Was für eine anstrengende Nacht – mir war heiß, ich konnte nicht schlafen, der Mitschläfer machte Lärm, ich drehte mich hin und her… Ich hatte das Gefühl, dass es schon dämmerte, als ich endlich einschlief. Passenderweise begann natürlich unser Wecker zu spinnen und um Viertel nach sechs den Lichtzyklus abzuspielen, obwohl er ausgeschaltet gewesen war, und der Zyklus ließ sich auch nicht beenden, erst als ich den Wecker zum Neustart aus- und wieder einsteckte. Danach noch eine Runde dringend benötigter Schlaf, bei dem im Traum eine penetrant lärmende und hin- und herrasende Katze vorkam, die miaute, miaute, miaute… bis ich dann wach war und den real nervenden Kater im Schlafzimmer wahrnahm. Der Liebste stand zum Füttern auf, ich blieb noch liegen bis kurz vor acht, aber schlafen konnte ich nicht mehr. Nervig.
Den Vormittag verbrachten wir am Esstisch: Die Zeitung war wieder da, außerdem schauten wir nach ein paar Geldsachen (unter anderem warf ich einen Blick in die Banking-App und stellte fest, dass ich sie seit April nicht mehr aktualisiert hatte, hoppla). Weil wir eine Frage zur Geldanlage hatten, probierten wir es erst bei der Bank telefonisch, kamen aber nicht durch, dann mit dem Online-Assistenten, dessen standardisiertes Abfrageformular uns aber nicht weiterhalf, also nochmal telefonisch, man konnte einen Rückrufwunsch anmelden. Also meldeten wir an und warteten. Ich las das Buch weiter, das ich am Vortag angefangen hatte, der Liebste radelte zum Viertel-Lieblingsbäcker und holte Brötchen zum Frühstück, dazu Tee und Kaffee. Alles in verlangsamtem Tempo, so verging der Vormittag. Als wir bis zum Mittag noch keinen Rückruf von der Bank bekommen hatten, probierten wir unsere Festnetznummer und stellten fest, dass keine Anrufe zu uns durchkamen, keine Ahnung warum. Auf jeden Fall war der Bankanruf damit erst einmal erledigt.
Es hatte ein bisschen abgekühlt, hatte angenehme 25 Grad und eine Sonne-Wolken-Mischung, und ich schaute aus dem Fenster und dachte über Sport nach. Es ist nämlich so: Jetzt durch diesen erzwungenen Urlaub daheim habe ich ja die Zeit, wieder ein bisschen Cardio-Training anzugehen und Aktivitäten aufzugreifen, die ich früher (also ganz früher) viel gemacht hatte – Fahrrad, Schwimmen und so. Wenn ich aber wieder in meiner Arbeitsroutine bin, sehe ich rein zeitlich nicht, wie ich z.B. Schwimmen mehrmals die Woche unterkriegen soll, und vermutlich wird auch Radfahren schwierig. Ich merke aber, wie viel die Bewegung bringt, und würde sie deshalb gern wieder mehr in den Alltag integrieren. Deshalb hatte ich überlegt, ob ich wohl wieder mit Joggen anfangen könnte. Ich war früher häufiger laufen gegangen, wenn auch nie richtig gut gewesen (eine längere Runde ohne Gehpausen hatte ich nie hinbekommen). Irgendwann musste ich dann wegen der gereizten Achillessehne ganz aufhören. Die Achillessehne ist jetzt zwar immer noch gereizt, aber das Radfahren, Schwimmen und Gehen die letzten Tage hatte gut funktioniert. Vielleicht ginge das Laufen ja auch wieder?
Ich zog also kurzentschlossen Sportklamotten und Laufschuhe an, sagte dem Liebsten Bescheid und ging los. Die ersten zwanzig Meter noch gehend, dann trabte ich vorsichtig an. Einmal quer durchs Wohngebiet, dann das Flüsschen hoch und wieder runter, und mit einer kleinen Schleife durchs Wohngebiet zurück, insgesamt eine gute halbe Stunde. Und Jungejunge, bin ich untrainiert. Um meine Achillessehne (oder sonstigen Sehnen und Gelenke) brauchte ich mir keine Sorgen zu machen, weil ich gar nicht so weit kam, länger zu laufen, ich musste einfach sehr oft mit Gehpausen unterbrechen. Die letzten fünf Minuten merkte ich dann auch noch, dass das Frühstück schon länger her war, mir wurden die Beine etwas weich und ich ging das letzte Stück komplett nach Hause. Dort war ich dann ziemlich schweißgebadet und legte mich erst einmal aufs Sofa, während der Liebste Nudeln kochte und die zweite Hälfte vom Seitan warm machte. Fazit der ganzen Aktion: Ich bin sehr unfit, habe krass abgebaut in den letzten zwei Jahren, aber: Ich kann laufen gehen. Die Achillessehne hielt, und das heißt zwar nicht, dass sie nicht morgen wieder Probleme machen wird, aber es heißt auch nicht, dass ich das Laufen ganz abschreiben müsste. Und das wäre auf jeden Fall besser in den Alltag zu integrieren. (Theoretisch.)
Mittagessen, Dusche, dann Lesezeit auf der Dachterrasse. Das Buch ist etwas bedrückend (es geht um unseren Umgang mit Haustieren, einiges davon wusste ich schon, aber das macht es nicht besser), ich werde darüber noch ein bisschen etwas schreiben, wenn ich durch bin. Auf jeden Fall las ich bis ungefähr halb sechs, während der Liebste in der Küche mit Kuchenbacken beschäftigt war, dann gingen wir schnell zu Alnatura und dm für ein paar Kleinigkeiten.
Danach Abendessen: Ich war irgendwie genervt von mir selbst und der Tatsache, dass meine Röcke nicht mehr richtig passten und dass ich mich träge fühlte und so weiter, außerdem hatten wir so üppig gegessen die letzten Tage – ich machte uns also eine einfache Suppe. Wir hatten noch einen Rest Nudeln da, dazu tiefgekühlten Brokkoli, eine Zwiebel, rote Linsen und zwei Tomaten, das alles mit einer Gemüsebrühe und etwas Currypulver. Das Ergebnis war ziemlich zusammengeworfen, aber erstaunlich okay.
Nach dem Essen wollten wir gern noch etwas raus, Sofa hatten wir genug gehabt. Wir gingen also in die Stadt und dort eine Runde durch die Gassen schlendern, bis wir schließlich einen netten Platz vor einer Kneipe fanden. Und dort saßen wir dann eine gute Stunde lang, quatschten über den Zustand unserer Gesellschaft und der Politik und überhaupt das Leben, tatkräftig unterstützt durch einen Talisker und einen Riesling (beim Liebsten) und zwei Gin Tonic (bei mir). So gegen elf hatten wir die Weltlage abschließend erörtert, merkten den Alkohol und gingen gemütlich nach Hause.