Nach einer längeren Wachliege-Phase hatte ich tatsächlich durchgeschlafen – ein Hoch auf Urlaub und gute Schlafsofas! Ich stand gegen Viertel vor sieben auf und konnte so noch Neffe A verabschieden, bevor er zum Zug musste. Neffe T war schon gegangen, R war auch auf dem Sprung: Offensichtlich fangen in dem Haus alle früh mit der Arbeit an. Da ich meistens erst zwischen halb neun und neun starte, hatte ich gleich ein bisschen ein schlechtes Gewissen. (Allerdings arbeite ich abends länger, am Ende gleicht sich alles aus.)
Der Liebste schlief bis acht, ich leistete S bei einer Tasse Tee Gesellschaft, während sie ein schnelles Müsli aß und wir den Tag etwas planten. Leider war das Brot, das wir eigentlich zum Frühstück essen wollten, an einer Stelle schimmlig – also war der erste Punkt des Tages ein Gang zum Bäcker. Nachdem der Liebste wach war und seine erste Tasse Tee gehabt hatte, verabschiedeten wir S, die ein paar Dinge in der Stadt erledigen musste, gingen duschen und dann aus dem Haus zum Bäcker um die Ecke und zum Penny.
In einem Penny bin ich schon ewig nicht mehr gewesen, und dieser war vom Sortiment her am ehesten so, wie ich die Discounter aus den 90er Jahren kannte. Aber auch er hatte Pflanzenmilch (wir holten einen Liter Hafermilch, damit wir für die geplanten Tonnen Kaffee auf jeden Fall genug hatten) und auch sonst einige vegane Sachen, Tofu und so weiter, natürlich auch relativ viele „Ersatzprodukte“. Für den Abend war ein Nudelsalat geplant und wir nahmen dafür spontan einen veganen Feta von der Penny-Eigenmarke mit. Dann noch zum Bäcker, gegen halb zehn waren wir wieder daheim und konnten frühstücken (Brötchen mit Aufstrich, S hatte zwei Aufstrichsorten von Allos daheim, die wir normalerweise nicht kaufen, aber wir könnten es uns überlegen, sie waren nämlich wirklich lecker).
Nach etwas Kaffeepause und Urlaubs-Gemütlichkeit kümmerte S sich dann um ein paar Punkte auf ihrer Liste (Nudelsalat, schnelles Mittagessen und weiteres, sie musste ab mittags bis drei arbeiten) und der Liebste und ich machten uns auf den Weg in die Innenstadt.
Ich war wie gesagt schon ewig nicht mehr in Konstanz gewesen. Super Wetter, erster Ferientag, niedrige Inzidenzen – leider hatten außer uns viele, viele andere Menschen auch die Idee gehabt. Konstanz ist ja immer schon ein Touristenort gewesen, aber so schlimm hatte ich es nicht in Erinnerung. Nun ja. Wir mäanderten etwas durch die Altstadt, verwarfen die Idee, uns in ein Café zu setzen (überall lange Schlangen), schauten uns die Läden von außen an, warfen einen Blick über die Schweizer Grenze (eher aus Versehen), gingen in einen großen Biergarten am Wasser für ein alkoholfreies Hefe (dort war es auch relativ voll, aber wir fanden einen Schattenplatz), schauten uns ein paar Fährschiffe an und setzten uns schließlich einfach auf eine Bank am Ufer, um den Motorbooten und den Kormoranen zuzusehen.
Eigentlich hatten wir geplant, das Mittagessen ausfallen zu lassen (spätes Frühstück und auch Pläne für den Nachmittag), aber gegen Viertel vor zwei merkte der Liebste, dass das wahrscheinlich etwas lang werden würde. Wir fanden in einer ruhigen Seitengasse einen winzig kleinen Laden, der veganen Hummus, Pita, Salat und ähnliches anbot. Sah alles sehr gut aus und war alles sehr niedlich, nur klappte das Essen leider nicht, weil der Kellner unsere Bestellung vergaß – als der Liebste nachfragte, hatte er noch nicht einmal angefangen. Wir wollten um drei wieder daheim sein, das wurde alles sehr knapp und hektisch. Deshalb bestellten wir das Essen wieder ab und gingen mit leerem Magen (und etwas enttäuscht) zurück. Daheim inhalierte der Liebste dann eines der morgens gekauften Brötchen, ich aß eine halbe Packung Schokokekse (überhaupt nicht lecker, aber aus der Not heraus…), dann teilten wir uns noch einen Apfel und waren damit einigermaßen satt.
Um Viertel nach drei waren S und R beide mit der Arbeit fertig. Das Wetter war super, Stadt hatten wir wahrlich genug gehabt: Also zum See. Der Liebste und ich packten alle unsere Sachen wieder zusammen, wir luden Picknickgeschirr und Essen ein (Brötchen, Nudelsalat, Kaffee in Thermoskannen) und fuhren dann in zwei Autos los. R’s Familie hat ca. eine halbe Stunde außerhalb von Konstanz ein kleines Grundstück: Eine Wiese mit ein paar Büschen, einem kleinen Holzschuppen und: direktem Wasserzugang. Da das Grundstück direkt im Naturschutzgebiet liegt und baulich überhaupt gar nicht verändert werden darf (sogar der Schuppen steht dort nur, weil er alt ist und deshalb eine Art Bestandsschutz hat), ist es einfach nur ein Stück Natur, das sich zu nichts außer zum Picknicken und Schwimmen eignet – und genau das machten wir dann auch. Nach der Anfahrt erst einmal in den See: Das Wasser war ordentlich kalt, aber nach ein paar Minuten hatte ich mich dran gewöhnt. Womit ich nicht gerechnet hatte, war, wie anstrengend ich das „Rumplanschen“ fand. Wandern hin oder her, ich bin immer noch eine ganze Ecke weniger fit, als ich es gern hätte.
Nach so zwanzig Minuten hatten wir genug vom Wasser, trockneten uns ab und legten uns ein bisschen in die Sonne. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir dann auf den Campingstühlen (die im Schuppen verstaut sind), aßen die Picknickvorräte leer (der vegane Feta machte sich ausgesprochen gut im Nudelsalat, den kann man sich tatsächlich merken), unterhielten uns und schauten auf den See. Nach der trubeligen und vollen Stadt war das das perfekte Kontrastprogramm und sehr gemütlich. Mir wurde nur irgendwann etwas kalt, aber wir hatten ja den Koffer im Auto, ich wechselte also in Jeans, Socken und Turnschuhe. So hätten wir noch ewig sitzen bleiben können, aber wir wollten auch nicht zu spät nach Hause, dort wartete schließlich ein Kater auf uns. So packten wir gegen sieben unsere Sachen zusammen, verabschiedeten uns (nicht gerade tränenreich, aber schon wehmütig – die zwei Tage Besuch waren schnell rumgegangen) und fuhren wieder heim.
Wir hatten durch die Anfahrt zum Badplatz schon ungefähr eine halbe Stunde Fahrt gespart und waren schnell auf der Autobahn. Der Liebste startete mit Fahren, ich hatte ein bisschen Bauchweh und war müde und froh, mich erst einmal nicht konzentrieren zu müssen. Irgendwann wurde der Liebste müde, wir tauschten und ich fuhr die restliche Strecke heim – auch gut. Der Verkehr war okay, wir fuhren ja entgegen der Ferienanfangs-Reiseverkehrsrichtung nach Norden und kamen gut durch, um halb neun waren wir daheim.
Daheim sahen wir zunächst, dass die dringend erwarteten Bahncards im Briefkasten lagen und das bestellte Katzentrockenfutter vor der Tür stand: zwei wichtige Punkte abgehakt. Wir packten den Koffer aus, der Liebste brachte das Auto weg und schaute nach den Mäusen der Nachbarn (sie hatten sich um den Kater gekümmert und waren jetzt selbst weggefahren, wir übernahmen die Fütterung ihrer Mäuse, wenn sie wieder zurückkommen, fahren wir los und sie übernehmen den Kater wieder – haustierabhängige Urlaubsplanung). Apropos Kater: Der war im Garten und kam gleich angerannt, marschierte laut miauend um uns herum, ließ sich Leckerchen geben und wich mir quasi nicht von der Seite, während ich die Staudenbeete goss und im Garten ein bisschen nach dem Rechten schaute. Der Liebste kam irgendwann mit zwei Gläsern Riesling dazu, wir setzten uns auf die Terrasse und schauten ins Grüne. Als es dunkel wurde, wechselten wir auf den Balkon, ich machte eine Gartenkerze an (wir haben noch von unserer Hochzeit (!) ungefähr 30 Gartenkerzen, die werden bis zur Rente reichen) und wir teilten uns eine Tüte Chips. Dann gingen wir einmal schnell unter die Dusche, das Bodenseewasser abspülen, und verschwanden dann, vom schnurrenden Kater begleitet, hoch ins Bett.