Beim Aufwachen noch eher trübe Gedanken, das änderte sich zumindest ein wenig, als der Liebste die Tageszeitung nahm und mit den Worten „es gibt Frieden!“ etwas überenthusiastisch vom Teil-Truppenabzug der russischen Truppen berichtete. Ich glaube das zwar erst, wenn es dann wirklich soweit ist (und Abzug von Kiew bedeutet ja noch lange nicht raus aus dem Land), aber es war zumindest endlich einmal, seit Wochen, wieder eine etwas hoffnungsvollere Nachricht.
Nichtsdestotrotz Alltag, draußen regnete es endlich, aber trotzdem recht trübe Atmosphäre. Aber der Liebste hatte Home Office geplant, ich hatte nicht zu viele Termine, die Aussichten waren also für den Tag ganz gut. Zunächst startete ich mit kurzem Frühstück (Brot mit Bresso) und dann einer Stunde Yogakurs. Den linken Arm konnte ich schon wieder fast gar nicht heben, aber davon mal abgesehen alles prima, ich fühlte mich sehr entspannt (und schmerzfrei) danach.
Ab halb zehn im Arbeitszimmer: ein paar Beratungen, viel administrative Arbeit. Die Prüfungstermine im April und Mai werden sehr nachgefragt, die Leute brauchen einfach die Zertifikate für Arbeitgeber und Uni, und da man ja wieder „normal“ arbeiten und studieren kann (lol, normal), gibt es ein bisschen was zu tun.
Für die Mittagspause ließen wir uns etwas mehr Zeit: Nudeln in Hafersahne, danach Espresso, und dann hatten wir einfach überhaupt keine Lust mehr auf Fastenzeit und Verzicht und überhaupt, und außerdem hatten wir Äpfel. Also ein Apfelkuchenbeschluss. Wir suchten ein Rezept raus, der Liebste kümmerte sich ein bisschen um die Wäsche, etwas Kreuzworträtsel, dann machten wir einen Mürbteig und packten ihn in den Kühlschrank.
Ab zwei arbeitete ich weiter, ein paar sehr nette Beratungsgespräche, etwas Unterrichtsvorbereitung. Irgendwann gegen fünf zog ein Geruch von gedünsteten Äpfeln in Zimt durchs Haus, Arbeit unter schwierigen Bedingungen, ich blieb aber trotzdem tapfer im Arbeitszimmer und hatte noch einen letzten Einzelunterricht (ein sehr netter Mensch, wir hatten unseren – vorerst – letzten Termin zusammen, er wird mir fehlen, aber auch gut, Unterrichtssequenzen abzuschließen).
Um Viertel nach sieben war ich mit der Arbeit fertig und machte mich mit dem Liebsten zusammen ans Kochen. (Der Apfelkuchen war währenddessen am Auskühlen. Hihi.) Nicole Just hat letztes Jahr ein neues Kochbuch herausgebracht, und da ich ihre Kochbücher sehr mag (ihr erstes „Veganista“-Kochbuch war eines unserer ersten veganen Kochbücher, als wir 2013 auf vegane Ernährung umstellten), habe ich es letzte Woche mal bestellt. Sehr positiv: Die Kapitel sind nach Jahreszeiten sortiert, was mir immer sehr gefällt, und innerhalb jedes Jahreszeitenkapitels dann nach Unterkategorien (zum Mitnehmen, One Pot, Schneller Teller, Wochenend-Essen, Süßes). Schlaue Struktur. Was mich gar nicht anspricht, ist die Foodfotografie (ich bin so froh, wenn dieser bescheuerte Trend aufhört, Salat in Einmachgläser zu stopfen, außerdem gehört Soße übers Essen und nicht in Klecksen verteilt drum herum), und es sind ein paar zu viele Mehr-Komponenten-Essen dabei für meinen Geschmack, im Stil von Dings mit Dings und Dings („Grünkohl-Falafelbällchen mit Radieschensalat und Kräuterdip“), was nicht so meine Art zu essen ist und außerdem den Kochaufwand ziemlich erhöht, finde ich.
Egal, auf jeden Fall hatten wir für den Abend ein neues Rezept aus ihrem Kochbuch geplant („One Pot“, was schlicht und einfach ein Eintopf war, der Begriff One Pot wird auch mittlerweile inflationär verwendet): Belugalinsen indisch angehaucht, mit einer Tonne Ingwer, Tomaten, Kartoffelwürfeln, Sellerie. So eine Mischung aus Linseneintopf und Dhal, sehr gut. Und danach, logisch, ein erstes noch lauwarmes Stück Apfelkuchen. Sehr gut. Dazu ein paar queere Jungs, und das war ein ganz erfolgreicher Tagesabschluss.