Früh aufgestanden (kurz nach sieben), und erst einmal vom Küchenfenster aus in der Morgendämmerung Fotos vom Vulkan gemacht (endlich konnte man ihn mal sehen!), mich darüber gefreut, dass mein Handy, das die letzten Tage ständig heißgelaufen war, wieder ok war. (Der Trick war WLAN plus Flugmodus.) Ich kochte mir leise einen Tee und schrieb ein bisschen, die Familie folgte erst gegen zehn – H hatte schon angekündigt, dass am Wochenende Ausschlafen angesagt war. Was mir nicht unrecht war, ich genoss ein paar Stunden für mich. Der restliche Morgen verging mit einem ausführlichen, großen Frühstück bis zwölf oder halb eins. Dann ging ich mit H aus dem Haus: Wir fuhren nach Atlixo de las Flores, einem kleineren Städtchen ca. 40 Minuten von Puebla entfernt, das sich in erster Linie durch ausgesprochene Hübschheit auszeichnet.
Dort wanderten wir einmal ausführlich durch die Gassen, zur alten Kirche (dort schöner Ausblick) und durch die Straßenmärkte und auf den zentralen Platz. Dort gab es eine interessante Bläseraufführung: Eine Art Spielmannszug mit ungefähr zwanzig Personen (Bläser und Trommler beiderlei Geschlechts) in dunklen Prachtuniformen, sehr schmuck aussehend, in der Mitte eine junge Frau in einer üppigen, goldenen, reich verzierten und glitzernden Robe. Vor der Gruppe ein Spielleiter, der die Melodie vorblies (ganz ordentlich) und Handsignale zum Spielen gab. Und die Gruppe… naja, trommeln konnten sie, aber blasen: ü-ber-haupt nicht. Der Kontrast zwischen dem prächtigen Aussehen und der furchtbar windschiefen Jammermusik war sehr lustig.
Nachdem wir uns an allem sattgesehen hatten, tranken wir einen einen Caffe Latte Frido (in einem italienischen Café, deshalb der italienische Name), natürlich mit Leche Alemendra, also Mandelmilch. (Hafermilch ist weniger verbreitet.) Wir saßen draußen und tranken Eiskaffee, und das im T-Shirt und mit Sonnenbrille: im Januar. Unfassbar. Mit 24 Grad für mich genau die richtige Temperatur.
Dazu laaaaange, ausführliche Unterhaltungen, und um halb vier fuhren wir wieder zurück nach Puebla.
Ab fünf waren wir auf ein Grillfest bei einer Gruppe deutscher Expats eingeladen (ein paar wenige Mexikaner waren auch dabei), größtenteils von Schaeffler und VW, und wir waren für den deutschen Lehreranteil verantwortlich (J und H waren eingeladen, weil H die Gastgeberin kannte – die Deutschen in Puebla laufen sich logischerweise über den Weg – und hatten gefragt, ob ich mitkommen könne). Sehr luxuriöses Haus (es würde bei uns als 2-Millionen-Villa einsortiert werden), in einer Gated Community, die Einfahrt wurde also von der Polizei kontrolliert, die bei den Gastgebern das OK holte, dass wir kommen durften (das ging über eine App). Alles etwas beklemmend.
(Überhaupt, Polizei: Sie bewacht Gated Communitys und fährt ansonsten in paramilitärischen Uniformen, mit Maschinengewehr und Gesichtsmasken, im Pickup Truck durch die Städte, aber weniger, um für Sicherheit zu sorgen, eher um gelegentlich Leute anzuhalten, eine „Regel“ zu erfinden, die man angeblich gebrochen hat, und dann ein „Bußgeld“ einzufordern. Hat man aber tatsächlich mal ein Problem, ist man eher auf sich allein gestellt. Ich bin schon sehr froh, dass es in Deutschland ein größtenteils funktionierendes Polizeiwesen gibt.)
Das Fest war dann ein sehr nettes, recht typisch deutsches Grillfest, mit einer Menge veganer Sachen, Kartoffel- und Nudelsalat, Partybrot, veganem Dipp, die Gastgeberin hatte sich sehr ins Zeug gelegt und ich wurde mehr als satt. (Sogar gebrannte Mandeln mit veganer Butter.) Ein kleines Glas Sekt, zwei sehr kleine (0,25?) mexikanische Bier, dann wechselte ich auf alkoholfreies Bier (Corona 0,0%, ganz anständig). Es war überraschend kühl im Garten, aber wir hatten Pullis und wurden mit Decken versorgt. So ab sieben saßen wir an zwei Lagerfeuern, was wunderbar warm war, uns nur leider komplett einräucherte.
Bester Teil des Abends: die zwei und später drei Hunde, der schwarze Staffordshire-Mix-Dingsi-Straßenhund Theo (als Welpe vor drei Jahren von der Straße aufgeklaubt), die blonde Terrier-Mix-Dings-Straßenhündin Priska (dort auf einer Pflegestelle) und später noch ein hellbrauner und erstaunlich großer Golden Doodle, dessen Namen ich nicht mitbekam.
Um kurz nach neun kamen wir nach Hause und fielen dort gleich ins Bett, wir Party Animals – wir waren alle sehr müde.