Gegen halb sieben wurde ich das erste Mal kurz wach und fragte mich, ob ich den mittleren Neffen noch hören würde, der an dem Morgen in den Urlaub abfuhr (später hörte ich, dass er schon um vier Uhr nachts losgefahren war vor lauter Aufregung). Auf jeden Fall ging ich wieder schlafen und stand um acht richtig auf. S und R waren schon wach, R hatte schon Brötchen geholt, und als um halb neun dann der Liebste dazukam und wir uns einen Tee gemacht hatten, frühstückten wir mit Brötchen, Aufstrich, Erdnussbutter und viel Kaffee.
Das Wetter war besser, draußen strahlend blauer Himmel, auch wenn sich am Horizont ein paar Wolken zeigten. Es war zwar gegen Nachmittag Gewitter vorhergesagt, wir packten aber trotzdem unsere Sachen zusammen, um an den See zu fahren – es wurde schon wieder warm, wir planten deshalb am Seegrundstück einen richtigen Urlaubstag zu verbringen.
Nachdem wir in den Tagen davor mit Fahrrad und zu Fuß unser Limit ziemlich ausgereizt hatten, fuhren wir mit dem Auto zum See, S und R mit dem Fahrrad (wir kamen gleichzeitig an). Dort machten wir den ganzen Tag nur entspannte Dinge: Auf Stühlen sitzen, herumliegen, lesen, schwimmen, Rätsel machen, mitgebrachtes Vesper essen (Laugenknoten und Seelen, Tomaten, Apfel), Wasser und Kaffee trinken, S machte dazu viele Fotos (ihre Hauptbeschäftigung am See). Ich beendete mein Buch und fing einen neuen Krimi an.
Gegen mittags gab es einen kurzen Schauer, wir stellten die Tische unter eine Kastanie, dort blieben wir gut trocken. Es wurde windig und etwas bewölkt, zwischendrin empfindlich kalt, so kam meine neu gekaufte Jacke zum Einsatz (sehr guter Kauf, kuschelig und hübsch und überhaupt). Als die Sonne wieder rauskam, ging ich ein zweites Mal ins Wasser: Das war durch den Wind ein bisschen wellig, was dem Ganzen noch etwas mehr Urlaubsatmosphäre gab, allerdings war es doch recht kühl und ich trocknete mich schnell wieder ab.
S und R gingen mit den Fahrrädern um halb sechs. Wir blieben bis sechs, schauten aufs Wasser und ich packte meine Reiseyogamatte aus und machte, romantisch am Seeufer, zwei Sonnengrüße. (Romantisch, wenn man die durch die Matte pieksenden Grashalme und den Wind und die vom Campingplatz grölenden Besoffenen ignoriert.) Kaum war ich fertig, fielen die ersten Tropfen, es begann richtig zu regnen und wir fuhren relativ fluchtartig zurück.
Daheim duschten wir uns ab und aßen eine Seele mit Tomate als erstes kleines Abendessen. S und R waren abends zum Gartenfest eingeladen, deshalb waren der Liebste und ich allein unterwegs. Der Plan war Essen im Restaurant. Gegen sieben gingen wir los in die Stadt.
Die erste Station war das libanesische Restaurant Ikrams (nahe Bahnhof): Alle Plätze draußen waren besetzt, innen auch und außerdem war es da sehr heiß – deshalb beschlossen wir nicht zu warten, sondern gingen weiter zum indischen Restaurant Karma. Dort war auch alles voll und es gab sowieso keinen Tisch ohne Reservierung. Also letzter Versuch im Sushi-Restaurant Umami, wo es dann schließlich einen Platz für uns gab. Das war ganz okay, der Liebste war nicht so begeistert, ich fand es in Ordnung – nur mag ich Sushi halt nicht so und war danach noch nicht so richtig satt. Wir gingen recht schnell nach dem Hauptgang, was unter anderem auch daran lag, dass der Hauptgang kam, während ich mit Aperitif (Hugo, ziemlich süß) und Vorspeise (Edamame) noch nicht fertig war und wir uns irgendwie etwas gehetzt fühlten.
Es war neun, wir waren zwar müde, wollten aber noch nicht heim. Außerdem dachte ich über etwas zusätzliches zu essen nach. Nachdem wir etwas rumgesucht hatten, gingen wir zum Münsterhof für ein Glas Grauburgunder und einen Espresso, naja, und mäanderten dann ein bisschen durch die Stadt (viele Touristen, Weinfest, sehr voll). Wir sahen den kleinen Neffen S an seinem Arbeitsplatz (er arbeitet in der Hauptsaison in einem Restaurant) und sagten kurz hallo, er war aber ziemlich im Stress (die Terrasse war voll, wie überhaupt alles). Wir gingen also weiter, und nachdem der Liebste, der Bodensee-Abkömmling, sich wieder erinnerte, landeten wir am Ende im Biergarten Seekuh, eine nette Kneipe mit vielleicht etwas jüngerem Publikum als wir, nun ja. Wir bestellten zwei Radler und jeweils einen Teller Spaghetti (Napoli für mich, Aglio e Olio für den Liebsten). Leider kein veganes Essen, weil eine Tonne Parmesan drübergekippt war (ich war zu träge gewesen zum Abbestellen), außerdem Sardellen beim Liebsten – wer macht Sardellen in Aglio e Olio?? (Es stand aber auf der Karte, der Liebste hatte es nur übersehen.) Trotzdem nett, schöner Biergarten, gute Atmosphäre. Um elf gingen wir heim und dort gleich ins Bett.