Happy Birthday to me. Mein frühmorgendliches Geburtstagsgeschenk war, dass ich Dödel vergessen hatte die Schlafzimmertür zuzumachen und prompt Magi um kurz nach sechs im Bett stand und mich auffordernd anmiaute. Draußen Gewittergrummeln und rauschender Regen, kein Wunder, dass er im Haus war. Ich besänftigte ihn noch 20 Minuten, ging dann ihn (und den Kater, der aus dem anderen Schlafzimmer rausmarschierte) füttern und mit Medikamenten versorgen und legte mich noch einmal für anderthalb Stunden ins Bett.
Um kurz vor acht so richtig wach (gerade richtig zur zweiten Futterportion). Küchenrunde, Tee, ich schaute nach den ersten Glückwünschen auf dem Handy und in der Post (die logischerweise seit Samstag dalag) und ließ mir von dem Liebsten, der kurz darauf wach wurde, ein Geburtstagsständchen singen. Und dann der erste Blick auf die von ihm gemachte Torte: Sah wunderschön aus. Aus aktuellem Anlass (=immer noch ein Kilo Limetten im Kühlschrank) hatte er eine Limettencremetorte gemacht, mit Zesten und Minzblättern verziert. Da wäre ich jetzt als Wunschtorte nicht unbedingt draufgekommen, aber ich freute mich und war sehr gespannt.
Erst aber Tee und „richtiges“ Frühstück. Und den Kreislauf aktivieren, ich hatte leichtes Kopfweh und fühlte mich so latent matschig (ganz ohne Alkohol, nur zu wenig Schlaf). Der Liebste ging uns erst einmal, als der Regen um halb neun aufgehört hatte, Brötchen für ein englisches Frühstück holen. (Da gehört zwar eigentlich Toast dazu, aber den hatten wir nicht mehr, und… egal.)
Ausführliches, gemütliches Frühstück, ein bisschen Zeitungsrätsel. Draußen immer noch ausdauernder Regen (es sollte den ganzen Tag nicht aufhören), ich stellte mich also auf einen Rumbummel-Geburtstag ein.
So wurde es dann auch: Ich las mich durchs Internet, las ein bisschen Papierbuch, telefonierte ein wenig, las Glückwünsche auf dem Handy, war auf Mastodon unterwegs. Außerdem legte ich auf Tidal eine Playlist an: Und zwar gibt es, vom Theater zur Verfügung gestellt, eine Playlist für das Theaterstück, in dem wir gewesen waren. Sehr nette Idee eigentlich, aber halt leider nur für Spotify, und da ich ja über Tidal streame, machte mich mir dort die Playlist halt selbst (minus Abba, denn die sind in meinem Tidal-Konto schon seit längerem geblockt). Und den restlichen Tag lief im Haus eine lustige Mischung aus Schlager und Punk.
Mittagessen: große Schüssel Salat (Gurke, Tomate, Feto, Kresse), und dann ein frischer schwarzer Tee und das traditionelle Geburtstagstorten-Anschneiden, vom Liebsten fotografisch festgehalten. Wir aßen jeweils anderthalb Stück sehr gute Torte: unglaublich gut gewordener, fluffiger Bisquit, schön vanillig-cremige nun ja, Creme (recht mächtig, da auf Basis von Cashewmus), und der Limettengeschmack vorhanden, aber sehr dezent. Allerdings war ich froh, dass der Liebste nur die kleine 20 cm-Form gemacht hatte: Der Kuchen hat schon das Potenzial, dass man ihn schnell über hat.
Am Nachmittag eine kleine Siesta oben, ich schlief ein paar Takte, ein bisschen lesen, dann ein klein wenig Körpergewichtstraining und eine Dusche. Eigentlich hatten wir geplant, gegen fünf aus dem Haus zu gehen und in einem Kino in der Nähe das EM-Finale anzusehen (der Außengastro war es ja von der Stadt verboten worden, die Spiele draußen zu zeigen, naja, das Finale mit Anstoß 18 Uhr wäre vermutlich okay gewesen, da nicht so spät), drinnen und damit eigentlich wettermäßig in Ordnung. Nur regnete es halt am Stück und ich hatte ÜBERHAUPT keine Lust, schon wieder den ganzen Abend nasse Füße zu haben. Und so richtig aufraffen konnten wir uns sowieso nicht. Deshalb ab sechs Finale daheim auf dem Sofa. Ich begleitete das Schauen erstmalig unter dem Hashtag #engesp auf Mastodon (also ich tippte Zeugs mit dem Hashtag, andere auch, und man likte sich gegenseitig die Kommentare, alles eher ein bisschen sinnbefreit, aber lustig).
Spannendes Spiel, obwohl es mir schon lieber gewesen wäre, wenn die Entscheidung in der Verlängerung gefallen wäre und es kein Elfmeterschießen gebraucht hätte. Und natürlich war Spanien eigentlich die überlegenere Mannschaft und England hatte den Sieg nicht so *ganz* richtig verdient, aber andererseits muss man halt auch Torchancen verwandeln und darf die Gegnerin nicht ins Spiel zurückbringen – am Ende waren die beiden Teams gleich stark. Und damit geht das Resultat schon in Ordnung. Glückwunsch, England.
Mit Verlängerung und allem war es schon kurz nach halb neun, als wir uns fürs Abendessen fertig machten (wir hatten zur Feier des Geburtstags natürlich Restaurant geplant). Dieses Mal nahm ich die grauen Sneaker, was eine gute Wahl war, denn sie sehen zwar überhaupt nicht wasserdicht aus, aber es dauert schon eine Weile, bis das Wasser durchdringt, und so blieb ich den ganzen Abend trocken, trotz „ergiebigen Landregens“ ohne Pause.
Übrigens auf dem Hinweg ins Restaurant noch einmal am Open Air-Theatergelände vorbeigekommen (ich lief extra so, dass ich einen Blick drauf werfen konnte), es war nämlich die letzte Vorstellung. Und auch diese hatten sie nicht abgesagt, obwohl es regnete. Die Schauspieler tapfer auf nasser Bühne, das Publikum (wieder ausverkauft) tapfer unter ihren Regenponchos. Respekt.
Unser Lieblings-Altstadtitaliener hatte leider urlaubsbedingt zu (hatten wir halb vermutet), deshalb gingen wir zur Boomerbar und bekamen dort auch problemlos einen Tisch für zwei Personen (ich war zu faul gewesen zu reservieren). Und hatten dann ein ganz außergewöhnlich gutes Essen: Zunächst einen feinen Sommersalat für mich (alles prima bis auf die eingelegten Radieschen, die mir zu sauer waren) und ein „Wassermelonen-Tataki mit Wasabi-Avocado und mariniertem Babyspinat“ für den Liebsten. (Daran war alles super bis auf die Wassermelone, mit der man irgendetwas angestellt hatte, was zu einer Konsistenz führte, die ich eigentlich nie wieder in meinem Mund haben möchte.) Als Hauptgang ein sehr gutes Auberginenkatsu mit Tomatenjus für den Liebsten und ein Zitronenorzo mit gegrillten grünen Bohnen und frittierten Spinatblättern, das extrem lecker war. Beide Gerichte neu auf der Karte, es freut mich sehr, dass das Restaurant regelmäßig neue vegane Gerichte auf der Karte hat und dabei auf die Saison achtet. Als Getränkebegleitung zunächst ein Glas Crémant zum Anstoßen und dann einen Riesling für den Liebsten (der für mich allerdings nichts gewesen wäre, es war sowieso überall schon recht viel Säure im Essen) und einen angenehmen Grünen Veltliner für mich. Danach ein Espresso.
Zufrieden nach Hause, mit einem kleinen Zwischenstopp beim Open Air-Theatergelände, denn dort waren sie gerade beim letzten Lied, und weil man das von außen gut hören konnte, blieb ich noch ein bisschen stehen. Und bekam so mit (es war wie gesagt die Dernière), wie der Theaterintendant am Ende noch auf die Bühne kam, rundum allen dankte (wieder Standing Ovations, es wurden zahlreiche Blumen auf die Bühne geworfen) und einige Mitglieder seines Ensembles verabschiedete, denn die letzte Aufführung des Sommertheaters bedeutet auch Spielzeitende.
War für mich ganz schön, das noch (von außen) mit anzuhören, und ich dachte ein bisschen darüber nach, ob wir vielleicht in der nächsten Saison… ein bisschen häufiger… ins Theater?
Auf jeden Fall gingen wir im Regen nach Hause, aber satt und trocken, und halt ein Jahr älter, aber sonst mehr oder weniger die Gleichen.