Nachdem es in der Nacht zunächst unerträglich heiß gewesen war, kühlte es langsam ab und ich konnte am frühen Morgen einigermaßen schlafen. Um halb sechs miaute sich ein sehr waches Tier ins Schlafzimmer und weckte uns beide. Ich hörte draußen den Regen auf die Blätter rauschen (endlich) und blieb noch eine halbe Stunde liegen. Schließlich stand ich auf, um den Kater zu füttern, und stellte dabei fest, dass er aufs Sofa gekotzt hatte. Bis ich die ganze Misere beseitigt hatte, war ich richtig wach. (Haustiere, so niedlich.)
Den Morgen verbrachte ich mit Schreiben und Tee. Der Liebste stand recht bald auch auf und wir beschlossen, endlich wieder einmal etwas sportlich aktiver zu sein mit einer Runde Hanteltraining, anschließend hatten wir das schon traditionelle Sonntags-English Breakfast (gebratene Pilze und Tomaten, zwei Seitanwürste, Toast). Dazu spielten wir eine kleine Partie Parks – nach wie vor ein sehr schönes Spiel. Dann war es schon später Vormittag und es wurde schwül-warm.
Wir hatten eigentlich geplant, ins Nachbarstädtchen zum Friedhof zu fahren und dort noch etwas in den Wald zu gehen, aber es sah sehr danach aus, als ob in den nächsten drei oder vier Stunden das nächste Gewitter kommen würde, und wir wollten dann dort nicht mitten im Wald stehen. Also entschieden wir uns für eine Runde einmal um die Oststadt. Wir gingen in Sandalen, weil es wirklich schon wieder sehr warm war, allerdings wären für die Strecke ordentliche Laufschuhe sinnvoller gewesen. Außerdem hatten wir vergessen, etwas zu trinken mitzunehmen (wie so Wander-Anfänger), aber immerhin hatte ich dieses Mal Geld eingesteckt – und die Außengastronomie hatte ja offen. So konnten wir auf halber Strecke in einem Café Pause machen.
Nach zehn Kilometern und zweieinhalb Stunden waren wir um halb zwei wieder zu Hause. Vom angekündigten Gewitter war nichts zu sehen, sogar die Sonne zeigte sich, es war drückend und sehr heiß. Die zweite Hälfte der Spargelquiche aßen wir kalt (das geht gut, auch wenn sie warm wahrscheinlich besser gewesen wäre, aber eben warm). Danach Espresso und – natürlich – Erdbeeren mit Schlagsahne, auf etwas Süßes, Klebriges hatte ich keine Lust. (Also noch klebriger als Erdbeeren und Sahne.)
Am Nachmittag Sofazeit mit Zeitunglesen im Internet. Eher aus Routine klickte ich wieder auf die Impfterminübersicht: Mehrere Impfzentren in Baden-Württemberg hatten freie Termine. Ich schaute nach: Weinheim war dabei, dafür hatte ich einen Code. Ich gab ihn also ein und mir wurde tatsächlich ein Termin angeboten, und zwar gleich für den nächsten Morgen. Das war seit zwei Monaten das erste Mal, dass ich auf der Seite erfolgreich war. Ich dachte kurz darüber nach, entschied mich dann dagegen: Viel zu stressig, ich hätte um kurz nach sechs aus dem Haus und zwei Stunden Zug fahren müssen. Dann sah ich, dass auch in Stuttgart freie Termine angeboten wurden, hier hatte ich noch keinen Code und versuchte mein Glück: „Es sind zur Zeit keine freien Termine…“. Na gut, dann nicht. Ich klickte die Seite wieder zu, war sowieso erstaunt, dass es jetzt doch so viele Möglichkeiten gab (Freiburg gab sogar „hohe Terminwahrscheinlichkeit“ an, das hatte ich bisher nur in einem Impfzentrum in Sachsen-Anhalt gesehen).
Also weiter Zeitung lesen, eine Stunde später wieder einmal draufgeklickt, ich traute meinen Augen kaum: Es gab direkt bei uns in der Stadt im Impfzentrum einen freien Termin. Ich holte also meinen Code, klickte mich durch, wartete auf die Absage oder den technischen Defekt, aber nein: Acht Minuten später hatte ich einen Impftermin für zwei Tage später mittags! Schaute etwas hektisch in meinen Terminkalender: Ein Arbeitstermin, den ich aber verschieben kann, also kein Problem. Jetzt war ich doch etwas aufgeregt: Endlich hatte die Terminbuchung geklappt, und das, nachdem ich eigentlich eher „aus Versehen“ geschaut hatte! Natürlich hätte ich noch weiter warten können, denn letzten Monat war mein Antikörper-Status ja noch hoch gewesen. Aber ich wollte ja nun nicht jeden Monat Blut abnehmen lassen müssen. Und außerdem… ich möchte auch endlich wieder Leute treffen dürfen ohne Gedöns, nächste Woche würde der Yogakurs in Präsenz losgehen, vielleicht starte ich doch wieder einen Versuch mit Gitarrenunterricht, und ein Besuch in Berlin stünde auch dringend an…
Nach dieser Aktion war ich sehr aufgekratzt und putzte erst einmal das ganze obere Stockwerk (Bad, Schlafzimmer, mein Arbeitszimmer). Danach war ich schweißgebadet und hatte etwas von dem Adrenalin abgebaut. Stattdessen hatte sich eine leichte Nervosität eingestellt: Klappt auch alles? Bin ich dann auch komplett gesund? Werden die Nebenwirkungen krass, und falls ja, muss ich das Arbeiten ausfallen lassen? (Das tatsächlich als größtes Problem.)
Es war mittlerweile schon Abend (und noch immer kein erlösendes Gewitter), ich machte uns eine Minestrone (der Liebste agierte wieder als Schnippelhilfe). Einfach und sehr lecker mit weißen Bohnen, frischen Tomaten, Zucchini und einem Klecks Pesto obendrauf. Die Pasta kochte ich extra und mischte sie dann portionsweise unter, damit wir für den nächsten Mittag noch Suppe haben ohne matschig gewordene Nudeln. Anschließend die letzten Erdbeeren (mal wieder), ich war pappsatt.
Nach dem Essen kam endlich das erwartete Gewitter und die Luft kühlte ab. Wir lüfteten einmal durch (so gut das ging, an manche Fenster klatschte der Regen, die mussten geschlossen bleiben), schauten ein bisschen TNG und gingen dann in das glücklicherweise etwas kühlere Schlafzimmer ins Bett.