Sehr müde beim Aufstehen, nach dem Vorbereitungsmarathon am Abend davor kein Wunder. Der Kater ließ sich nicht blicken, der Tag war gepackt voll mit anstrengenden Dingen, ich war den Tag über allein im Home Office, und in der Zeitung stand auch nur Quatsch – es gab nicht viel, worauf ich mich freute an diesem Tag. Sogar der blaue Himmel war keine gute Nachricht, denn die scheinende Sonne versprach wieder eine ordentliche Hitze. Auch der Wecker war unentspannt, er sirrte und schnarrte am Morgen, als wäre das Audioteil kaputt. Immerhin weckte er uns, wenn auch heiser.
Müsli zum Frühstück (wir haben kein Brot mehr, kommen aber nicht zum Einkaufen, und natürlich könnten wir eins backen, dazu komme ich aber auch nicht – vielleicht am Wochenende), wir machten frische Nudeln fürs Mittagessen, dann ging der Liebste um Viertel vor acht. Da er jetzt wieder angefangen hat, den Berg hoch zur Arbeit zu fahren, duscht er daheim nicht mehr, sondern direkt im Büro, er nimmt Wechselkleider mit. Was natürlich irgendwie praktisch ist, aber uns die gemeinsame Zeit im Bad ein bisschen raubt. Nicht dass ich schon fertig gewesen wäre, als er ging. Stattdessen räumte ich etwas die Küche auf, machte dann zwei ausgedehnte Sonnengrüße und war ab neun am Schreibtisch.
Nach ein paar administrativen Sachen war ich den ganzen Vormittag über im Unterricht, der Kurs, für den ich am Tag davor so lang vorbereitet hatte. Meine Planung klappte ganz gut (natürlich hatte ich viel zu viel Material, aber das war schon okay), aber die Umstände waren gelinde gesagt anstrengend: Ein Kursniveau und Kursinhalte, die online schwierig umzusetzen sind (Anfängerunterricht – da hätte ich sehr gern den direkten Kontakt und würde viel mehr nonverbal arbeiten), eine sehr heterogene Kurszusammensetzung, und dann begann auch noch Zoom Probleme zu machen: Während ich den Bildschirm teilte, stürzte das Programm ab und unterbrach die Session. Zweimal, was in einem laufenden Kurs natürlich super ist und mich ziemlich in Stress versetzte. Und der Kurs ging bis 13 Uhr, also länger als normal, und das kostete alles schon ziemlich Energie. Ich war froh, als es geschafft war (und auch ein bisschen stolz auf mich, dass ich es dann doch so einigermaßen hingekriegt hatte).
Während ich den Vormittag über unterrichtet hatte, waren einige Mails aufgelaufen, also arbeitete ich nach dem Kurs erst einmal meine Mailbox ab und schrieb Antworten, machte Termine aus und so weiter, und plötzlich war es halb drei und dringend Zeit für eine Mittagspause (zweite Hälfte Nudeln mit Linsenbolognese). Um drei hatte ich ein Beratungsgespräch bis halb vier, und dann schaute ich missmutig auf meine To-Do-Liste, auf mein Stundenkonto, und beschloss eine Pause zu machen. Mit den Überstunden ist es nämlich so, dass sie sich gar nicht von selbst abbauen, sondern man muss das schon aktiv machen. Nur anhäufen scheinen sie sich von selbst.
Ich legte mich also eine Stunde ins Schlafzimmer aufs Bett, hörte zuerst eine halbe Stunde Musik, machte ein bisschen die Augen zu und las dann noch eine halbe Stunde. Und das war eine sehr gute Idee. Außerdem schaute ich nach dem Kater, der morgens ein bisschen etwas gefressen hatte, dann aber den ganzen Tag nicht aufgetaucht war. Nach etwas Suchen und Warten tauchte er schließlich im Nachbargarten auf, wollte aber nicht mit rein, sodass ich ihn mir schließlich unter den Arm klemmte und nach innen trug, wo er dann gnädig vom angebotenen Trockenfutter fraß. Seriously.
Ab halb fünf wieder am Schreibtisch: Ich bereitete Unterricht für den Abend vor und machte ein paar administrative Sachen. Unter anderem schrieb ich eine sehr höfliche und nur minimal passiv-aggressive E-Mail an den katastrophalen Lieferanten (ein großer Teil meines Erschöpfungs- und will-nicht-mehr-Gefühls hängt mit diesem Kontakt zusammen, wenn wir da eine Alternative finden würden, würde ich drei Kreuze schlagen, die gibt es aber leider nicht). Und dann Unterricht ab halb sechs, ich startete einen neuen Abendkurs. Der klappte ganz okay (auch wenn Zoom schon wieder einmal beim Teilen abstürzte), und um halb acht fuhr ich den Rechner runter und schloss den Arbeitstag ab.
Der Liebste war daheim und saß schweißgebadet und mit gerötetem Kopf im Garten: Er hatte direkt an seine Arbeit eine Fahrradrunde angeschlossen, einmal den Berg hoch und wieder runter (wir haben abgesprochen, dass die gemeinsamen Touren mit mir immer nur in der Ebene stattfinden und er die Berge schön allein fahren darf, auch wenn er sich an die Absprache nicht so richtig erinnern will). Wir mähten den Rasen (der Liebste hat vor einer Woche das hohe Gras mit der Sense gemäht, jetzt gingen wir noch einmal mit dem Spindelmäher drüber), erzählten uns vom Tag und setzten uns dann noch ein bisschen aufs Schattendeck.
Der Kater ließ sich nicht blicken, war aber wohl vorher beim Liebsten aufgetaucht. Meine Befürchtung ist, dass er sich bei den Nachbarn in den Garten legt, die sind nämlich immer daheim und wir nicht. (Also ich schon, aber ich bin nicht im Garten, sondern am Rechner.) Natürlich darf dieses souveräne Tier hingehen, wo er will, aber so ein gaaanz kleines bisschen Sorgen mache ich mir schon. Ich möchte vor allem nicht, dass er woanders gefüttert wird. Am Ende zieht er noch bei uns aus und dort ein, und das wäre dann ja mal so richtig blöd.
So weit war es aber noch nicht, wir gingen rein, der Liebste duschte, ich kochte und der Kater kam dann auch vorbei und ließ sich füttern und kraulen und bespaßen. Geht doch. Dann Abendessen, rote Linsen und Kohlrabi in einer Kokossauce mit Reis (neues Rezept, ganz okay, nur etwas lahm), dazu schauten wir auf Netflix Uncoupled weiter. Es ist eigentlich merkwürdig, dass diese Serie, die sich mit den Trennungsschmerzen nach dem Auseinanderbrechen einer langjährigen Beziehung beschäftigt (und die meisten der Szenen in der Serie kennt man ja vermutlich nur allzu gut, na gut, vielleicht minus Grindr und Dick Pics), trotzdem so unterhaltsam ist. Auf jeden Fall sahen wir zwei Folgen, hatten ein Magnum Mandel dazu, und dann gingen wir trotz warmem Schlafzimmer früh ins Bett, ein bisschen Abendentspannung. Und damit fand der lange Tag ein ganz gutes Ende.