Antike, Fake-Italien und Heimreise, Sonntag und Montag 26.-27.1.2025

  • Beitrags-Kategorie:Mexiko / Tagebuch

Ziemlich gut geschlafen und um halb sieben aufgewacht. Im restlichen Haus war noch nichts zu hören, ich machte mir also erst einmal einen Schwarztee (kannte mittlerweile die richtigen Schränke, und gefiltertes Wasser – Leitungswasser ist in Mexiko nicht empfohlen – war auch noch genug da) und schrieb ein bisschen. Irgendwann so gegen neun wurde dann auch der Rest der Familie wach (minus J, der war frühmorgens um vier auf Klassenfahrt aufgebrochen). Ausführliches Frühstück mit restlichem Zupfbrot (vom Grillen übrig) und Avocado, viel Tee. Dann räumten wir ein bisschen herum und ich zog mich erst einmal zurück und packte meine ganzen Sachen soweit zusammen, dass ich mehr oder weniger aufbruchsbereit war, minus meiner Handtasche, denn die brauchte ich ja noch für den Tag. So gegen elf fuhren wir los, und zwar nur H und ich, die drei Kinder blieben daheim (ein Hoch auf größere Kinder).

Fettes Dach auf der Anlage.

Der erste Stopp war eine Ausgrabungsstätte eine Dreiviertelstunde von Puebla entfernt, deren Name ich leider nicht mehr präsent habe. Wir stiefelten eine gute Stunde bei sehr warmen Temperaturen (25 Grad, für mich mit schwarzem Shirt, Jeans und geschlossenen Sneakers fast zu warm) über das Gelände, mit nur wenigen anderen Leuten und bei freiem Eintritt, keine Ahnung warum (entweder weil Sonntag oder vielleicht war auch einfach nur der Kassenautomat kaputt oder der Mensch fürs Kassenhäuschen hatte verpennt).
Zwei interessante Sachen fielen mir auf: Erstens hatte man die gesamte Haupt-Ausgrabungsstätte (also die Pyramiden-Tempel-Whatever-Anlage (dazu gleich mehr)) mit einem riesigen Dach überbaut, was doch etwas bizarr und erstaunlich „unauthentisch“ wirkte, aber natürlich die uralten Steine und vor allem Wandmalereien aus aztekischer Zeit vor Wettereinflüssen schützte. Für mich Europäerin ungewohntes Konzept, aber natürlich absolut sinnvoll.

Sicher sehr wichtige Malereien.

Zweitens: Ich als Europäerin, und uiuiui, hatte ich von dem Kontinent und seiner Ur- und Frühgeschichte mal sowas von überhaupt keiner Ahnung. Ich behaupte mal, in jeder römischen oder griechischen, vermutlich sogar ägyptischen Ausgrabungsstätte, und sogar bei den prähistorischen Pfahlbauten hatte ich mehr Anknüpfungspunkte aufgrund klassischer deutscher Schulbildung und sonstiger Einflüsse. Aber Azteken: Nichts. Niente. Nada. Klar, irgendwie Sonnengott und so, und da gab es Menschenopfer (das war vermutlich der Hauptzweck dieser Tempelanlage, was ziemlich gruselig ist, wenn man darüber nachdenkt), aber das war es schon, und ich fand es interessant, wie wenig ich rein visuell deuten oder verstehen konnte. Beispielsweise standen H und ich vor einer Raumstruktur, bei der ich spontan „aha, Latrine, kennt man aus einer römischen Villa Rustica oder aus einem Badhaus“ dachte, nur um dann zu lesen, dass das wohl eine Art Voliere mit Vogelkäfigen für Papageien gewesen war. Hochspannend, das alles. Ich bekam sofort große Lust, eine Menge über die Azteken (und Olmeken und Mayas und überhaupt) zu lesen.

Nach der  Ausgrabungsstätte gingen wir noch ins Museum (nett, interessant, recht klein, alles angenehm untouristisch, was auch dadurch unterstrichen wurde, dass die Beschriftungen alle ausschließlich auf Spanisch waren – ich entzifferte ein bisschen und kam relativ weit – klar, Französisch und Latein in der Schule, später dann ein Jahr Anfänger-Spanisch – allerdings bezog sich das alles auf Vokabular, die Grammatik, z.B. die Erkennung von Satzstrukturen oder deklinierten Wortarten, fehlte mir quasi komplett). Und nach dem Museum noch in den (noch kleineren) Museumsshop, wo ich mich nicht davon abhalten konnte, eine nette handgetöpferte Tasse mit auf alt gemachtem Pyramiden-Motiv zu kaufen. Auch wenn der Koffer schon sehr voll war.

Auf dem Rückweg stoppten wir noch für eine gute Stunde im Val’Quirico, ein bizarres künstliches „Toskanadorf“, das in erster Linie für mexikanische Touristen angelegt wurde. Das ganze Konzept war ausgesprochen merkwürdig, aber ich muss sagen, dass es ausgesprochen gut umgesetzt war, mit wirklich sehr schönen Häusern und recht „authentisch italienisch“ wirkend (es gibt dort keine „echten“ Bewohner, nur Läden, Hotels und jede Menge Gastro.) Insgesamt schon sehr niedlich, allerdings war es (Sonntag) sehr voll. Wir warfen einen kurzen Blick auf eine sehr nette Hundeshow mit einem eifrigen Australian Shepherd, der, soweit ich das beurteilen konnte, wirklich Spaß an der Sache hatte. Kaufen taten wir nichts: Die Preise waren leider auch „europäisch“ (im Gegensatz zu all den anderen touristischen Orten der letzten Tage, wo alles sehr günstig gewesen war).

Gegen halb drei waren wir wieder daheim. Kurzes Kochen (was eigentlich die Kinder hätten übernehmen sollen, zumindest die beiden dreizehnjährigen Zwillinge, aber nun ja), Bohnen und Kichererbsen mit Reis und einem Avocado-Tomatensalat. Dann machte ich mich an ein letztes Zusammenpacken, ich wurde so langsam schon wieder nervös wegen der Rückreise. Dass der Fahrer eine Viertelstunde zu spät kam, half auch nicht (immerhin meldete er sich, dass er sich verspäten würde).

Um Viertel nach vier also große Verabschiedung, und dann Start der laaaaaangen Heimreise.
Zwei Stunden Rückfahrt nach Mexico City, mit etwas Stau wegen eines Auffahrunfalls, aber etwas Stau ist sowieso normal, und davon abgesehen kamen wir gut durch. Der Fahrer (der wusste, dass ich kein Spanisch spreche) ließ mich schön in Ruhe und fuhr sehr schnell, aber sicher (und mit Ideallinie auf der dreispurigen Schnellstraße) in zwei Stunden zum Flughafen, um halb sieben waren wir da. 

Dort erst einmal etwas Herumgesuche, der Flughafen ist groß und etwas unübersichtlich, schließlich half mir eine nette Frau am KLM-Schalter weiter. Von da an: Problemlose Heimreise, nur halt sehr lang – nach der Security wartete ich zweieinhalb Stunden bis zum Boarding. Dann knappe zehn Stunden Flug bis Amsterdam, mit zweimal Essen, zwei Podcasts und ein bisschen Solitaire-Spielen verbracht, und tatsächlich: mit Schlafen, das ging im Gegensatz zur Hinreise ganz gut.

Um halb acht / halb drei (blöde Zeitverschiebung) in Amsterdam gelandet, nachdem ich im Flugzeug noch ein Frühstück/Mittagessen bekommen hatte. Der Flughafen Amsterdam ist RIESIG und ich musste noch einmal durch die Security (auch hier, wie auch in Mexiko, wurde meine Powerbank nicht beanstandet) und die Passkontrolle. Da wir aber keine Verspätung hatten, passte alles gut. Letzter Flug Amsterdam – Stuttgart (mit ein bisschen Turbulenzen, sodass das Seatbelt-Zeichen irgendwann während des Fluges anging, hatte ich bisher auch noch nicht – war aber nicht schlimm, ich konnte währenddessen prima lesen), und um sechs Uhr abends war ich gelandet und wieder da. Begrüßt vom grauen Dauerregen, sechs Grad plus, das war weniger schön, aber alles egal, denn der Liebste holte mich ab. Hihi.

Kein langer Abend: Ich begrüßte die Kater, packte den Koffer aus (was den Kater offensichtlich irritierte – als ich den leeren Koffer in den Flur stellte, pinkelte er allen Ernstes hinein) und zeigte meine Mitbringsel (außer der Jaguar-Trainingsjacke, denn die war das Geburtstagsgeschenk für den Liebsten), dann gab es eine Portion Nudeln mit aufgetauter Bolognese, wir schauten noch eine Folge SG1 und um halb zehn fielen wir beide ins Bett. Ins eigene. Sehr froh, wieder daheim zu sein.