Um kurz vor sechs wachte ich auf, was angesichts einer Schlafenszeit von 1 Uhr nachts eher nicht so furchtbar lang war. Ich stand auf, fütterte den Kater (der ganz brav erst dann zu miauen begann, als er mich oben rumoren hörte) und legte mich dann noch einmal für eine Stunde hin, konnte aber nicht mehr schlafen. Um sieben wollte ich schließlich Tee, also stand ich auf, um leider festzustellen, dass irgendjemand im Wohnzimmer die Fenster gekippt gelassen hatte. Und nachts wird es draußen momentan richtig kalt.
Tee, Zeitung, Laptop und Frieren, irgendwann stand der Liebste auch auf und ignorierte meine Beschwerden gekonnt, ging aber immerhin vor zum Viertel-Lieblingsbäcker, um für uns frische Brötchen zum Frühstück zu holen. Dazu eine Kanne Tee und ein ruhiger Morgen, wir waren beide recht müde. (Das trug vermutlich auch seinen Teil zum Frieren bei.)
Da die Sonne so allmählich rauskam, aber nicht wirklich dafür sorgte, dass es warm wurde, ging ich am späten Vormittag unter die Dusche, um mich aufzuwärmen – ja, das ist so komisch, wie es im Juli klingt. Danach war ich aber auf jeden Fall wach und alles gut, ich schnappte mir mein Buch und setzte mich erst ein bisschen auf den Balkon und als das zu unbequem wurde, ins Wohnzimmer. Dort las ich zufrieden vor mich hin, bis der Liebste auch einigermaßen ausgehfertig war und wir eine kleine Runde zum Alnatura machen konnten (nur wenig Einkäufe dieses Mal, wir waren schnell fertig).
Eigentlich hatten wir am Freitagabend geplant zu kochen, sodass wir am Samstag noch etwas übrig gehabt hätten, aber wir waren ja auf dem Stadtfest gewesen: Also Planänderung, ich räumte die Einkäufe weg und machte uns dann das für den Abend geplante Essen schon am Mittag: Cheezy Ofennudeln, ein One-Pot-Gericht aus Nicole Justs neuem Kochbuch. Ich stehe ja mit One Pot Pasta auf Kriegsfuß, das hier klappte wenigstens so halb: der halbe Liter Gemüsebrühe, den man zu den trockenen Nudeln in die Auflaufform kippte, sorgte dafür, dass nur ein bisschen von den unteren Nudeln matschig war, zwei Drittel gerade richtig und nur die obere Schicht komplett trocken und nicht durch. Im Vergleich zu anderen Kocherlebnissen war das geradezu okay. Ich hatte viel weniger Käsesauce genommen als im Rezept angegeben, deshalb gab es keine komplette Decke (obwohl ich versuchte, die Decke durch die Zucchini, Pilze und Tomaten zu erzeugen). Vielleicht wäre es damit besser gewesen, keine Ahnung. Essbar war es auf jeden Fall.
Während der Auflauf noch im Ofen war und ich gerade (um Viertel vor zwei) am Esstisch saß, gab es plötzlich einen Riesenknall – ich dachte zuerst, auf der Dachterrasse wäre irgendwas umgekippt – und dann einen zweiten, noch lauteren, als wäre irgendetwas auf unserem Haus abgestürzt. Das Haus vibrierte auch spürbar, es ging ein richtiger Ruck durchs Haus. Ich erschrak ziemlich und sprang vom Tisch auf, um oben nachzuschauen, ob irgendwas ins Hausdach eingeschlagen war, da sagte der Liebste schon: Das war ein Erdbeben. Wie bitte, was? Sind wir hier in San Francisco? Ich schnappte mir mein Handy und googelte „Erdbeben Tübingen heute“, und prompt war die erste Anzeige eine offizielle Warnmeldung im Sinn von „The US Geological Survey has detected an earthquake in your area. Stay calm and await instructions from local officials“.
Es ist nämlich so, dass man das manchmal vergisst, aber die Schwäbische Alb steht nicht einfach nur so in der Gegend rum, sondern ist der sichtbare, bergige Ausdruck des Zollerngrabens, der dort verläuft. Der ist zwar nicht ursächlich für die gehäuften Erdbeben (steht aber damit im geologischen Zusammenhang, es ist kompliziert), aber auf jeden Fall ist die Alb deshalb ein bekanntes Erdbebengebiet. Also, „bekannt“ – das war das erste Erdbeben, an das ich mich bewusst erinnern kann. Es gibt aber wohl immer wieder welche.
Nach dieser Erschütterung waren wir also auf jeden Fall beide wach, und nach Mittagessen und etwas Aufräumen und Katerbespaßung und etwas Zeit für uns gingen wir auf halb fünf los in die Stadt. Zunächst einmal zum neuen Altstadtrand-Café für einen Hafermilchkaffee. Die Schattenplätze waren dort alle besetzt und in der Sonne wurde es allmählich unangenehm heiß, wir setzten uns also auf ein paar große Steinstufen. Ich schaute noch einmal im Handy nach: Die Nachrichtenseiten hatten mittlerweile das Erdbeben auch, gemessen mit einer Stärke von 4,0 oder auch 4,1, je nachdem wo man nachschaute. Aber keine Schäden oder so, in erster Linie also für Geolog:innen interessant.
Nach dem Café gingen wir los in die Innenstadt zur zweiten Runde Stadtfest. Am Freitag waren wir ja nicht so angetan gewesen von der Musik und überhaupt, am Samstag war das schon besser. Wir blieben eine ganze Weile bei einer Bühne mit einer Latino-Salsa-Band stehen, gingen dann weiter zu einer Rock-Irgendwas-keine Ahnung Band, und schließlich in einem großen Bogen durch die Stadt weiter, bis wir die Altstadt verließen und zu einem Chinesen in der Innenstadt kamen, bei dem wir früher gern gewesen waren. Abendessen und so.
Da schien nur der Besitzer gewechselt zu haben: Chinesisches Essen gab es zwar immer noch, aber die Auswahl war weniger geworden, dafür gab es jetzt zusätzlich diverse Bowls (seufz) und außerdem Sushi. Na gut. Ich nahm trotzdem Chinesische Pilze und Tofu mit Reis, der Liebste bestellte eine Portion vegane Maki. Dazu einen großen Pott Jasmintee. Der Chinese vorher war besser gewesen, aber das Essen war schon okay und vor allem war ich jetzt sehr satt.
Also wieder zurück in die Altstadt und einen Platz zum Sitzen und Zuhören finden. Es waren eine Menge Leute unterwegs, interessanterweise aber, im Gegensatz zum Freitag, deutlich weniger Leute, die wir kannten. Der Liebste traf ein paar Personen zum Quatschen, dann hörten wir ein bisschen zu und tranken ein Radler. Ganz gute Band dort, nur ein bisschen einschläfernd (eine Ballade nach der anderen – naja).
Wir zogen also weiter. Tatsächlich waren einfach alle Plätze besetzt, egal ob direkt zum Stadtfest gehörend oder zur normalen Außengastro. Die Atmosphäre war richtig nett mediterran, die Temperatur war angenehm, alle hatten gute Laune… nur wir waren müde und fanden nichts zum Sitzen und irgendwie war alles nicht so optimal, und so grummelten wir wie zwei so kleine Gremlins durch die Stadt, bis wir schließlich doch noch einen Tisch mit zwei Plätzen fanden und der Liebste etwas ohne Alkohol und ich ein Glas Rosé bestellte. Was nun auch nicht gerade dazu beitrug, die Laune zu verbessern, denn irgendein Vollhonk hatte es in dieser Bar für eine gute Idee gehalten, Eiswürfel (!!!) in den Rosé zu kippen. WTF? Ich fingerte sie zwar wieder raus, aber der Schaden war natürlich angerichtet und der Rosé komplett verwässert. (Wahrscheinlich hatten sie keine Flasche kühl gestellt gehabt, aber trotzdem… Alter.)
Nun ja, und damit waren wir dann eigentlich ziemlich Stadtfest-gesättigt. Wir drehten noch einmal eine letzte Runde, hörten noch kurz einer Band zu, und um zehn gingen wir heim. Der Liebste musste ja in der Nacht abbauen und wollte sich vorher noch ein bisschen ausruhen. Ich schaute eine kleine Runde Blaulichtporno und ging um kurz nach elf schlafen – dass der Liebste um kurz vor eins aus dem Haus ging und irgendwann sehr spät wieder kam, bekam ich schon gar nicht mehr mit.