Ich wachte um zehn vor acht im leichten Dämmerlicht auf – ausgeschlafen (fast einen Tick zu lang geschlafen) und etwas unruhig, weil der Kater nicht da war (er wartete dann aber unten). Wir machten erst einmal oben auf der Dachterrasse ein bisschen sauber und stellten dabei fest, dass die eine der beiden Peperonipflanzen noch einmal Schoten trug, zehn Stück um genau zu sein. Sie waren natürlich noch grün und recht klein, aber bei dem sonnigen Wetter, das wir die letzten Tage hatten und das auch noch angekündigt ist, könnten wir eventuell noch etwas ernten. Bizarr.
Auf jeden Fall standen wir auf, fütterten den Kater, räumten auf, machten Tee und weil ich doch noch nicht so ganz wach war, schüttete ich mir Hafermilch in den grünen Tee. Sehr blöd.
Wir hatten den zweiten Optikertermin in der Woche für mich, dieses Mal, um eine endgültige Entscheidung für die Fassung zu treffen, und mussten deshalb relativ zeitig aus dem Haus. Der Liebste machte uns ein Müsli zum Frühstück, dann überlegten wir ein bisschen, wie wir den restlichen Tag verbringen wollten. Vor ein paar Tagen war die Idee Stuttgarter Planetarium im Raum gestanden, ich schaute also auf der Homepage nach: Am Nachmittag gab es eine Standard-Vorstellung. Ich rief an, reservierte Karten und buchte uns ein Auto, und damit hatten wir etwas vor.
Dann also Optiker, der Liebste ging mit und half ein bisschen bei der Auswahl. Nachdem ich am Dienstag noch hin- und hergerissen war, hatte ich jetzt ziemlich schnell ein ziemlich klares Bild. Das neue Gestell wird ganz schön, glaube ich. Noch ein paar Versuche der Optikerin, uns irgendwelche unnötigen Zusatzfeatures zu verkaufen (Blaulichtfilter, Blendschutz, bla), die ich alle erfolgreich abwehrte (leider, leider ist der frühere Optiker nicht mehr da, der hatte solche Autoverkäufer-Allüren nicht und ich fühlte mich rundum sehr gut betreut), und dann waren wir fertig und gingen noch auf einen Milchkaffee in die Stadt (nur Kaffee, kein Kuchen, wir waren vernünftig) und schließlich nach Hause.
Daheim eine Runde Flügelschlag, dann Mittagessen, zweite Portion Linsenreis mit Kokossauce. Das Rezept heißt eigentlich „Stuttgarter Kokoslinsen“ (weil die Rezeptentwicklerin aus Stuttgart kommt), und das passte natürlich hervorragend zum Tagesthema, um kurz nach zwei machten wir uns auf den Weg und fuhren nach Stuttgart.
Ich fuhr den Weg hin und war schon leicht genervt, wie voll die Bundesstraße am Freitagnachmittag war. Da wir allerdings als schlaue Menschen nicht ins Stadtzentrum fuhren, sondern am Stadtrand ins Parkhaus und dann mit Park&Ride und U-Bahn in die Stadt, entgingen wir dem größten Autokollaps. (Und auch dem geradezu lächerlich benutzerunfreundlichen VVS-Ticketkaufen, da der Parkschein als ÖPNV-Ticket gilt.)
Um drei waren wir am Hauptbahnhof und gingen erst einmal zum Planetarium (in gewundenen Wegen quer durch die Großbaustelle und durch den verstümmelten Schlossgarten, die Baustelle ist schon unfassbar nervig – ich hab ja damals dagegen gestimmt – und wenn man da schlecht zu Fuß ist, hat man wirklich schlechte Karten). Leider hatte die Kasse noch nicht auf, wir konnten also die reservierten Karten nicht abholen. Wir gingen also den halben Weg zurück und setzten uns in einen Biergarten, der früher wunderschön mitten im Schlossgarten hinter dem Bahnhof gewesen war und jetzt nicht-mehr-ganz-so-schön im Schlossgarten hinter dem Bahnhof direkt neben der Baustelle lag. Wenigstens war es von der Baustelle nicht so schrecklich laut, dafür war ein Mann mit Laubbläser unterwegs, lol. Egal, wir setzten uns in die Sonne, beide im T-Shirt, tranken Radler und versuchten uns nicht allzusehr davon stressen zu lassen, dass es einfach grundfalsch ist, dass sowas Ende Oktober noch möglich ist.
Um halb fünf gingen wir wieder zum Planetarium, holten die Karten, schauten uns noch ein bisschen die Dauerausstellung an und gingen dann in die Vorführung. Es war fast leer, außer uns vielleicht noch zwanzig weitere Menschen, bei dem Sonnenwetter kein Wunder (wobei es draußen gerade zuzog, wir hatten es also eigentlich ganz genau richtig gemacht).
Die Vorstellung war so eine klassische Planetariums-Standardgeschichte, „der Herbsthimmel über Stuttgart“, für mich als früherem Astronomie-Nerd gab es keine wirklich neuen Informationen, aber das war auch nicht der Punkt. Astronomie war auch so ein Hobby, das ich in meiner Studienzeit verfolgt hatte (so mit Sternkarte und gucken und so) und was dann völlig in den Hintergrund getreten war, und es war einfach schön, sich an das Ganze wieder zu erinnern und die Sternbilder (oder zumindest die Projektionen davon) quasi als alte, lang nicht gesehene Bekannte zu begrüßen. Nur etwas kurz, es war eine Stunde angekündigt, nach 45 Minuten ging das Licht schon wieder an. Nun gut.
Dann ein bisschen durch Stuttgart bummeln, die Einkaufsmeilen ließen wir großräumig sein, stattdessen am Kernerplatz und dann hinter der Staatsgalerie vorbei, neben dem Bohnenviertel durch die Urbanstraße, übers Olgaeck und den Wilhelmsplatz bis schließlich zum Super Jami, das vegane Restaurant, das wir für den Abend herausgesucht hatten. (Wir hatten eigentlich in Timo Hildebrandts Restaurant gehen wollen, aber da konnte man für den Abend nichts mehr reservieren.)
Wie sich herausstellte, war auch das Super Jami ohne Reservierung schwierig, es gab nur noch einen kleinen Tisch draußen. Und das war okay, um sieben Ende Oktober – es wurde halt recht bald dunkel, aber mit einer Kerze auf dem Tisch und Fleecejacke war das in Ordnung. Unfassbar.
Das Essen war okay, aber nicht berauschend (hatten wir da schon besser). Als Vorspeise teilten wir uns geröstetes Brot mit drei verschiedenen Dips (die waren alle sehr gut), dann der Hauptgang: Der Liebste hatte ein Chili, das eher als Bowl daherkam (in Ordnung, aber unser Chili ist besser), ich hatte einen Gaisburger Marsch (passend zu Stuttgart), bei dem die handgeschabten Spätzle sehr gut waren, die Brühe aber leider zu salzig. Dazu einen tatsächlich sehr leckeren Alblinsensalat. Als Nachtisch hatte der Liebste ein Blaubeertörtchen mit Schokomousse, ich half ein bisschen mit – die Mousse war gut, der Rest geht so, insgesamt war das alles ein bisschen zu kompakt und zu pappig und zu mächtig. Ohne Dessert wäre es wahrscheinlich besser gewesen. Trotzdem war es ein schöner Abend, nur dass wir teilweise echt lang auf das Essen warten mussten, aber klar, es war auch alles voll besetzt, und das ist ja irgendwie auch schön.
Um halb neun waren wir nach einem letzten Kaffee mit dem Essen fertig und bummelten noch ein bisschen durch Stuttgart (Hauptstätter Straße, Nadlerstraße, Rothebühlplatz, Calwer Straße, Kleiner Schlossplatz). Die ganze Stadt war knallevoll und sämtliche Außengastro brummte, dazu saßen jede Menge Leute auf den Treppen und Bänken, als wäre es August. Am Schlossplatz stiegen wir in die U-Bahn und fuhren wieder an den Stadtrand zum Parkhaus und dann nach Hause.
Wir hatten noch überlegt, daheim in unserer Stammkneipe einen Absacker zu nehmen (nachdem das Auto abgestellt war, damit beide etwas trinken konnten), aber es war schon kurz vor zehn und zog uns nach Hause. Also den Absacker auf dem heimischen Sofa, für jeden einen Fingerbreit Talisker und eine neue DMAX-Feuerwehrfolge, so bis elf, weil Urlaubsmodus.