Alkoholbedingt wenig überraschend eher durchwachsene Nacht, aufgewacht um halb sieben (nach längeren Wachphasen) mit aufgeregt miauendem Kater vor der Tür. Der dann durch die Bude flitzte, zweimal Dachterrasse, zwischendrin Klo und wieder runter und wieder rauf, dann im Untergeschoss herumgetigert, bis ich für beide die Medikamente fertig hatte. Keine Ahnung, was der für Hummeln im Hintern hatte. Magi war dagegen der (Alters-)Ruhepol. Fressen bei beiden ganz okay.
Dann kleine Küchenrunde und Tee für den Liebsten und mich, beide leicht verkatert. Der Liebste ging schließlich, noch im Dunkeln (zwanzig nach sieben) zum Viertel-Lieblingsbäcker, eine Tonne Kohlenhydrate zum Frühstück holen und den beleidigten Magen dadurch beruhigen. Das klappte auch ganz okay, ich hatte wahnsinnig Hunger und aß deshalb deutlich mehr als normal, aber danach (und nach einer zweiten Tasse Tee) fühlte ich mich so einigermaßen wieder hergestellt. Also, naja. Verkatert war ich schon, und eine Stunde später nahm ich sogar eine Ibu, weil sich ein latenter Kopfschmerz hinten unterhalb der Hirnschale festzubeißen begann.
Und darauf hatte ich keinen Bock, wir hatten vormittags nämlich etwas vor: Zwei Tage davor hatte der Liebste von einem alten Freund eine Todesanzeige zugeschickt bekommen. Ein alter gemeinsamer Klassenkamerad war in der Woche davor völlig überraschend gestorben (abends noch auf der Geburtstagsfeier seines Sohnes gewesen, dann ins Bett gegangen und morgens nicht mehr aufgewacht), und die Beerdigung war heute. Der Liebste hatte sich nach kurzem Überlegen entschieden hinzufahren (es war auf einem Waldfriedhof auf der schwäbischen Alb, eine Stunde von uns entfernt) und ich ging mit.
Um zehn also aus dem Haus und eine Stunde über Land, bei Nebelschwaden, die sich während der Fahrt auflösten und Platz machten für einen wunderschönen, strahlend sonnigen goldenen Oktobertag. (…wenn wir an unsere Sonnenbrillen gedacht hätten und nicht beide etwas verkatert gewesen wären, wäre es noch schöner gewesen.) Ziemlich frisch (eine Mütze wäre kein Fehler gewesen), aber sonst schön, draußen zu sein.
Und für den Liebsten natürlich auch schön, einige sehr alte Schulkameraden wieder zu sehen, mit denen er teilweise schon lange Jahre keinen Kontakt mehr gehabt hatte. Trauriger Anlass, das war quasi bei allen der Tenor: Wie traurig, sich aus diesem Anlass wieder zu treffen, vielleicht klappt es ja irgendwann demnächst in weniger trauriger Stimmung? Mal überlegen, Nummern austauschen, Kontakte auffrischen, was ins Auge fassen…? Aber wie es bei allen immer so ist, man hat seinen Alltag, man arbeitet, man regelt und organisiert und tut, und da gehen solche Sachen dann leider einfach zu oft im Strudel unter. Es ist bei mir nicht anders. Aber wer weiß – vielleicht werden nun doch wieder ein paar alte Freundschaften aufgefrischt.
Zum anschließenden Leichenschmaus gingen wir nicht mehr mit, sondern machten uns gegen halb eins auf den Rückweg. Wir hatten noch eine kleine Challenge vor uns: Und zwar hatte die Person, die vor uns das Teilauto gebucht hatte, den Ladestecker nicht richtig eingesteckt, und als wir das Auto holten, hatte es nur noch ungefähr 50% Akku. Etwas doof, weil wir uns endlich mal „getraut“ hatten, auch für eine etwas längere Fahrt ein eAuto zu nehmen („die sind ja immer bei 100%, damit kommen wir locker hin und zurück“), und jetzt mussten wir mitten auf der Alb nach einer Ladestation suchen.
Was, wie sich herausstellte, weniger ein Problem war als gedacht, Google Maps zeigte uns einige Stationen auf den diversen Dörfern. Zwar in Friedhofsnähe drei von vier „außer Betrieb“, und als wir die letzte verbliebene Station anfuhren, war die auch „außer Betrieb“, nur halt mit Zettel auf dem Display und ohne Google Maps-Anzeige. Mäh.
Aber egal, wir fuhren ins Nachbardorf, fanden dort gleich eine Station, die Stecker waren kompatibel, und dann mussten wir nur noch eine App finden, die uns das Laden und Bezahlen ermöglichte, runterladen, dort anmelden, Kreditkartendaten eingeben, und schon eine Viertelstunde später (!) konnten wir mit Laden anfangen. Puh. (Wenn ich das richtig sehe, ist die App aber für sehr viele Ladestationen nutzbar – unter anderem auch am Bodensee, ich schaute gleich mal nach – und jetzt haben wir sie beide auf dem Handy und sind registriert, das nächste Mal geht also schneller.)
Weil es mittlerweile halb zwei war, gingen wir in den Ortskern und fanden dort tatsächlich (zum Glück, wer sich auskennt: Albstadt-Onstmettingen, da kann man mit Infrastruktur nicht unbedingt rechnen) einen Bäcker mit angeschlossenem Café, der offen hatte (und Hafermilch! Auf der Alb!!) und uns mit Brezeln und Milchkaffee und allem versorgte. Nach vierzig Minuten waren wir satt, das Auto hatte 80% und wir konnten heimfahren.
Daheim erst einmal Rückzug ins Schlafzimmer und ein ausgedehnter Mittagsschlaf, ich stand erst um vier wieder auf. Danach leicht matschig, aber war trotzdem nötig gewesen. Aber viel Konzentration für Input hatte ich nicht mehr, deshalb abgetaucht ins Internet, YouTube-Zeugs und so, bis sechs. Dann schneller Wocheneinkauf in den Supermarkt nebenan (wir brauchten nicht viel und hatten keine Lust auf größere Wege). Wie jede Menge anderer Leute, ich traf gleich mal drei Leute, die ich kannte, es scheint eine typische Einkaufszeit zu sein. Oder Zufall. Bisschen blöd allerdings: Weil da gerade eine Baustelle ist (im ganzen Viertel wird Glasfaser verlegt), konnten wir nicht den Einkaufswagen heimschieben, wie wir das normalerweise machen und auch jetzt geplant hatten. Da standen wir dann etwas doof da mit unseren zwei vollen Taschen und drei Sixpacks alkoholfreiem Bier. Und schleppten am Ende etwas (gleich mal Krafttraining gemacht).
Der Liebste hatte uns vor dem Einkaufen noch einen Pizzateig angesetzt, und um Viertel nach sieben also wunderbare Pizza mit Pilzen und Zeugs. Lebkuchen als Nachtisch. Dazu Raumschiffe, und weil der Liebste dann einschlief (belagert von Magi, der sich wieder auf ihm breit machte), wandte ich mich dem gepflegten Blaulichtporno zu. Um kurz nach zehn (ich arbeite an der späteren Bettzeit!) mit Buch ins Bett.