Nach einer durchwachsenen Nacht recht früh aufgewacht. Ich hatte keine erhöhte Temperatur, fühlte mich aber trotzdem ziemlich kaputt. Irgendein Vogel in der Birke gegenüber wiederholte immer wieder den gleichen Piepston und ging mir wahnsinnig auf die Nerven, anstrengendes Tier. Nach etwas wach-Geärgere stand ich um 6 Uhr auf und wurde unten von einem hungrigen Kater begrüßt, sehr schön. Er ließ sich gnädig sein Futter servieren und fraß es größtenteils, warf einen Blick auf den Balkon und ging dann wieder in den Garten. Scheint also alles wieder okay zu sein.
Der Liebste (der unten geschlafen hatte, um mich beim Kranksein nicht zu stören), kam recht bald hoch und machte uns ein Porridge. Nach dem Frühstück gingen wir duschen und machten parallel eine kleine Katzenwäsche-Putzaktion im Bad: Ich fegte durch, der Liebste putzte Wanne und wischte die Flächen, ich putzte Klo und Waschbecken. Danach war es zwar nicht supergründlich, aber sauber genug geputzt und ich war zufrieden: Bei einem schmutzigen Bad komme ich sehr schnell über meine Wohlfühlgrenze. Der Liebste fegte noch einmal durchs Erdgeschoss, damit konnte man es dann bis zum nächsten Wochenende aushalten.
Um kurz vor neun fuhr ich den Rechner hoch: Mein Hals tat immer noch weh und ich hatte ordentliche Kopfschmerzen, aber musste nicht direkt im Bett liegen (vermutlich schon eine Auswirkung der Antibiotika). Als erstes sagte ich meinen Einzelunterricht für den Nachmittag ab, ganz krankmelden wollte ich mich nicht. Dann beantwortete ich eine halbe Stunde Mails und hatte ab halb zehn zwei Einzelunterrichte hintereinander. Beide hatte ich nicht verschieben wollen, weil sie als Prüfungstraining etwas zeitkritisch waren. Sie liefen auch gut, offensichtlich hatte ich am Vormittag noch genug Energiereserven.
Um halb zwölf hatte ich noch ein wichtiges Meeting mit einer Kollegin von den Finanzen wegen unserer neuen Kundenverwaltungssoftware. Eigentlich hatte sie mich angeschrieben, weil sie gehofft hatte, dass ich ihr ein paar Fragen beantworten könnte, am Ende beantworteten wir uns unsere Fragen gegenseitig (und ich zeigte ihr bei der Gelegenheit die Bildschirm teilen-Funktion von Zoom – war etwas erstaunt, dass sie sie nach fast eineinhalb Jahren durchgehender Zoom-Meetings noch nicht kannte, aber sie unterrichtet nicht und hatte sie deshalb bis jetzt nicht gebraucht).
Danach noch die letzte Runde E-Mails, und um halb eins fuhr ich den Rechner runter. Mein Kopf tat mittlerweile richtig weh, dazu Muskelschmerzen überall und außerdem war ich heiser (und die Lymphknoten rechts schwollen jetzt auch an). Ich rief in der Firma an und sagte für den Rest des Nachmittags Bescheid, dass ich nur eingeschränkt erreichbar war, zog dann aufs Sofa um. Mittagessen war die zweite Portion gebratener Seitan mit Pilzen und Kartoffeln (die cremige Sauce wunderbar durchgezogen), zum Espresso danach wollte ich wieder keine Schokolade (der Liebste war kurz davor, noch einmal das Fieberthermometer zu holen).
Die nächsten Stunden las ich mich einmal quer durchs Internet, machte dazwischen immer wieder mal die Augen zu, aß um drei eine kleine Tüte Chips (darf man, wenn man krank ist). Um halb fünf ging ich wieder ins Arbeitszimmer und arbeitete noch mal bis Viertel nach sechs: Die E-Mails des Nachmittags beantworten, Termine vereinbaren und vor allem, hurra, gleich die am Morgen neu besprochenen Schritte und Funktionen der Kundenverwaltungssoftware umsetzen.
Zum Abendessen kochten der Liebste und ich gemeinsam eine Ramen, die wir vor ein paar Wochen schon einmal gemacht hatten, wir hatten noch einen Teil Gyoza im Gefrierfach. Ich liebe asiatische Suppen sehr, auch diese wieder sehr gut mit Kräuterseitlingen, Edamame, angerösteter Aubergine, Tofu und viel Miso.
Das Fieber war nicht wieder gekommen und auch die Mandeln sahen besser aus (die Antibiotika zu nehmen war wohl die richtige Entscheidung gewesen). Nur der Kopf und die Muskeln schmerzten nach wie vor. Ich war froh, dass ich mich nicht groß bewegen und vor allem nicht sprechen musste. Wir sahen zwei Folgen TNG, ich las etwas den Guardian nebenbei. Ab neun schalteten wir zum ZDF und sahen das Auftaktspiel der deutschen Mannschaft gegen Frankreich (bisschen inkonsequent, nachdem ich am Sonntag erst gegen die EM geschimpft habe, aber ich habe nie behauptet, immer komplett konsistent in meinen Handlungen zu sein). Die Franzosen spielten richtig hübsch, die Deutschen spielten gewohnt hässlich, schade, dass das zweite französische Abseitstor nicht zählte (so schön rausgespielt), der Sieg von Frankreich ging in Ordnung, ist mir alles ziemlich egal.