Eine richtig gute Nacht – ich wachte um halb sieben auf und fühlte mich ausgeschlafen. Also nicht gerade zum Bäume-Ausreißen, aber doch recht gut gelaunt und so. Ich hatte mir fest vorgenommen, von meiner ewigen Erlediliste ein paar Sachen auf den hinteren Plätzen anzugehen, aber dringende Termine hatte ich nicht. Außerdem hatten der Liebste und ich Home Office geplant – abhängig davon, wie das Internet laufen würde. Ich war also guter Hoffnung auf einen ruhigen Freitag. Im Nachhinein geschrieben: Lol.
Für das Frühstück setzte der Liebste sich aufs Fahrrad und holte einen Laib Brot und frische Brötchen (und Croissants und Brezeln und… wenn man hungrig einkaufen geht). Nach dem (sehr reichlichen) Frühstück waren wir um halb neun in unseren jeweiligen Arbeitszimmern.
Am Vormittag hatte ich einen guten Einzelunterricht und arbeitete dann ein paar administrative Sachen ab. Alles prima bis um kurz vor zwölf, wo ich von einem Kollegen über Teams angerufen wurde. Der ist nächste Woche weg und hatte noch ein paar Fragen. Ich sagte ihm, nicht so schlimm, ein paar seiner Fragen könne er auch übernächste Woche klären, wenn er von seiner Konferenz wieder zurück sei: „Äh nö, da bin ich in der Bretagne.“ Nein nein, da müsse er sich in der Woche vertan habe, denn übernächste Woche sei ja die große Prüfung im neuen Format, bei der er zwingend dabei sein müsse. Äh. Nö, war er nicht. Hatte er mir das nicht gesagt…?
Mir fiel erst einmal die Kinnlade runter. Dass er an dem Termin nicht da war, davon war nie die Rede gewesen und es war völlig ausgeschlossen, dass ich die Prüfung allein abnehme. Ich hielt mich etwas mit Ausrasten zurück, aber nonverbal wurde schon klar, was ich davon hielt, und der Kollege bekam ein etwas schlechtes Gewissen (völlig zu Recht). Er machte zunächst ein paar absurde Vorschläge (könnte nicht die Azubi… lol, nein) und versprach dann, sich um eine Vertretung zu kümmern.
Überhaupt nicht hilfreich war, dass genau während dieses Termins das Internet wieder schlapp machte, ich also gerade mal so Teams benutzen konnte, aber auf keine Webseite und nichts sonst Zugriff hatte. So un-fass-bar nervig. Nach dem Gespräch klagte ich erst einmal dem Liebsten mein Leid. Der hatte am Vormittag sein Meeting online gut machen können, aber jetzt ging bei ihm auch nichts mehr. Ich ging noch einmal für eine halbe Stunde nach oben, sah, dass der Kollege sich schon wieder gemeldet hatte: Er hatte einen zweiten Kollegen aktiviert, der sich sämtliche Termine verlegt hatte und jetzt den ganzen Prüfungstag zur Verfügung stand. Und in den Bereich sowieso eingearbeitet werden musste, es war also eigentlich ganz praktisch und ich war so halb versöhnt. (Aber nur halb, es wird für mich trotzdem deutlich stressiger in diesem ja nicht gerade stressarmen Monat.)
Danach fuhr ich den Rechner runter, es war halb eins und Mittagszeit und es klappte sowieso nichts mehr. Wir machten die zweite Hälfte Minestrone heiß (eine Riesenportion, es blieb noch was übrig), dann nahm ich mir noch eine Tasse Tee, packte meine Sachen und machte mich auf den Weg ins Büro, und btw so viel zum Thema Sachen von den hinteren Plätzen der Erlediliste, haha, mit den diversen Meetings und noch ein paar Nachrichten am Vormittag, die abgearbeitet werden mussten, und dann dem wackeligen Internet hatte ich natürlich wieder nur das Normalprogramm hingekriegt.
Um zwei war ich im Büro (ich kam trocken hin, den ganzen Tag war es drückend und sah nach Gewitter aus, aber es blieb bei ein paar Regentropfen) und traf dort einen Mann vor der Tür, der einen Termin am Donnerstag um drei gehabt hatte und deshalb am Freitag um zwei kam, klar (der Empfang ist ab eins am Freitag eigentlich nicht mehr besetzt). Ich holte die nicht sehr erfreute Kollegin aus dem Zimmer, damit sie sich um den terminlich verwirrten Kunden kümmern konnte, und suchte mir dann einen freien Raum (ich hatte ja eigentlich nicht geplant zu kommen und deshalb keinen Raum gebucht, es war aber was frei, nur halt nicht „mein“ Büro).
Dort arbeitete ich auf jeden Fall die nächsten Stunden ungestört vor mich hin: Wenigstens das klappte. Es gab auch keine Mails und Teamsnachrichten mehr (der Rest der Arbeitswelt war offensichtlich schon in den Pfingstferien) und ich konnte den kompletten Unterricht für den Dienstag vorbereiten und noch die letzten administrativen Sachen erledigen. Um zwanzig nach fünf fuhr ich den Rechner runter, schaute mit der letzten verbliebenen Kollegin nach den Räumen und war schon quasi zur Tür draußen, da sahen wir noch einen Umschlag mit Dokumenten, der halb aus dem Briefkasten hervorschaute (erstens: Warum kann der Postbote den Umschlag nicht ordentlich einwerfen, der Kasten wäre groß genug, zweitens: Hat da den ganzen Tag niemand die Post rausgeholt oder was). Nachdem wir die Post verräumt hatten, waren wir um halb sechs endgültig bereit fürs lange Wochenende.
Der Liebste saß daheim im Arbeitszimmer und schaute missmutig auf sein kleines Script, mit dem er die Internetverbindung regelmäßig messen konnte: Seit vier Uhr war die Leitung komplett tot, zwischenzeitlich hatten wir sogar kein Festnetz mehr gehabt. Er hatte noch einmal beim Support angerufen: „Ah ja, ich sehe, dass da noch ein Ticket offen ist… ich versuche den Call bei der Telekom weiter vorn zu platzieren, was Anderes kann ich jetzt leider nicht machen…“
Ich holte mir erst einmal einen Tee und fütterte den Kater, dann machten wir uns ein Feierabendbier auf und versuchten, rein durch strenges Anstarren die Leitung wieder aufzuwecken. Und da das erwartungsgemäß nicht klappte, machten wir uns auf den Weg zu unserem Stamm-Weinhändler in der Nachbarschaft – unser Weißweinkühlschrank war so gut wie komplett leer. (Eigentlich ist es ein Getränke-Kühlschrank, neben Weißwein und Rosé findet man dort auch Bier und vor allem gekühlte Hafermilch – es ist also nicht nur Alkohol.)
Durch das Feierabendbier waren wir beide schon leicht angeschickert und außerdem latent frustriert durch die Internetgeschichte, das erklärt vermutlich, warum wir beim Weinhändler einmal durch die Regale gingen und kartonweise Weißwein und Rosé aus fünf Ländern mitnahmen (Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich, Portugal). Egal, der Sommer hat ja gerade erst angefangen (und der Weinhändler bekam kurz vor Ladenschluss noch einmal ein bisschen Umsatz). Wieder daheim ließen wir für diesen Abend die Weinflaschen allerdings zu, der Wein war sowieso noch nicht kühl und ich hatte nach dem Bier erst einmal genug.
Dem Liebsten war warm, und er hatte mit Wäsche und Wochenendeinkauf (hatte er am Nachmittag schon gemacht, um den Samstag frei zu haben) schon genug erledigt: Das Abendessen übernahm ich allein, Pasta alla Norma ohne Ricotta, haha. In Olivenöl angebratene Auberginenwürfel, mit einer Tomatensauce (mit Kapern, Kräutern und viel Knoblauch) vermischt, das alles über Penne. Eigentlich hätte noch frischer Basilikum drüber gehört, wir hatten aber leider keinen da. (frischer Basilikum hat in unserem Haus wenig Überlebenschancen.)
Egal, sehr leckeres Essen. Da der Liebste beim Einkaufen gleich frische Erdbeeren geholt hatte, gab es als Nachtisch Erdbeeren mit Kokosjoghurt, auch eine feine Kombination. Und dazu etwas Blaulichtporno, nachdem der Liebste mit seinem Handy einen Hotspot gemacht hatte (Internet immer noch komplett weg). Mit dem Handy funktionierte es einwandfrei, es ist wirklich sehr absurd.