Ich begann meinen Tag um Viertel nach acht mit der nicht ganz neuen Erkenntnis, dass lang schlafen nicht unbedingt mehr wach bedeutet. Der Liebste war schon aufgestanden und beschäftigte sich mit der Zeitung (nur Quatsch drin), ich ließ mir Zeit zum Aufwachen (klappte so halb). Da wir beide nicht ganz auf der Höhe waren (der Liebste dazu noch verkatert), passierte den Vormittag über eigentlich nichts von Belang. Ein Porridge zum Frühstück, einmal quer durchs Internet lesen, ich schaute nach der Nachbarsmaus. Irgendwann heizte der Liebste den Ofen an, vor dem Fenster herbstlicher Dauerregen bei 17 Grad. Unsere Samstagspläne (wir hatten eigentlich in tausend Geschäfte gehen wollen) erledigten sich von selbst.
Mittags machten wir eine Art Vesper: Der Liebste briet vegane Bratwürstchen von der Rügenwalder Mühle an (sehr fettig, komische Konsistenz, unangenehm stark nach Schweinefleisch schmeckend, muss man nicht wieder kaufen), wir hatten noch einen Rest Reissalat, der auch mit in die Pfanne kam (aufgewärmt war er besser), dazu Brot mit Sandwichcreme, eine große Schüssel Blattsalat und ein Glas Daikon Kimchi.
Hm. Auf das Kimchi war ich ziemlich gespannt, aber so richtig vom Hocker hat es mich jetzt nicht gehauen. Ordentlich scharf, aber vor allem von einer unangenehmen Schärfe durch den Rettich (die Peperoni dagegen merkte man nicht so), dazu sehr sauer. Ich denke, die traditionelle Chinakohl-Variante würde mir mehr zusagen. Ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, selbst Kimchi zu machen, vielleicht starte ich mal einen Anlauf. (…kommt auf die Ausprobieren-Liste auf Platz Dreihundertvierundneunzig.)
Nach dem Essen Sofazeit mit Espresso und Schokolade und einem schnurrenden Kater neben uns, und weil es mittlerweile durch den Ofen sehr warm im Wohnzimmer war und ich sowieso im Wochenendtrott und müde und überhaupt, schlief ich komplett tief und fest ein. Nichts gegen Powernaps, im Gegenteil, ich bin eine große Verfechterin von Powernaps, aber mehrere Stunden im Tiefschlaf sind doch eher kontraproduktiv. Als ich aufwachte, war es gefühlt schon früher Abend (in Wirklichkeit halb vier, aber draußen total dunkel) und ich war völlig matschig im Kopf. Ich starrte also missmutig und antriebslos abwechselnd aus dem Fenster und in meinen Laptop, las mir das Gemecker auf Twitter durch und dachte darüber nach, dass allen Ernstes die Jahreszeit für Sommerdrinks jetzt schon wieder vorbei ist. Was trinkt man, wenn es kalt wird? (Der Liebste brachte Glühwein ins Spiel, aber darauf habe ich tatsächlich nur einen Vierteltag im Jahr Lust und bereue das normalerweise schon nach einer halben Tasse. Grog, vielleicht?)
Gegen fünf hatte es sich ausgeregnet und war zwar nicht gerade sonnig und schön, aber trocken genug, sodass wir uns gezwungenermaßen einmal vom Sofa wegbewegten, um den Wocheneinkauf beim Alnatura zu erledigen. Immer noch wenige Leute da, die sind vermutlich alle im Süden in der Sonne und bringen in zwei Wochen das Virus zu uns zurück oder so. Wir verzichteten auf Pilze für ein englisches Frühstück am Sonntag, weil wir mittags das restliche Brot aufgegessen hatten und ich einen Brotteig ansetzen wollte, der dann aber erst am Sonntagvormittag (und damit zu spät fürs Frühstück) fertig wäre, beim Alnatura wollten wir kein Brot kaufen, weil das manchmal nicht so lecker ist und schnell trocken wird und außerdem einiges davon nicht vegan ist, und unser Lieblingsbäcker hatte schon zu, weil es ja schon halb sechs war, es ist kompliziert. Keine Pilze auf jeden Fall, dafür nahm ich als Trotzhandlung eine Flasche Prosecco mit, falls es in den nächsten Wochen doch noch einen schönen Spätsommertag gibt, außerdem lasse ich mir vom Wetter doch nicht meine Drinks vorschreiben.
Wieder daheim versorgte der Liebste die Nachbarsmaus und ich die Einkäufe, dann gingen wir drei Straßen weiter die Blumen bei der urlaubenden Freundin gießen (bis jetzt lebt alles noch). Dadurch hatten wir wenigstens noch zwanzig Minuten Bewegung, das gilt irgendwie auch.
Dann kochen: Ein wirklich großer Topf Grah (kroatische Bohnensuppe, bei uns mit Pilzen und Seitan aufgepeppt und Gagh genannt), sehr lecker, dazu ein Feierabendbier für mich (kein Alkohol für den Liebsten). Außerdem setzte ich noch einen Brotteig an, wenn wir schon im Alnatura aufs Brotkaufen verzichtet hatten.
Unsere lustlose Stimmung hielt abends an, wir wollten keine Raumschiffe (trotz Gagh) und auch kein YouTube, der Liebste suchte also etwas auf Netflix rum. Dort landeten wir am Ende bei einer Doku-Serie über die Formel 1. Ich weiß noch nicht so genau, was ich davon halten soll (Formel 1 finde ich ja tendenziell eher albern und die Doku in ihrem beweihräuchernden Ton half nicht wirklich, den Eindruck zu ändern), aber einigermaßen unterhaltsam war es schon, mehr oder weniger. Sie fahren halt immer im Kreis und am Ende über eine Linie.