süddeutschland entwickelt (eine der größten Buchhandelsketten Deutschlands). Jetzt habe ich grundsätzlich nichts gegen Ketten (Osiander ist immer noch ein Betrieb im Familienbesitz), aber letzte Woche hatte ich gelesen, dass Osiander den Online-Shop mit Thalia (größte Kette Deutschlands) fusioniert hatte (soweit so gut) und gleichzeitig damit auch den Einkauf mit Thalia zusammenlegt. Weniger gut. Eine der Lektionen, die mir aus meiner Lehre noch in Erinnerung sind: An der Gewinnmarge kann man im Buchhandelsbereich nicht gut über den Verkaufspreis drehen (wegen der Preisbindung und einer dadurch stabilen Preisentwicklung), die Marge wird also (neben den Betriebskosten) entscheidend durch den Einkaufspreis beeinflusst. Vor allem das macht die Ketten, die durch ihre Größe und Abnahmehöhe eine starke Verhandlungsposition gegenüber den Verlagen haben und massive Rabatte heraushandeln können, zu einem Problem für die unabhängigen lokalen Buchhandlungen. (Das in Kürze auf die Frage „was ist das Problem mit den Ketten, wenn doch alle die gleichen Preise verlangen müssen?“.)
Langer Rede kurzer Sinn: Durch die Fusion des Einkaufs mit Thalia wird mir Osiander langsam „zu groß“ – ich beschloss, mich nach einer neuen Buchhandlung durchzusehen. Leider ist bei den Läden am Ort teilweise noch deutlich Luft nach oben, was die Online-Einkaufsmöglichkeiten angeht („klar können Sie bei uns Bücher bestellen! Recherchieren Sie einfach selbst im Online-Katalog des Großhändlers oder über Google, kopieren Sie dann die ISBN und schreiben Sie uns damit eine Mail!“). Eine Buchhandlung hatte aber einen ordentlichen Webshop, und da hatte ich mal eine Bestellung ausprobiert. So weit so gut, alles relativ schnell angekommen. Kleine Minuspunkte: Die Sendung kam über DPD (Osiander liefert CO2-neutral mit Fahrradkurier), und sie war auf Rechnung, das heißt man muss nach der Bestellung immer noch überweisen. Eventuell gibt es aber auch die Möglichkeit des Bankeinzugs (ein Kundenkonto kann man zumindest schon einmal anlegen), ich muss mal genauer nachschauen.
Das Mittagessen war die zweite Portion Nasi Goreng, dann ein Espresso und damit aufs Sofa. Ich beschloss, mein aktuelles Buch für ein neu gekommenes zu unterbrechen: Sapiens von Yuval Noah Harari als Graphic Novel. Das Buch hatte ich letztes Jahr schon gelesen (man „braucht“ das Originalbuch aber für den Comic nicht). Sehr unterhaltsam und nett gemacht.
Am Nachmittag mit dem Liebsten eine Runde Flügelschlag (leider haben wir immer noch nicht die Europa-Edition der Vögel, weil unser Stamm-Spieleladen sie beim letzten Besuch nicht mehr hatte, und jetzt kann man ja nicht mehr in die Innenstadt, solange der „Modellversuch“ läuft – und auch dieser Laden bietet keinen Online-Shop, nur eine Handynummer, seriously??), danach verzog er sich in die Werkstatt und ich mich ein bisschen ins Internet.
Ums Abendessen kümmerte ich mich größtenteils (ein rotes Kokos-Kartoffel-Curry), Getränk des Abends war ein fantastischer Grauburgunder. Dazu noch eine Runde Flügelschlag, weil wir beide nicht wirklich Lust auf Bildschirmzeit hatten, und mit ziemlich müden Knochen hoch ins Bett.