Wieder sehr müde beim Aufwachen, mal sehen, wann ich wieder in meinen Arbeitsrhythmus mit dem frühen Aufstehen komme. (Ach so, das ewige Müdesein ist Teil des Arbeitsrhythmus? Na dann.) Draußen blauer Himmel, ein hungriger Kater und ein Müsli zum Frühstück, der Tag startete nicht so schlecht. Nur mein linkes Bein tat mir immer noch weh (am Oberschenkel, wo vermutlich der Adduktor sitzt), die Schmerzen waren seit meinem ersten Laufversuch vor einer guten Woche nicht wirklich weggegangen und ich fragte mich, ob sich hier nach meinem Arm jetzt eine neue Baustelle eröffnete. Ich beschloss das erst einmal zu ignorieren und dachte darüber nach, ob heute der Tag etwas Bewegung möglich machen würde. Immerhin musste ich nicht ganz so früh anfangen.
Der Liebste setzte sich um kurz vor acht schon aufs Fahrrad und fuhr zur Arbeit, und ich beschloss spontan, etwas später anzufangen. Am Abend davor hatte der Physiotherapeut mich nach meiner Arbeit gefragt und war dann etwas entsetzt gewesen zu hören, dass ich regelmäßig bis acht arbeite und trotzdem quasi nie nach neun anfange, also häufig mehr als acht Stunden am Tag habe. Dadurch hatte ich ein leicht schlechtes Gewissen. Nach dem Frühstück räumte ich also erst einmal die Küche auf, und weil wir am Wochenende nicht zum Putzen gekommen waren (wir waren ja weggewesen) und sich der Staub mittlerweile etwas in den Ecken sammelte, fegte ich dann noch Küche, Flur und Schlafzimmer durch. Danach für zwei ausgedehnte Sonnengrüße auf die Matte (Musikbegleitung: das Strange Delight-Album von Bukahara, schon etwas älter, aber ich habe es erst neu bekommen, SO SCHÖN), ein bisschen integriertes Krafttraining (ohne Hanteln, nur ein paar Muskelübungen). Dann eine gemütliche Dusche und um halb zehn war ich startklar.
Den Vormittag über hatte ich ein bisschen Unterricht vorzubereiten und außerdem einen Einzelunterricht mit einer alten Teilnehmerin, die ich schon einige Monate nicht mehr gesehen hatte, aber davon abgesehen war ich komplett mit administrativen Dingen beschäftigt. Ich vertrat ja meine Kollegin und ihren Arbeitsbereich in ihrem Urlaub, und es war wohl nicht so vorausschauend von mir gewesen, dass ich die zusätzliche Arbeitsbelastung dadurch nicht extra eingeplant hatte. Normalerweise wäre im August eigentlich nicht so viel los, aber irgendwie meldeten sich tausend Leute mit Mails und telefonisch und wollten Beratungen und so weiter. Eine Beratung hatte ich noch kurz vor dem Mittag, dann machte ich Pause um Viertel vor eins.
Zum Mittagessen die zweite Hälfte Kartoffelsalat (direkt aus dem Kühlschrank und deshalb gar nicht so lecker, ich hätte ihn besser vormittags schon rausgestellt), dazu etwas Zeitungsrätsel. Ich räumte ein bisschen im Wohnzimmer auf und schaute nach dem Kater, der sich irgendwo im Garten verkrochen hatte. Es war ordentlich heiß, aber nicht mehr so drückend, die Gewitterwolken vom Vortag hatten sich wohl verzogen. Um halb zwei radelte ich ins Büro.
Der Nachmittag verlief so ähnlich wie der Vormittag – etwas Unterrichtsvorbereitung, ein bisschen am Telefon, viele administrative Sachen – mit dem Unterschied, dass ich einen neuen Einzelunterricht vor Ort – also nicht online – startete, mit einem sehr netten Franzosen. Nach zweieinhalb Jahren fast ausschließlicher Onlinekurse musste ich mich wieder etwas umstellen, es war aber eine schöne Abwechslung und klappte gut.
Dann kümmerte ich mich um meinen Kurs am nächsten Morgen und sah schnell, dass ich da nicht so zügig vorankommen würde wie gehofft. Der Kurs ist auf einem Niveau, das ich selten unterrichte, dann gab es weniger Material, als ich gern gehabt hätte… Um sechs schrieb ich den Liebsten an, wie weit er wäre, und als er antwortete, dass er daheim war und sogar schon Pastasauce fürs Abendessen gekocht hatte, beschloss ich, die restliche Vorbereitung auf später zu verschieben und nach Hause zu fahren.
Gute Vorsätze: Es war zwar später als gedacht, aber nicht so wirklich richtig spät, und es war zwar heiß, aber es ging schon, und überhaupt seize the moment und so, und der Liebste hatte seine Fahrradklamotten sogar noch an – ich zog mich schnell um und dann gingen wir eine Runde Radfahren. Am Feierabend. Mit Sportkleidung und Helm und allem. Ich kann kaum ausdrücken, was für einen Paradigmenwechsel das für mich als alte Radfahr-Hasserin bedeutet. Aber wenn man das Ganze unter dem Blickwinkel „notwendige Bewegung“ und „Sportabbau“ und „Hormonausschüttung“ und so betrachtet, dann war es wirklich okay. Wir fuhren eine schöne Runde zum Nachbardorf und von da aus zum nächsten Nachbardorf und dann wieder zurück (überhaupt: Es gibt hier ja unzählige kleine Nachbardörfer – typisch Ba-Wü halt, alles sehr dicht besiedelt – und obwohl ich seit 22 Jahren hier lebe, habe ich noch keine so richtig gute Geographie im Kopf, mal sehen, ob sich das durch das Radfahren ändert). Die Mischung aus Muskelanstrengung und Puls-nach-oben-bekommen war auch ganz gut. Insgesamt war ich sehr zufrieden mit uns, als wir um sieben wieder daheim waren (Glückshormone und so, haha).
Daheim stellte ich mich erst einmal unter die kalte Dusche und machte dann Spaghetti, während der Liebste den Garten goss (unsere Regenfässer sind schon wieder fast leer) und dann auch schnell duschte. Dann Abendessen, Spaghetti mit einer Linsenbolognese und Pilzen, danach Schokopudding, dazu etwas Blaulichtporno.
Und dann war es Viertel nach acht und ich ging, auch wenn ich ü-ber-haupt nicht wollte, noch einmal an den Schreibtisch: Den Unterricht für den nächsten Tag vorbereiten. Um zehn war ich endlich soweit, dass ich das abhaken konnte (zwar vielleicht noch nicht hundertprozentig rund und ausgefeilt und… aber es war zehn Uhr abends). Wie so oft bei den späten Schichten war ich dann so aufgekratzt, dass ich nicht sofort ins Bett gehen konnte, also noch ein bisschen Blaulichtgedöns zum Runterkommen, während der Liebste neben mir sanft auf dem Sofa schlummerte. Und um elf waren wir dann schließlich beide richtig bettreif.