Ich wachte am Morgen mit ausgesprochen guter Laune auf – so langsam dämmerte es mir, dass jetzt tatsächlich die letzte Prüfung vorbei ist, die letzten Sachen auf der Erlediliste abgehakt werden können (was dann nicht gemacht ist, kann warten bis August) und endlich, endlich Urlaub vor der Tür steht. In meinem Kopf wurden die Computerbildschirme und Kalendereinträge so langsam ausgetauscht gegen innere Bilder von Liegestühlen, Bücherstapeln, Wanderschuhen und Badesachen. Vorfreude also, kurz gesagt. Noch ein letzter Arbeitstag, und das inklusive einem Treffen mit einer Freundin und einem Yogakurs. Nicht so schlechte Aussichten.
Nach Müsli und Morgenroutine gingen wir gemeinsam um halb neun aus dem Haus: Letzter Tag vor dem Urlaub, ich wollte auf jeden Fall im Büro sein. Zunächst einmal hatte ich eine Stunde Einzelunterricht, sehr nett, und direkt danach ein Meeting mit dem Chef. Und der Chef war vor Ort. Weil er nämlich eine Premiere dabei hatte, und die Premiere hieß: Babyhund.
Oh du meine Güte so ein unfassbar süßer Hund. SO UNGLAUBLICH NIEDLICH!!! Ich ließ mich erst einmal stürmisch begrüßen und beklettern und starrte dann den Chef irritiert an, als er fragte, ob wir zu mir ins Büro gehen würden, damit wir „Ruhe hätten“. Der Hund könne ja allein hier bleiben. …Äh nein, vielleicht eher nicht? Ich brachte meine Kritik erfolgreich nonverbal zum Ausdruck und wir blieben in seinem Büro. War auch nur minimal abgelenkt durch den Babyhund, der erst auf einem Kaudingsi herumkaute und dann an meine Füße angelehnt einschlief.
Den restlichen Vormittag kümmerte ich mich um ein paar wichtige Punkte in der Inbox. Leider ein paar nicht so gute Informationen (und ein paar fehlende Informationen, fast noch nerviger), sodass das mit dem Abhaken weniger gut klappte als erwünscht. Aber egal, um zwölf war Mittagspause: Die alte Freundin und ehemalige Kollegin M stand vor der Tür. Sie hatte vor einer Woche angefragt, sie sei zwei Tage in der Stadt, ob ich zufällig Zeit für ein Treffen hätte? Wir waren also für die Mittagspause verabredet, und ich freute mich sehr darüber, vor allem weil wir uns im Mai getroffen hatten und es einfach schön ist, wenn bis zum nächsten Treffen nicht allzu viel Zeit vergeht – man kann sozusagen das Gespräch wieder aufgreifen und weiterführen.
Ich gab erst einmal eine kleine Tour durch die Büroräume (M war nicht mehr in der Firma, seitdem wir vor ein paar Jahren umgezogen sind), es wurden ein paar der alten Kolleg:innen begrüßt, dann gingen wir los Richtung Stadtzentrum und Mittagessen. Wir endeten im Vegi, wo ich einen großen Salatteller nahm, weil ich auf Falafel keine Lust hatte, und wo wir uns für die nächsten zwei Stunden austauschten über all die zahlreichen Baustellen, die sich in der Lebensmitte so auftun („is this what middle age is supposed to feel like?“ meinte M irgendwann, und I know the feeling, kann ich da nur sagen).
Um Viertel nach zwei war ich wieder im Büro, sehr glücklich mit dem langen Gespräch. Und offensichtlich war an dem Tag triff-ehemalige-Kolleginnen-Tag, denn zufällig war eine andere ehemalige Kollegin da, die jetzt in Stuttgart wohnt und zum Quatschen und Mittagessen vorbeigekommen war. Ich setzte mich zu ihnen auf die Terrasse, wo ganz nebenbei der BABYHUND auch war und dort selig schlief. Und im Schlaf leise fiepste und mit den Pfoten zuckte. Während mein Herz schmolz.
Um drei riss ich mich schweren Herzens los, weil ich wirklich noch ein paar wichtige Sachen fertig machen musste, und der Chef packte auch kurz darauf zusammen fürs Wochenende, verabschiedete sich und NAHM DEN BABYHUND MIT, was konkurrenzlos der absolute Tiefpunkt des kompletten Tages war. Vielleicht könnten wir es in Zukunft einfach so machen, dass der Babyhund da bleibt und bei mir im Büro schläft. Und ich ihn dann am Ende auch gleich mit heimnehme. Oder so.
Noch zwei Stunden Arbeit, ich bekam tatsächlich alle wichtigen Sachen auf meiner Erlediliste fertig. Zwar teilweise ein bisschen doof zu schreiben „bei Fragen wenden Sie sich gern an mich… ab August“, aber andererseits gibt es ja eine Vertretung und es wird nicht wirklich was anbrennen. Um zehn nach fünf schaltete ich auf jeden Fall den E-Mail-Autoresponder und die Statusmeldung für Teams ein, und damit war ich dann tatsächlich, endlich, offiziell im Urlaub.
Erste Urlaubshandlung: Yogakurs. Irgendwie war ich angespannt und gestresst und fand es schwer, aus dem Hektik-Erledigen-Modus rauszukommen, aber der Kurs funktionierte da sehr gut – nach zehn Minuten konzentrierte ich mich einfach nur auf die Positionen. Was auch gut war, denn der Arm tat wieder ordentlich weh. Dafür scheint sich meine Achillessehne zu beruhigen, lol, und es klappte auch alles. Als ich um sieben nach Hause ging, war ich sehr zufrieden.
Daheim begrüßte der Liebste mich mit Hefeteig für die Pizza und außerdem mit einer Tonne Geld: Die Barkasse von der Stadtfestabrechnung des Sportvereins war gekommen. Wir starteten mit einem Feierabendbier ins Wochenende, schauten etwas nach dem Kater, lüfteten das Haus durch (es war warm geworden, aber deutlich unter 30 Grad, angenehm). Als der Liebste gerade die fertige Pizza in den Ofen stecken wollte, fiel ihm ein, dass er die Käsesoße vergessen hatte, also ging ich schnell zum Supermarkt nebenan und holte etwas Mandelparmesan und einen SimplyV-Feta, der sich auf Pizza auch sehr gut macht.
Dann Essen (lecker, reichlich) und anschließend ein kleiner Verdauungsspaziergang zum Geldeinzahl-Automaten der Kreissparkasse, wo der Liebste die Vereins-Einnahmen gleich ins Konto einzahlte (wir haben quasi nie Bargeld im Haus und wollten die Kasse jetzt auch nicht übers Wochenende da haben). Apropos Stadtfest: Die CWA zeigte, seit längerem einmal wieder, eine rote Warnung, beim Liebsten und bei mir für beide Stadtfest-Tage. Kein Wunder, aber da wir die letzten Tage beide sehr regelmäßig getestet haben (und ich auch viel Maske trage, zumindest in Gebäuden), scheinen wir Glück gehabt zu haben. Zumindest geht’s uns gut bis jetzt.
Wieder daheim auf jeden Fall etwas Blaulichtporno und einen neuen Whisky als Absacker: einen zwölfjährigen Fettercairn, den wir beim vorletzten Tasting mitgenommen hatten. Ganz guter Einstieg ins Urlaubswochenende – um halb elf gingen wir sehr entspannt ins Bett.