Frühmorgens (zwanzig vor sechs) aufgestanden, um aufs Klo zu gehen, und dabei von einem vor der Tür kauernden Magi aufgelauert worden. Der dann natürlich mit ins Schlafzimmer wollte und hoch aufs Bett hüpfte zum Nachschauen und sehr ungern am Bettende wartete und überhaupt – die Nacht war dann eher so vorbei, auch wenn er sich kampfschnurrend bis kurz nach sechs einigermaßen zurückhielt. Als ich aufstand und im Arbeitszimmer nachsah, schien er Teile der Nacht dort verbracht zu haben, den Krümeln nach zu schließen. Und natürlich hatte er im alten Katzenkörbchen gepennt (das seit Jahren ungenutzt im Eck steht) und den neuen Katzensessel EXTRA FÜR IHN ignoriert. Vermutlich werden wir aktiv verhindern müssen, dass er sich dort reinlegt, damit er Interesse zeigt.
Wenigstens beim Aufstehen dann aber keine weiteren Katzenkatastrophen in der Wohnung, es war alles sauber, beide Kater warteten und ließen sich brav ihre Medikamente geben. (Beim Futter waren sie deutlich mäkeliger, es war eine Mischung, die sie nicht so mögen.) Kleine Küchenrunde, Blick in die Zeitung, dann Frühstück: Brot mit erst Quittengelee und als diese dann leer war, mit Erdbeermarmelade (die eigentlich Himbeer hätte sein sollen, aber wir hatten wohl beim Einkaufen ins falsche Regal gegriffen). Dazu ein bisschen schreiben, viel Tee, Dusche, und als ich aus dem Haus ging, war ich trotzdem so früh dran, dass ich superpünktlich um neun im Büro war. War halt richtig sinnvoll gewesen, so früh von der Katze geweckt zu werden!
Sehr ruhiger Arbeitstag. Ich kochte im Büro erst einmal eine Kanne heißes Wasser (für einen Liter Kräutertee im Lauf des Tages) und machte mir eine Tasse Kaffee. Dann Blick in die Mails und eine kleine Liste mit Punkten, die ich auf jeden Fall heute wegbekommen musste. Eigentlich war ich vormittags als Krankheitsvertretung eingetragen, aber da niemand krank war, konnte ich in Ruhe vor mich hinarbeiten, und siehe da: Um halb zwölf war ich mit fast allem an wichtigen Sachen durch.
Kleines Meeting mit zwei Kolleginnen wegen eines Termins der Stadt nächste Woche, wo wir im Rahmen des Bündnisses für Demokratie und Menschenrechte auftreten und dafür ein inhaltliches Poster brauchen, danach Mittagspause mit restlichem Spargel und Kartoffeln. Und allein, weil ich irgendwie ein bisschen Ruhebedürfnis brauchte und keine Lust auf Kolleg:innengespräche hatte. (Vermutlich weil das Meeting vor der Pause schon so gesprächsintensiv gewesen war.)
Nachmittags geruhsames Weiterarbeiten. Ein längeres Gespräch mit meinem neuen Kollegen (neu in meiner Abteilung), der es leider neben den normalen Unsicherheiten wegen neuer Aufgabe und so momentan auch noch mit einem Problemfall nach dem nächsten zu tun bekommt. Da einiges davon den Katastrophenlieferanten betrifft, ist von vornherein gleich ein extra Schwierigkeitslevel eingebaut. Wir formulierten also ein bisschen gemeinsam und versuchten zu lösen, und nun ja, ein bisschen weiter kamen wir, aber es bleibt verzwickt.
Anyway. Den restlichen Nachmittag arbeitete ich meine Mailbox leer und nahm mir dann Zeit, die neueste Version eines Schulungsmodul für ein Produkt des Katastrophenlieferanten genauer anzusehen (und dabei NATÜRLICH ungefähr fünf veraltete oder falsche Informationen zu entdecken, es ist echt so unsäglich). Nebenbei kurzer Abgleich mit den anderen Kolleginnen, die um halb drei aus ihrem Unterricht kamen, das Gebäude begann sich drastisch zu leeren. Ich machte noch etwas Terminplanung, richtete die Räume für die kommende Woche, und um halb fünf war ich dann wirklich so fertig, dass ich beschloss heimzugehen. Hatte zwar eigentlich bis fünf geplant gehabt, aber Zeit totschlagen muss ich ja nicht. (Und Yogakurs fällt diese Woche ja aus.)
Auf dem Heimweg eher bewölkt und ganz ausgesprochen frisch – ich war froh um meinen grünen Pullover unter der weißen Jacke. Da ich so früh dran war, ging ich noch in „unsere“ Weinhandlung auf dem Weg, eine Flasche Rotwein als Kolleginnengeschenk kaufen. Wenig überraschend fiel mir die Wahl schwer. Der Weinhändler empfahl mir einen sehr interessanten Portugiesen, den ich eigentlich für uns hätte mitnehmen können, und einen italienischen Barbera d’Asti, für den ich mich dann entschied (die Kollegin hat italienische Bezüge). Um mich herum zahlreiche Leute, die sich fürs Wochenende eindeckten, mit Muse beraten ließen, Wein probierten und generell gute Laune verbreiteten. Ich hielt mich aber zurück, also nicht mit der guten Laune, aber mit dem Kaufen, und ging nur mit der Geschenkflasche nach Hause.
Dort Sachen abstellen, kurzes Gespräch mit dem Liebsten, der von seinem Bürotag schon daheim war und noch letzte Sachen abschloss, dann ging ich ins Fitness. So gesehen war es fast ein Glück, dass der Yogakurs nicht stattfand, denn sonst hätte ich zweimal Fitness in dieser Woche nicht unterbekommen. Erstaunlich gutes Training, ich war ganz überrascht: Es war zwar anstrengend, aber bei weitem nicht so krass mühsam wie am Montag, und ich kam durch alle Geräte richtig gut durch. Wenn ich es die nächsten Wochen mit zweimal pro Woche hinkriege, dann werde ich vielleicht schon einen positiven Effekt merken, mal sehen. Die Achillessehne tut allerdings natürlich immer noch weh.
Um halb sieben daheim. Ich ging erst einmal zum Liebsten in den Garten, wo er damit beschäftigt war, zwei der Staudenbeete mit der Hacke zu bearbeiten, um Giersch und anderes Unkraut kleinzuhalten. Übrigens habe ich entdeckt, dass die Katzenminze doch noch nicht tot ist: Trotz sämtlicher Wälz- Ableck- und Draufliege-Aktivitäten des Katers kommt sie wieder zum Vorschein, man kann die kleinen Blätter sehen. Zwar noch miniklein, aber mal sehen, wie sehr sie sich berappelt. Erstaunlich resiliente Pflanze. (Andererseits ist das ja vielleicht eine symbiotische Beziehung, wer weiß? Vielleicht braucht sie die aufdringliche Katzenzuneigung ja als irgendeinen Standortvorteil. Man hat schon beklopptere Kombinationen gesehen.)
Auf zum Freitags-Restaurant: Wir hatten das Asian Fusion-Restaurant bei uns ums Eck geplant. Dort angekommen, war es allerdings leider wegen Renovierung geschlossen – und da es von uns aus gesehen Richtung Stadtrand liegt, waren alle Restaurants in der Innenstadt damit zu weit weg. Aber wir haben ja glücklicherweise erst kürzlich den neuen Italiener am kleinen Flüsschen entdeckt, im Nachbarstadtviertel: Und da fanden wir dann noch einen netten Platz. Zwar mit ein paar merkwürdigen Leuten um uns herum (links von uns ein älterer Mann, offensichtlich Alkoholiker, der eine Halbe bestellte und einen Grappa, er zur Kellnerin:„aber nur einen! Das ist der einzige heute!“, den er dann nach fünf Minuten leer hatte und über einen zweiten verhandeln zu begann; vor uns zwei ältere Frauen, die eine erzählte der anderen detailliert davon, wie sie als Geliebte dazu beitrug, dass ein Mann seine langjährige Ehefrau betrog, denn „die kontrolliert ihn ja immer und er fühlt sich bei mir sowieso viel wohler“ – ich überlegte ernsthaft, ob ich ihr beim Rausgehen ihren Rotwein über den Kopf kippe), aber sonst atmosphärisch sehr nett. Gutes Essen, klassische Pasta, und dazu bei uns beiden ein Glas Rotwein, weil ich nach dem Weinladen-Besuch irgendwie Lust darauf hatte. Das war eine gute Idee, ich bekam einen wunderbaren Primitivo ins Glas (der Liebste einen Nero d’Avola, nicht ganz so gut, aber er entwickelte sich).
Um halb neun waren wir daheim und machten nicht mehr lang – der Liebste war vor allem ausgesprochen müde und ich hatte auch nichts gegen einen frühen Abend. Einen Fingerbreit Lagavullin als Absacker ins Glas, ein bisschen Sternentor, die Nachrichten schenkten wir uns (ich war über Mastadon und Guardian schon einigermaßen informiert). Früh ins Bett, ein paar Takte lesen. Ich habe wieder mit The Body von Bill Bryson angefangen, ein Buch, das ich zwar schon zweimal gelesen habe, das aber so dermaßen vollgepackt ist an Informationen, dass ich mich an kaum etwas erinnere. Ich frage mich nur, ob das dann in meiner gelesene-Bücher-Liste trotzdem als Eintrag gilt.