Der nächste Prüfungstag wartete, und natürlich schlief ich in der Nacht recht unruhig. Es half auch nicht, dass ich am Morgen erst einmal ein paar tierische Überreste seines nächtlichen Jagderfolgs wegräumen musste, während der Kater mir aufgeregt um die Beine herumsprang. Der Liebste machte uns, seit langem einmal wieder, einen Smoothie zum Frühstück (es gibt jetzt frischen Blattspinat regional, und bald dann auch frische Kräuter, und frische Sachen überhaupt, hihi). Dann Sachen packen und früh aus dem Haus, um acht war ich im Büro. (Dadurch, dass ich viel im Home Office bin und eher später anfange, merkte ich mal wieder, wie unglaublich voll das Stadtviertel früh morgens ist. Was wollen denn diese ganzen Menschen im Wohngebiet? Und die ganzen Autos?)
Der Prüfungstag war gut organisiert und eigentlich auch nicht stressig (es waren genug Leute zur Aufsicht da, alle kamen pünktlich, alles lief glatt, keine Katastrophen), aber trotzdem empfand ich den Tag als anstrengend. Nicht wegen der Prüfung, sondern wegen tausend anderer Kleinigkeiten (und größerer Sachen), die parallel zu machen waren: Mails zu beantworten, ein Meeting mit einem Kollegen, ein bisschen etwas zu korrigieren, Unterricht vorzubereiten… ich bin nicht sonderlich gut im Multitasking (tatsächlich ist das eigentlich niemand), und die Menge an parallelen Fragen und Dingen zu erledigen fand ich recht zermürbend. Immerhin konnte ich mir eine kurze Mittagspause nehmen (zwei der restlichen Filoteigstrudel, ein bisschen wenig, aber gut) und auch für einen Kaffee reichte es, aber ansonsten war es ein ziemliches Fließband.
Um vier war die Prüfung durch und ich kümmerte mich um die Nachbereitung. Wenigstens hatte ich einige wichtige Punkte auf meiner Erlediliste geschafft (leider nicht alle). Ich hatte mich ziemlich über eine Sache bei der Arbeit geärgert, die vermutlich schief gegangen ist, vielleicht aber auch nicht, und die man jetzt eventuell wieder hinbiegen muss, was aber eigentlich gar nicht meine Baustelle ist, aber irgendwie auch schon. Nach etwas Krisengespräch mit einem Kollegen ging ich ziemlich gestresst nach Hause.
Dort dann sofort an den Rechner, ich hatte nämlich noch einen Unterricht, und ich war froh, dass ich ihn daheim machen konnte: Einfach mein eigenes Arbeitszimmer, meine eigene Umgebung, und dann bekam ich noch vom Liebsten einen Kaffee gebracht. Hihi.
Um halb sieben schloss ich den Arbeitstag endgültig ab. Zum Abendessen hatten wir Sellerieschnitzel mit Pilz-Spinatgemüse geplant, aber wir hatten beide keine Lust auf ein etwas kompliziertes neues Gericht. Also kamen Pilze und Spinat mit weißen Bohnen, Frühlingszwiebeln und Seitan zum Schmoren in einen Topf, ein paar getrocknete Tomaten dazu, ein bisschen Pesto, dazu eine ordentliche Portion Nudeln. Das war ein bisschen zusammengeworfen, aber ausgesprochen lecker, und mit einem Sojajoghurt mit Ananas war ich sehr satt und zufrieden.
Den restlichen Abend beschäftigte ich mich mit ein bisschen Schreiben und Lesen. Nebenher liefen die queeren Jungs, erst aus Deutschland (letzte Folge – ganz okay) und dann aus den USA, was meiner Konzentration nicht so richtig zuträglich war – egal. Wer braucht schon Konzentration. Meine Stimmung war ein bisschen gedrückt, was natürlich dem eher doofen Tag geschuldet war, und überhaupt fällt mir das zunehmend auf, dass ich auf sehr lange und stressige Tage nicht mehr einfach nur mit Müdigkeit und körperlichem Kaputtsein reagiere, sondern immer wieder mich so richtig seelisch down fühle danach. Auch etwas, was ich mir früher nicht hätte vorstellen können. Immerhin halfen die queeren Jungs dabei ein bisschen.