Die Nacht war ganz okay, am Morgen wachte ich um Viertel nach sieben auf (hey, Urlaubsmodus). Es hatte erstaunlich abgekühlt, das Thermometer zeigte nur 19 Grad im Schlafzimmer. Etwas zu kühl für die dünne Decke. Trotzdem machte ich im Wohnzimmer erst einmal die Balkontür auf, um die stickige Luft (und den Kater) rauszulassen. Dann einen gemütlichen Tee, während der Liebste sich um das Geburtstagsfrühstück kümmerte: Ich hatte mir endlich einmal wieder ein richtig großes English Breakfast gewünscht. Das bedeutete auch keine traditionelle Torte zum Frühstück – die Torte gab es dann später.
Nach einem üppigen Frühstück und einmal Waschmaschine befüllen (und ein paar Nachrichten auf dem Handy beantworten) machten der Liebste und ich uns auf in die Stadt zu unserem ersten (und einzigen organisierten) Programmpunkt: Wir hatten einen Termin zum „Keramik selbst bemalen“ gebucht. Klingt sehr öko-spießig, ist es auch, aber who cares?
Das Wetter war bewölkt und durchwachsen angekündigt, deshalb waren wir relativ warm angezogen und hatten auch Strickjäckchen und Regenschirm eingepackt – ein Fehler, wie sich schnell herausstellte, es war sonnig und ziemlich warm. Im Keramikladen bekamen wir erst eine kleine Einführung und konnten uns Farben und Motive überlegen, dann richtete uns die Besitzerin Sitzplätze im Freien und stellte uns einen Sonnenschirm auf. Das war super, denn so konnten wir die Maske absetzen und im Schatten an der frischen Luft sein, draußen war es wirklich angenehm.
Wir pinselten, tupften und musterten bis halb eins, ein sehr gemütlicher Vormittag. Die Produkte (zwei Suppenschalen) müssen jetzt noch gebrannt werden und können dann in ca. zehn Tagen abgeholt werden. Ich bin schon sehr gespannt.
Bevor wir zum Mittagessen gingen, rief ich bei einem japanischen Restaurant in der Südstadt an und reservierte einen Tisch für abends. Dann eine Runde Falafelteller im Vegi, der leider gar nicht gut war (die Falafel trocken, das Fladenbrot gummiartig, der Hummus lächerlich – mal ehrlich, wie kann man Hummus falsch machen? – und das Hefeweizen – Sanwald – einfach eklig). Naja, was soll’s, man konnte alles essen, die Atmosphäre war nett und wir waren am Ende satt. Den Kaffee nahmen wir aber nicht im Vegi, sondern gingen stattdessen zu Michele für einen doppelten Espresso und dazu ein Glas Prosecco zum Anstoßen auf der Terrasse. Sowohl Espresso als auch Prosecco waren sehr gut, aber das war auch nicht anders zu erwarten.
Zum Verdauen und Wachwerden machten wir dann einen kleinen Spaziergang den Neckar entlang übers Stauwehr in die Südstadt. So langsam begannen sich die Wolken zusammenzuziehen und es wurde etwas kühler. Wir machten noch einen Zwischenstopp bei unserem Lieblingscafé in der Südstadt und hatten einen (sehr guten) Sojamilchkaffee. Etwas entsetzt war ich, als sich direkt neben uns vier Frauen mit insgesamt acht kleinen Kindern und Eistüten niederließen (nicht meine Vorstellung von ruhigem Kaffeetrinken). Die Kinder waren aber nett und nicht sonderlich laut (natürlich trotzdem kindlich-laut, aber das ist ja okay). Die Gruppe waren Russen und der Liebste und ich fragten uns, ob die Russen ihre Kinder besser erziehen als die Deutschen – ich habe schon oft in Cafés und Restaurants erlebt, wie zwei oder drei Frauen sich treffen und die ganze Zeit quatschen und ihre Kinder dabei völlig ignorieren, während diese das komplette Café auseinandernehmen und alle anderen Gäste belästigen. Naja, wahrscheinlich eine unzuverlässige Verallgemeinerung, man bekommt ja im Normalfall nur die negativen Erlebnisse mit.
Nach dem letzten Café-Stopp gingen wir heim und schnitten dort die Geburtstagstorte an – normalerweise mache ich das immer noch im Schlafanzug. Fazit: Sehr gute Torte, sehr mächtig, der säuerliche Quark-Geschmack vielleicht etwas zu dominant (die Creme war eine Mischung aus Skyr und Sour Cream, beides vegan logischerweise). Wir aßen jeder zwei Stück, was ziemlich verrückt war. Danach mussten wir uns erst einmal mit dicken Bäuchen auf Sofa legen und ein bisschen lesen und die Ruhe genießen. Wir hatten seit morgens um zehn den ganzen Tag soziale Interaktion gehabt und ich merkte schon, dass ich etwas aus der Übung war: relativ schnell ungeduldig, schnell gestresst und etwas dünnhäutig. Also inkompetente Kellner:innen, schlechter Service, Wartezeiten usw. haben mich ja immer schon sehr gestört, aber ich hatte das Gefühl, meine Toleranzgrenze war nochmal weiter unten (außer ein bisschen Wartezeit und schlechtem Essen im Vegi hatte sich die Gastro sonst eigentlich gut dargestellt). Auf jeden Fall war Ruhe auf dem Sofa eine gute Idee. Da konnte ich auch gleich noch ein paar Leuten antworten, die mir geschrieben hatten, und der Liebste konnte sich um eine weitere Maschine Wäsche kümmern.
Gegen sieben machten wir uns dann zum Abendessen ins japanische Restaurant auf. Japanisch ist ja nicht so mein Fall, aber ich dachte, ich könnte mal wieder einen Versuch wagen, vor allem da das Restaurant auch ein ganz gutes veganes Angebot hat. Leider hatten sie Corona- und personalmangelbedingt eine abgespeckte Karte und boten nur Sushi an. Sushi finde ich ja nun ein wirklich ausgesprochen langweiliges Essen, aber auch hier galt: Ich hatte es schon lang nicht mehr, vielleicht sollte ich mich mal wieder darauf einlassen. Nun ja, was kann ich sagen: Mein Eindruck hat sich nicht sonderlich verändert. Es gab eine Sorte im Tempurateig frittierter Sushirollen, die gut waren, der Rest halt… naja, langweilig. Wahrscheinlich hätte man bei der Füllung einfallsreicher sein können, oder die Sachen besser würzen…? Die einzige Würze waren die Schälchen mit Sojasoße, und diese war so unglaublich salzig, dass ich sie quasi nicht nehmen konnte. Dazu noch das lästige Essen mit Stäbchen… und das Restaurant bot natürlich nur Luca zum Einchecken an… oh well. Das Essen war nicht schlecht und wir unterhielten uns auch gut, aber insgesamt würde ich nicht unbedingt so schnell wieder hingehen. Immerhin war es ein bisschen Abwechslung (so richtig, richtig gut vegan essen kann man in unserem etwas kaffigen Städtchen eigentlich nicht, zumindest nicht im Restaurant, dazu müsste man nach Stuttgart). Es war aber trotzdem ein schöner Abend, bei der Begleitung auch kaum anders zu erwarten. Nach einer Stunde gingen wir um kurz vor neun heim, während es schon dunkel wurde und am Horizont grummelte. Kaum daheim, setzte dann der Regen ein.
Daheim ließen wir dann das Internet aus und quatschten stattdessen noch ein bisschen, ich beantwortete noch ein paar Geburtstagsnachrichten, wir nahmen einen Absacker in Form einer gebrannten Birne, und um zehn gingen wir dann sehr zufrieden ins Bett.