Arbeitsübergaben und Erste Hilfe, Freitag 21.6.2024

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T-1 bis zum quasi vergessenen, dementsprechend auch völlig unorganisierten Juni-Urlaub – und noch einen Sack voller Dinge zu erledigen bis dahin, damit ich meinen Bereich der Vertretungskollegin guten Gewissens übergeben konnte. Deshalb machte ich morgens nicht lang, sondern beeilte mich, einigermaßen okay früh aus dem Haus zu kommen. Frühstücksmüsli, etwas mehr Zeit in der Dusche (während der Liebste sich schon auf den Weg machte – er wollte seine Sachen auch geregelt kriegen vor dem Urlaub), ein letzter Blick auf die Katzen, und um Viertel nach acht ging ich ins Büro. Der Tag versprach so halbwarm zu werden, deshalb hatte ich mich getraut, zur langen Cargohose Sandalen anzuziehen, dazu weiße Bluse und Strickjäckchen. Natürlich fing es leicht zu regnen an, als ich gerade losging, aber nichts, was mit einem Schirm nicht zu lösen gewesen wäre.

Sehr arbeitsamer Bürotag. Zunächst einmal ein Blick in die Mails – ich hatte am Vorabend noch eine leicht strenge Mail rausgeschickt, wegen einer ungerechtfertigten Mahnung, die wir bekommen hatten, da war aber noch keine Antwort da – und dann schrieb ich eine Liste mit Dingen, die die Kollegin zur Übergabe wissen musste. Und eine zweite Liste mit Dingen zu besprechen für die zweite Kollegin, wo sich unsere beiden Bereiche überschnitten. Beim Herumschreiben fiel mir ein mittelgroßer Mist auf, den ich fabriziert hatte, ich Honk, also kam das auch gleich noch auf die Liste. Und weil dann sowohl die erste als auch die zweite Kollegin parallel Zeit hatten, machten wir gleich ein Dreier-Urlaubsübergabe-Problemlösungs-Bereichsüberschneidungs-Dingens-Meeting. Während wir noch dabei waren, kam auch die Antwort auf die Mail vom Vorabend, und das passte dann natürlich prima. Und ich war dem Urlaub einen Schritt näher.
Allerdings sah ich, dass ich es wohl nicht schaffen würde, alle meine Sachen vor dem Yoga zu erledigen. Da war es dann auch nicht so wirklich schlimm, dass ich meine Yogasachen sowieso vergessen hatte. Haha. Ich schrieb also eine Mail an die Yogatrainerin und sagte ihr schweren Herzens für den Abend ab.

Was nicht half, waren die drei Unterrichtstermine, die ich an dem Tag auch noch hatte, beginnend mit einem neuen Unterricht um elf. Das wollte natürlich auch alles organisiert und durchgeführt und so weiter werden, und es klappte alles prima und machte auch Spaß, aber so richtig viel Zeit hatte ich halt nicht. Mini-Mittagspause mit restlichem Linseneintopf (leider war mir die Lunchbox etwas ausgelaufen, nicht schlimm, weil sie in einer Tüte gewesen war, aber trotzdem ärgerlich – das Gummi scheint nicht mehr so richtig abzudichten), dann Orgakrams und wichtige Sachen abhaken, und schließlich Unterricht bis halb fünf. Und dann halt die letzten Sachen fertigmachen, während die Yogatrainerin kam (und natürlich im Büro vorbeischaute, um mich zu animieren, ob ich nicht vielleicht doch…? – klar, ich hätte schon gern, aber ging wirklich nicht) und der Kurs im Nebenraum stattfand. Menno.
Supersupersuper war dann aber, dass ich um sieben fertig war und tatsächlich alle offenen Sachen soweit geklärt und eingetütet und abgehakt waren, dass ich tatsächlich, wirklich, ehrlich ohne schlechtes Gewissen die Teams-OOO und den Autoresponder einschalten konnte. Und dann tatsächlich Urlaub hatte. Und das freute mich dann doch sehr.

Freitagabend hieß natürlich Date Night, vor allem da wir die beiden ersten Freitagsspiele um 15 und 18 Uhr sowieso schon quasi verpasst hatten. Der Liebste holte mich im Büro ab und wir gingen quer durch die Stadt in Richtung asiatisches Restaurant in der Wilhelmstraße. Schöner Sommerabend, angenehme Temperaturen, nur so ein bisschen getrübt dadurch, dass der Liebste etwas Kopfschmerzen hatte. Das hielt uns aber nicht vom Restaurant ab. (Nur, Memo an mich: Richtig lecker war es nicht, das letzte Mal schon das gemischte Gemüse nicht, und dieses Mal Tofu und Morcheln auch nicht – vielleicht ist das Restaurant dort doch nicht so das Wahre.)

Nach dem Essen noch eine kleine Runde durch die Stadt, auf der Suche nach einer Kneipe, in der wir Niederlande-Frankreich sehen könnten. Wir gingen zur Lieblings-Innenstadtbar, mit dem Gedanken an einen Absacker im Hinterkopf. So richtig toll war es da allerdings nicht: Angefangen mit unseren Sitznachbarn, dem Klang nach vermutlich Engländer, die im (zur Bar gehörenden) Hotel wohnten und wegen der EM angereist waren (das war zumindest meine Interpretation). Gegen die beiden war nichts einzuwenden, nur dass der eine der beiden ganz furchtbar mit den Beinen wippte, sodass die ganze Bank wackelte, was mir sehr auf die Nerven ging. Als ihr Essen kam, hörte das Gewackel auf (vermutlich war er nur hungrig gewesen), aber irgendwie passte es trotzdem nicht: Wir hatten keinen sonderlich guten Blick auf den Bildschirm, der Ton war ausgestellt, und dann wurde es 21 Uhr und im Fernseher lief irgendeine Doku über Eisenbahnen in Thailand. Als wir den Kellner darauf aufmerksam machten, war er etwas verwirrt, weil „wir haben aber doch das Erste eingestellt“ – ja, aber der Sender war ARD Alpha, und das war ja nun definitiv kein Fußballspiel. Das sah er ein und stellte (nach etwas Gesuche) den Sender um. Wir schauten also (mit schlechtem Blick, ohne Ton), und dass mein Cremant nicht so lecker war und der Liebste nicht aufgepasst und versehentlich einen Milchkaffee mit KUHmilch bestellt hatte (SO eklig), half auch nicht. Deshalb beschlossen wir, auszutrinken und den Rest des Spiels in der Stammkneipe ums Eck anzusehen. Das hatte ja schließlich am Donnerstag schon gut geklappt.

Um Viertel nach neun also auf dem Rückweg ins Viertel. Schon in Sichtweite von der Kneipe sahen wir einen alten Mann in einer offenen Garage stehen, wo er sich am Auto festhielt. Es ging ihm offensichtlich überhaupt gar nicht gut, er hing ganz schräg da, konnte sich nicht auf seinem Stock aufstützen und sah überhaupt aus, als würde er gleich hinfallen. Der Liebste und ich liefen zu ihm und waren die nächsten zwanzig Minuten mit ein bisschen Nachbarschaftshilfe beschäftigt: Während der Liebste ihn festhielt, klingelte ich bei ihm in der Wohnung, um seiner Frau Bescheid zu geben. Die war allerdings auch alt und konnte nicht kommen, erklärte aber den Kontext: Alt, sehr schlecht zu Fuß, heute viel unterwegs mit Einkäufen, da hatte er sich wohl übernommen und war jetzt „k.o.“, wie sie sagte (und das hieß in seinem Zustand wohl kurz vor dem Kollaps). Ob wir bei den Nachbarn unter dem Dach klingeln könnten? Der Mann sei Sportlehrer (offensichtlich für sie ein wichtiges Argument) und könne helfen. Mittlerweile war auch eine dritte Frau herbeigeeilt und hatte ein kleines, niedriges Holztischchen organisiert, damit er sich wenigstens kurz hinsetzen konnte. Ich sagte dem Sportlehrer Bescheid – der kannte die Situation schon und kam gleich helfen, und gemeinsam mit dem Liebsten halfen sie dem Mann zur Wohnung, wo es einen Transportstuhl für die Treppe gab. Rettungsdienst oder ähnliches brauchte er nicht, er musste sich nur ausruhen. Also verabschiedeten wir uns, mit so halb gutem Gefühl (er war schon sehr wacklig gewesen).

Restlicher Abend: Fußball in der Kneipe. Torlos und ein bisschen unorganisiertes Spiel, trotz der lautstarken (und ungemein sympathischen) Unterstützung der niederländischen Fans. Und das Bier war auch nicht ganz so lecker wie am Vorabend (wir hatten ein anderes genommen). War aber egal, weil: Urlaub, und tatsächlich alles hinbekommen. Und auch wenn ich nicht so richtig in Urlaubslaune war, nahm ich mir vor, mich jetzt einfach mal zu erholen auf Teufel komm raus. Und deshalb blieb ich gleich einmal wach bis zum Abpfiff.