Geschlafen bis Viertel vor acht, alkoholbedingt eher unruhig, ich fühlte mich aber trotzdem einigermaßen fit (und vor allem katerfrei) beim Aufstehen. Die Katerfreiheit hatte sich schnell erledigt, als beide Nasen um die Ecke gebogen kamen und nachschauten, ob man in diesem Haus eigentlich auch mal gefüttert wurde oder was hier eigentlich los war. Der Liebste schlief noch, stand kurz nach mir aus und sah ziemlich malade aus – er hatte am Vorabend wieder Fieber bekommen und zeigte recht deutlich, dass es mit der schnellen Genesung insgesamt wohl eher nichts werden würde.
Also erst einmal langsamer Tagesstart. Küchenrunde, Tee, ich packte das Firmengeschenk von der Weihnachtsfeier aus, wir warfen einen Blick in die Zeitung. Irgendwann dann ausführliches Frühstück, nachdem ich eine Jeans angezogen hatte und mit der Bürste dreimal durch die Haare gegangen war, um beim Viertel-Lieblingsbäcker ein paar Brötchen zu holen. Draußen wieder ordentlich kalt geworden, knapp über null Grad, was ich sehr angenehm fand, allerdings blöder, trüber Hochnebel, das war weniger schön. Aber kein Regen. (Leider auch kein Schnee.)
Frühstück also mit Brötchen, Butter und einem frisch geöffneten Glas Limettengelee von unserer Einkochaktion im Sommer. Das vorletzte, und es ist wieder so unfassbar lecker, dass ich ernsthaft darüber nachdenke, ob wir das wiederholen, wenn das letzte verbraucht ist. Eigentlich sind wir ja keine Marmeladenköche, aber dieses Gelee ist schon etwas sehr besonderes. (…wenn man zum Einkochen schöne Gläser verwendet hätte anstatt der angeratzten alten Gläser aus dem Sammelfach im Küchenschrank, dann wäre das sogar ein gutes Weihnachtsgeschenk geworden. Nicht dass wir Weihnachtsgeschenke machen würden.)
Zum Frühstück machte der Liebste eine Kanne Kaffee, weshalb ich den Adventskalender nur öffnete, aber noch nicht probierte. Ausbeute: Formosa Green Oolong „Dung Ti“, was ausgesprochen witzig war, da ich erst am Vorabend auf der Weihnachtsfeier mit meiner taiwanesischen Kollegin über Oolong-Tees gesprochen hatte. Formosa ist auf jeden Fall der alte portugiesische Name für Taiwan und wird heute für taiwanesische Tees verwendet, und Oolong-Tees sind grüne Tees, die anfermentiert wurden und deshalb zwischen Grüntee und Schwarztee liegen. Da das hier ein „Green Oolong“ ist, war die Fermentation nur recht kurz, also nicht auf dem halben Weg zwischen Grün und Schwarz, sondern etwas mehr beim Grüntee liegend. Eine ziemliche taiwanesische Spezialität, und ich denke ernsthaft darüber nach, dafür meine chinesische Ton-Teekanne auszupacken, denn diese ist dafür eigentlich ideal geeignet. Vor allem wenn man von mehreren Aufgüssen spricht.
Zunächst aber Kaffee am Esstisch, während der Liebste ein Feuer im Ofen machte und sich auf den Lesesessel zurückzog (das Sofa war durch beide Katzen komplett belegt). Und ich las die Mastodon-Timeline nach und dann das Oktober-Heft VF&L durch (langsam zu den Weihnachtsheften vorarbeiten, solang das noch Sinn macht), während oben Harold und unten Hector saugten. Dann ein bisschen schreiben, das war mehr oder weniger der Vormittag.
Irgendwann schnelle Dusche, dann ein Mittagessen: Ich hatte von der Weihnachtsfeier ja das Ragout (mit Tofu und Champignons) eingepackt und machte uns das mit einer Portion Spirelli warm. Interessant, wie sehr es anders schmeckt, als wir es von unserem Pilzzeugs kennen, angefangen beim verwendeten Tofu (er schien mit Sesam oder Mandeln gefüllt zu sein). Sehr gut, aber anders als erwartet. Trotzdem prima.
Nachmittags dann ein bisschen putzen, ich ließ Harold im Arbeitszimmer fahren und wischte das obere Stockwerk (minus Bad) einmal durch. Anschließend ein bisschen Sofa und ausführliche Leserunde. Für den Weihnachtsmarkt war es mir schon etwas zu knapp (da ist es ab vier, fünf normalerweise knallevoll), zumal ich auch noch einkaufen wollte. Das erledigte ich, da allein, im Supermarkt nebenan, die großen Vorräte ließ ich aus und kaufte nur das Nötigste. Sah trotzdem wieder gut gefüllt aus.
Für das Abendessen waren wir etwas hin- und hergerissen: Dem Liebsten ging es zwar ein bisschen besser (kein Fieber, und die starken Kopfschmerzen vom Morgen hatten sich auch mehr oder weniger verzogen), aber er hatte sehr wenig Appetit und wir wollten beide nicht so richtig kochen. Im Wochenplan stand eigentlich auswärts für den Abend, das ging natürlich nicht. Wir überlegten wegen bestellen, aber ich wollte absolut ganz sicher keine Bestellpizza. Und so entschied ich mich schweren Herzens, etwas neues zu probieren, registrierte mich bei Uber Eats und bestellte bei unserem Stamm-Asian Fusion Restaurant zwei Portionen gebratene Udon.
Der ganze Ablauf, inklusive Zahlung mit Kreditkarte (man kann ein Trinkgeld angeben, das dem Kurier dann „eine Stunde nach der Lieferung überschrieben wird“, hoffen wir mal, dass es stimmt) und so weiter, funktionierte einigermaßen okay, von Kleinigkeiten mal abgesehen (die Webseite war für die Nutzung am Laptop nur halb geeignet). Aber natürlich stört mich an dem Konzept einiges, sowohl aus arbeitsrechtlicher Sicht als auch aus Kundensicht (es gab schon einige Restaurants, bei denen die permanente Schlange an Kurierfahrern im Eingangsbereich die gemütliche Atmosphäre echt gestört hat). Andererseits macht das Bestellessen für die Restaurants einen nicht unbeträchtlichen Teil ihres Umsatzes aus, ohne den sie wohl echte Schwierigkeiten hätten zu überleben. Und das ist mir natürlich auch wichtig. Hm.
Nun ja. Das Essen war nach 25 Minuten da und ganz okay (etwas zu flüssig, Nudeln etwas zu weich, ansonsten gewohnte Qualität). Nach dem Essen zogen wir uns aufs Sofa zurück, ließen den Fernseher aber aus. Stattdessen las ich mein Buch zu Ende (wieder ein Alpenkrimi, anyway), während ich von Magi belegt wurde. Und weil Samstag war und (vor allem) auch, weil die Flasche offen im Kühlschrank stand, trank ich zwei kleine Gläser Crémant dazu. Danach als Nachtisch sozusagen eine halbe Tüte Weihnachtsplätzchen, die ich morgens vom Bäcker mitgenommen hatte, und das riss zwar vermutlich meine Kalorienziele (die App sagte nein, aber vermutlich nur deshalb, weil ich die Angaben bei den gekauften Sachen nur grob schätzen konnte), aber egal, es passte zu dem gemütlichen Abend.