Die Nacht war ganz in Ordnung, trotzdem wachte ich ziemlich kaputt auf – und gleich schon unter Zeitdruck, denn nach zweimal Umdrehen war es bereits halb sieben und ich hatte wieder einen Prüfungstag mit frühem Start. Der Liebste, der schon früher aufgestanden war, machte mir einen Tee und ging dann Brötchen holen, während ich noch wach wurde. Ich machte mich schnell fertig (mehr oder weniger, in meinem verpennten Zustand) und ging dann mit einer zweiten Tasse Tee in der To-Go-Tasse und einem Laugencroissant in der Hand frühstückend zur Arbeit, vom Liebsten begleitet.
Der Prüfungstag war ausgesprochen angenehm im Vergleich zu den Prüfungen der letzten Tage: Eine kleine Teilnehmendenzahl und zwei Kolleginnen, die die Aufsichten übernahmen und, da schon eingearbeitet, selbstständig arbeiteten und keine Fragen hatten. Ich konnte also gut Hintergrundverantwortung und Fluraufsicht übernehmen und sonst meine etwas vernachlässigten Mails und administrativen Aufgaben abarbeiten. Auch zum Essen hatte ich Zeit (der Liebste hatte „Schnitzelweckle“ vorgeschlagen, weil wir ja am Vortag vegane Schnitzel angebraten hatten und er Brötchen geholt hatte – das war gut, aber Schnitzel ohne Brötchen finde ich nichtsdestotrotz besser als Schnitzel mit Brötchen).
Zwei Kolleginnen von mir waren etwas überraschend auch da, sodass wir phasenweise zu dritt im Büro waren (mit Maske und offenem Fenster). Ein kleines bisschen nervig, denn sie hatten weder eingetragen, dass sie nicht im Home Office sind, noch andere Räume zum Arbeiten gebucht. Nun ja. Es war am Ende alles okay, aber ich mache mir schon etwas Gedanken, wie das mal in einer „wieder normalen“ Zeit werden wird. Ich kann mir auf jeden Fall konzentriertes Arbeiten mit anderen zusammen im Büro kaum mehr vorstellen. (Um ehrlich zu sein, hatte das mit dem konzentrierten Arbeiten schon vor Corona im Büro nicht geklappt, wenn alle da waren.)
Die Prüfung ging gut und ich hoffe, die Resultate sind auch okay (es waren einige Leute dabei, die beim letzten Mal durchgefallen waren und jetzt wiederholen mussten). Mit der Nachbereitung und allem weiteren Drum und Dran war ich um halb sechs fertig und kam damit zu einer angenehm normalen Zeit heim. Meine Chefin gab mir noch für den Feierabend und zur Feier des überstandenen Prüfungsmarathons ein gekühltes Bier mit auf den Weg, ein Wegebier sozusagen. Ich trug es aber ungeöffnet nach Hause.
Daheim war der Liebste schon wieder am Fräsen. Ich machte die Tür zur Werkstatt zu (so eine CNC-Fräse ist ziemlich laut), setzte mich mit ihm auf die Gartenterrasse und wir teilten uns die Flasche Bier, die immer noch schön kühl war. Der Abend war richtig angenehm sonnig und warm und ich genoss das Gefühl, dass die Anspannung der letzten Wochen langsam wegsickerte.
Wieder drinnen kümmerte der Liebste sich um das Abendessen: Ein etwas improvisiertes Ratatouille, bei dem er mehr oder weniger alles, was noch so in der Gemüseschublade rumlag, in den Ofen packte und mit einem Schuss Rotwein, Oregano und einem Glas gestückter Tomaten in irgendwie mediterran verwandelte, dazu ein paar Nudeln. Ich machte währenddessen den Wochenplan für die Woche (hatte am Sonntag keine Lust mehr gehabt) und bestellte die Biokiste. Anschließend Sofa, Youtube, Raumschiffe wie gehabt, etwas Schokopudding als Nachtisch. Und etwas ganz, ganz Spannendes, eine fast-Premiere sozusagen: Ich nahm mein Handy und leierte für die nächsten Tage ein paar richtige Treffen mit richtigen Menschen im privaten Kontext an. Schon lang nicht mehr gemacht und wieder ungewohnt. Aber es klappt noch, ich machte gleich mal ein Spiele-Treffen mit einer sehr alten Freundin aus. Freue mich sehr.