Nicht so wahnsinnig schlau ist es natürlich, wenn man in der Woche vor dem Urlaub montags denkt „ach schau mal, Freitag habe ich ja schon frei“ und den Wecker dann für den Freitag ausmacht… und er in der Woche drauf Montag halt noch an ist. Dachte ich zumindest am Morgen, als um Viertel nach sechs das Licht des Lichtweckers anging. Andererseits waren die vor der Tür wartenden Katzen recht zufrieden mit der frühen Uhrzeit, und da wir irgendwie an dem Tag ja ein Riesenprogramm hatten (plötzlich doch noch tausend Sachen einkaufen und Zeugs, dazu Friedhof), war der frühe Start nicht schlecht. Beim Blick aus dem Fenster leichter Puderzuckerschnee im Garten.
Erst einmal Küchen- und Katzenrunde mit dem Liebsten, der uns dann gleich noch ein Porridge mit Apfelmus zum Frühstück kochte. Teeausbeute: ein chinesischer Chun Mee, noch nie gehört, gleich mal gegoogelt: Wikipedia informiert mich, dass der Name übersetzt „schöne Augenbraue“ bedeutet (von der gebogenen Form der Teeblätter) und außerdem, leicht patronising, „dieser Tee entspricht dem klassischen Geschmacksprofil, welches westliche Teetrinker bei einem chinesischen Grüntee erwarten.“ Da werde ich westliche Teetrinkerin dann vermutlich einen „aha, Grüner Tee halt“-Moment beim Trinken haben. Oder so.
Zunächst einmal nach dem üblichen Jasminstart eine Tasse Gunpowder, kurzes Blogschreiben, während der Liebste schon anfing, Sachen zusammenzuräumen und einen Einkaufszettel zu schreiben: Er meinte es wirklich ernst mit dem frühen Start zum Einkaufen. Ich handelte mir noch eine blitzschnelle Dusche aus, während er unten unruhig durch den Flur wanderte, und um zwanzig nach acht machten wir uns auf den Weg.
Alnatura und dm als die beiden wichtigsten Stationen: Es war viel los, aber akzeptabel (ich habe an manchen Samstagen gegen elf vollere Läden erlebt), man musste nur ein bisschen schlängeln, weil die Mitarbeitenden noch parallel zu den Kaufenden mit dem Einräumen der Regale beschäftigt waren. Obwohl die Regale bereits gut gefüllt waren (auch beim dm-Katzenfutter, nur den „Käsepudding“ hatten sie nicht mehr – arme Tiere). Und außerdem kein Seitanpulver, was ich aber schon vermutet hatte.
Wir gingen also noch in den großen Supermarkt nebenan. Dort deutlich mehr los (lange Schlangen an allen Kassen), aber auch hier eigentlich recht entspannt, weil die Kund:innen alle nett waren und sich in den Gängen auswichen und überhaupt jede:r irgendwie weihnachtlich gesinnt war. Vielleicht hatte der Supermarkt aber auch ein Beruhigungsmittel in der Raumluft vernebelt oder so. Seitanpulver gab es aber auch hier nicht: Und zwar gar nicht mehr im Programm, wie uns eine Mitarbeiterin bestätigte. Seitdem es in allen Supermärkten in verschiedensten Preisklassen in Topqualität vegane Würstchen und Steaks und Schnitzel und Zeugs zu kaufen gibt, machen die Leute das wohl nicht mehr selbst. Wir ja auch nicht. Etwas doof nur, dass wir halt einen selbstgemachten „Puten“-Braten für den 1. Feiertag geplant hatten. Das Planted-Steak, das ich als Ersatz im Sinn hatte, war leider ausverkauft. Dafür gab es aber einen Sixpack regionales Weihnachtsbier und insgesamt vier reduzierte andere Fleischersatz-Sachen (Hähnchenschnitzel und wasweißich), damit ist der Weihnachtstag dann mal gerettet, würde ich sagen.
Kein langes Ausräumen, nur die Kühlschranksachen kamen weg, dann gingen wir mehr oder weniger direkt wieder aus dem Haus und zum gebuchten Renault Zoe, um zum Friedhof zu fahren. Der Puderzuckerschnee hatte sich noch etwas verstärkt, es schneite leicht, aber die morgens noch glatten Gehweg-Stellen waren mittlerweile getaut und die Straßen sowieso frei. Also okay zu fahren.
Auf dem Waldfriedhof in der Nachbarstadt sah das dann etwas anders aus: Zwar nicht glatt, aber beide Gräber waren mit einer deutlichen Schneeschicht bedeckt. Der Boden war allerdings nicht gefroren, sodass wir ENDLICH die vor Wochen gekauften Blumenzwiebeln vergraben konnten (mal sehen, ob sie im Frühjahr noch kommen oder wir doch zu lang gewartet haben). Außerdem verteilten wir die am Freitag gekaufte Outdoor-Weihnachtsdeko und stellten mal wieder fest, dass wir die doppelte Menge hätten nehmen können, so rein vom Platz her. Es sah aber schon schön aus (soll ja auch nicht komplett verkitschen).
Jäten und zurückschneiden konnten wir uns bei dem Schnee also sparen (apropos Schnee: Der Schneefall hatte deutlich zugenommen, ich war sehr froh um meinen Wintermantel und noch froher darüber, dass es gerade so null Grad hatte, sonst wären die hübschen Flocken nämlich als eklig platschender Regen runtergekommen), wir waren schnell fertig. Auf dem Rückweg zum Parkplatz noch einem Beerdigungszug ausgewichen (vorneweg wurde eine Urne getragen, eine eher kleine Trauergesellschaft – ich hoffe, die Angehörigen werden jetzt dennoch ein schönes Weihnachtsfest haben), dann setzten wir uns durchgefroren wieder ins Auto und waren gegen zwölf wieder zurück.
Praktischerweise war der Stellplatz des Autos direkt gegenüber von „unserem“ Weinhändler, und da der Liebste festgestellt hatte, dass unsere Rotweinvorräte recht geschrumpft waren (im Unterschied zum Weißwein), gingen wir direkt dorthin. Logischerweise viel los, aber es war noch okay, auch weil vier Leute im Laden bedienten statt wie sonst nur einer oder zwei und vor allem, weil wir keine Beratung brauchten, sondern wussten, was wir wollten. Mit zwei Flaschen Bordeaux, einer Flasche Rioja, einem Cuvée aus Aylés und zwei Flaschen Primitivo waren wir wieder ausgestattet. Und weil wir schon dabei waren, nahmen wir noch zwei Flaschen Crémant mit. Weil Weihnachten ist.
Daheim packte ich erst einmal die ganzen Einkäufe weg und schaute nach den Katern, während der Liebste Feuer machte und den restlichen Dinkelsalat ein wenig aufwärmte (Getreidesalat schmeckt warm einfach noch einmal besser).
Den restlichen Tag mussten wir gar nichts mehr machen. Wir hatten unsere großen Programmpunkte Friedhof und Einkauf hervorragend erledigt und waren sehr zufrieden, dass wir jetzt einfach so richtig frei hatten. Großartig. Ich zog mich auf den Lesesessel zurück und bewegte mich da den restlichen Tag quasi nicht mehr weg.
Nachmittagsprogramm: neben dem Feuer sitzen und ein neues Buch anfangen, das (schon auf den ersten Seiten wieder wunderbare) neueste Buch von Tana French, The Hunter. Gegen drei ging der Liebste noch einmal in den großen Supermarkt nebenan, weil wir (in einem selten dämlichen Anfall von „vernünftig einkaufen“) keinen Süßkram für die Feiertage mitgenommen hatten, und das geht natürlich nicht. Er kam mit einem Marzipanbrot und ein paar Pfefferminztäfelchen wieder und mit der Erkenntnis, dass die ganzen anderen Weihnachtssachen auf der Sonderfläche, egal ob vegan oder nicht, so dermaßen exorbitant teuer sind, dass er plötzlich gar nicht mehr so viel Lust auf süßes Zeug hatte. Mir war es recht, das Marzipanbrot erfüllte meine Bedürfnisse vollkommen.
Um halb sechs (früh, aber wir wurden zappelig) gemeinsames Kochen: eine mexikanisch angehauchte Suppe mit schwarzen Bohnen, Mais, Tomaten und Chili, dazu ein Cornbread, bei dem der Teig erst ganz kurz mit Öl in der schmiedeeisernen Pfanne angebraten wurde und dann samt Pfanne für 25 Minuten in den Ofen kam (ein Hoch auf ofenfeste Pfannen). Sehr nettes und recht einfaches Rezept aus dem neuen Bosh-Kochbuch. Das werden wir sicher wieder einmal machen.
Die Abendunterhaltung bestand aus YouTube, wo ich bei diversen Kanälen die Christmas-Specials auswählte: Erst eine alte QI-Christmas-Folge, dann die Jahreszusammenfassung von Simon’s Cat mit ebenfalls viel Weihnachtscontent, schließlich zwei Christmas-Compilations von Mock The Week. Dazu der restliche (schon leicht gealterte) 2012er-Rotwein aus dem Kühlschrank, wäre der auch getrunken, auf weiteren Alkohol oder Nachtisch verzichteten wir (bis auf zwei Mandarinen, wir hatten nämlich morgens noch eine Kiste der wunderbaren Mandarinen bekommen). Der Liebste telefonierte noch einmal kurz mit der Schwiegermutter (alles in Ordnung dort, ein paar gute Neuigkeiten), und dann recht früh ins warme Bett, draußen wurde es wieder ordentlich kalt. Der Schnee war allerdings am Nachmittag vorhersehbar weggetaut: Das diesjährige Maximum an weißen Weihnachten hatten wir vermutlich morgens schon gehabt.