Ziemlich unruhige Nacht, in der ich ordentlich Durst hatte und mehrfach aufs Klo musste und überhaupt das Konzept Schnaps am Abend in Zweifel zog. Um halb sieben hörte ich Schwester S rumoren, um kurz vor sieben stand ich dann auch auf. Kurze Begrüßung, Schwager R verabschiedete sich gleich zur Arbeit, S kurz darauf. Ich kümmerte mich erst einmal um Tee für den Liebsten und für mich. Ziemlich langsamer Tagesstart, wir waren beide ein bisschen verkatert. Draußen außerdem wolkenverhangener Himmel, gegen acht begann es sogar ein bisschen zu regnen. Wir machten langsam, frühstückten in Ruhe (S hatte Brötchen geholt, bevor sie zur Arbeit gegangen war).
Nach viel Kaffee und einer Dusche gingen wir gegen zehn aus dem Haus. Der Plan waren, neben ein bisschen bummeln und so, ein paar Mitbringsel für Freunde der Schwesterfamilie („ohne Alkohol, zum Verbrauchen, typisch Konstanz“ war die Ansage) zu besorgen und etwas für die katerversorgenden Nachbarn, außerdem natürlich Badeschlappen. Es war nicht mehr so warm wie am Tag davor, eigentlich ein ganz guter Tag zum Bummeln, die Stadt war ordentlich voll (wie immer in Konstanz im Sommer, erst recht direkt zu Beginn der Sommerferien).
Der erste Stopp nach dem Reinlaufen war das Café Hinrich für einen Hafermilchkaffee draußen (der gut war, aber recht teuer, in Anbetracht der Tatsache, dass man ihn selbst holen, an den Tisch tragen und abräumen musste). Danach gingen wir zum Vaude Store, der ganz in der Nähe war, im Tübinger Vaude Store am Tag vorher hatte ich nämlich heruntergesetzte Trainingsjacken auf einem Ständer gesehen. Im Konstanzer Store gab es zwar keine heruntergesetzten Trainingsjacken in meiner Größe mehr, aber eine sehr hübsche in blau – die aber halt nicht reduziert und damit ziemlich teuer war. Ich nahm sie trotzdem, weil ich das definitive Gefühl hatte, dass mir diese Jacke total gefehlt hatte. Und überhaupt ich sie einfach wollte.
Dann mäanderten wir weiter durch die Stadt und mussten feststellen, dass die Aussage von R, es gäbe überall in der Stadt Badeschlappen wie Sand am Meer, leicht übertrieben war. Nach längerer Suche fanden wir welche in einem Schuhladen, aber keine Badeschlappen mehr in unseren Größen. Wir machten einen Zwischenstopp in einer Buchhandlung, weil wir auf die Toilette mussten, dabei stellte ich zu meinem Entsetzen fest, dass es schon wieder Kalender für 2023 gibt! Ich nutzte die Gelegenheit und kaufte meinen Terminkalender und den Postkartenkalender für mein Arbeitszimmer (Postkarten mit Irland-Fotos, auch wenn diese immer so haarscharf am Kitsch entlangschrammen, und eine sehr schöne Paperblanks-Ausgabe meines Terminkalenders).
Dann gingen wir weiter durch die Stadt bis zum Konsil am Hafen. In einem typischen Touri-Laden fanden wir schließlich beide Badelatschen (sogar etwas billiger als im Schuhladen). Punkt 1 erledigt, Mitbringsel fanden wir allerdings nicht, es war alles unglaublich kitschig und nicht gerade günstig. Wir gingen den Hafen entlang bis zum Lago (ein großes Einkaufszentrum), dort einmal quer durch, aber auch dort gab es keine richtige Gelegenheit für Mitbringsel.
Mittlerweile war es halb eins und wir hatten ordentlich Hunger, also gingen wir zu einem veganen türkischen Imbiss (Kervan) für einmal Seitankebab und einmal Tofukebab im Yufka. Wir setzten uns zum Essen unterhalb des Münsters auf ein Mäuerchen. Recht teures Essen, aber sehr lecker, und ich war satt danach.
Als nächstes wieder quer durch die Stadt. Wir sahen einen Spezialitätenladen mit Schweizer Schokolade, der uns aber zu teuer war… aber wir waren ja fußläufig zur Schweiz, wieso nicht einfach direkt in der Schweiz einkaufen? Also gingen wir Richtung Grenze, machten vorher noch einen halbstündigen Stopp für ein Radler (nachdem es vormittags zweimal kurz geregnet hatte, war es mittlerweile recht heiß), amüsierten uns dabei um den älteren Tischnachbarn, der den Kellner bat, ob er mal nachschauen könne, was mit der CD sei, der CD-Spieler sei wohl kaputt? Äh nein, es war eine Playlist, und da war nichts kaputt, es war nur einfach unfassbar nervige Lounge-Musik. Der Kellner hatte, nachdem er erst etwas verwirrt gewesen war, ein Einsehen und stellte auf Jazz um. Das machte die Atmosphäre gemütlicher, wir blieben aber trotzdem nicht lang: Um halb zwei gingen wir über die Grenze nach Kreuzlingen und verließen damit die Europäische Union. Wozu hat man schließlich Urlaub.
In Kreuzlingen gingen wir eine Viertelstunde in Richtung Stadtzentrum (kleines etwas verschlafenes Städtchen, nicht gerade hübsch und ziemlich leer, alle Touristinnen sind in Konstanz) und dort in einen Migros. Dort kauften wir neun Tafeln Schokolade, etwas albern einerseits, aber egal, damit hatten wir unsere Mitbringsel.
Dann gingen wir nach Hause, etwas im Zickzack am Rhein entlang über die alte Rheinbrücke und durch diverse Wohngebiete. Um halb vier waren wir daheim und hatten mindestens 10 Kilometer Fußweg in den Knochen – meine Füße protestierten ziemlich. Auf jeden Fall hatten wir unseren Bewegungsbedarf an dem Tag gestillt.
Daheim waren S und R mit der Arbeit fertig und warteten mit Kaffee auf uns. Wir ruhten uns den restlichen Nachmittag aus, unterhielten uns und legten unsere müden Beine hoch. Außerdem überlegten wir, ob wir in ein Restaurant gehen sollten, aber irgendwie waren wir entscheidungsunfreudig und waren den ganzen Tag schon herumgelaufen… Außerdem war der Kühlschrank voll mit Gemüse (R baut eine Menge Gemüse im eigenen Garten an)… Also kochten wir gemeinsam: Ofenkartoffeln, Zucchini aus dem Ofen, Salsa aus Tomaten, Zwiebeln, Gurke. Gegen acht war das Essen fertig. Dazu tranken zu viert eine Flasche Chardonnay, die anderen stiegen als Digestif auf Schnaps um, aber ich hielt mich zurück, ich war froh, dass die Kopfschmerzen vom Morgen im Lauf des Tages verschwunden waren. Irgendwann kam der mittlere Neffe noch dazu und verabschiedete sich von uns (er fuhr am nächsten Morgen früh in den Urlaub – das erste Mal allein mit dem eigenen Auto, spannend). Wir quatschten noch bis Mitternacht, fühlten uns richtig urlaubig und fielen dann ins Bett.