Morgens durchs Weckerklingeln aufgewacht, ziemlich müde, und im Schlafzimmer hatte es 25 Grad. Das ist für eine Wohlfühltemperatur definitiv zu warm, der Liebste war dementsprechend gerädert. Wir lüfteten komplett das Haus durch, der Kater kam reingeschlappt, ich stellte ihm eine Schüssel Futter hin, er schnupperte einmal daran und schlappte wieder raus. Dieses treulose Tier. Ich widerstand dem Drang, ihm hinterherzulaufen, reinzutragen und ihm die Pfote zu halten, bis er seine Schüssel leergefressen hatte. Stattdessen etwas Tee und der Versuch wach zu werden, ich freute mich darüber, dass der Liebste wie ich im Home Office war und ein relativ kurzer Freitag vor dem Wochenende wartete.
Wir wollten nicht schon wieder Müsli, der Liebste ging also schnell zum Viertel-Lieblingsbäcker und holte Brot und Brötchen für uns (das Einkaufen eskalierte ihm etwas – hungrig einkaufen – und er kam mit einer vollen Bäckertüte zurück, von der wir nur ein Drittel morgens aßen, bis zum Abend war aber überraschenderweise das meiste verschwunden). Wir ließen uns Zeit beim Frühstück, und die Dusche ließ ich ausfallen: Stattdessen arbeitete ich von neun bis zehn (eine telefonische Beratung, ein paar wichtige Mails), trug mich dann eine Stunde als offline ein und zog mir die Laufschuhe an.
Die Idee war, noch vor der Hitze laufen zu gehen, das klappte nur so halb, es war schon ordentlich warm. Ich trabte eine gute halbe Stunde das Flüsschen entlang und durchs Wohngebiet zurück und war ganz zufrieden: Zwar waren die Gehpausen noch genauso häufig wie in der Woche davor (sooo schnell baut man halt keine Fitness auf), aber Sehnen und Gelenke machten gut mit und ich kam gut bis nach Hause. Sehr schön.
Daheim legte ich mich für 10 Minuten zum Ausschwitzen aufs Sofa, ging dann duschen und arbeitete anschließend noch eine Stunde bis halb eins. Da hatte ich dann auch ein paar wichtige administrative Sachen erledigt, auf eine wichtige Mail endlich eine Antwort bekommen (die mir zwar meine Frage nicht beantwortete – „Welche Frist ist gültig?“ – „Am besten so früh wie möglich“ ist nicht wirklich eine hilfreiche Aussage – aber mir quasi aus Versehen eine andere Information gab, mit der ich weiterarbeiten konnte) und konnte den Vormittag abschließen.
Zum Mittagessen machten wir die zweite Hälfte Kokoslinsengemüse mit Reis heiß (ganz okay, Reis halt), dann ein Kaffee und etwas gemeinsames Rätsellösen, und um halb zwei arbeitete ich weiter. Es war mittlerweile wie angekündigt ordentlich heiß und unangenehm schwül geworden, wenn ich nicht den Nachmittag über Termine gehabt hätte, dann hätte ich mir das mit dem Arbeiten überlegt. Aber es gab noch einige wichtige Dinge abzuarbeiten, Unterricht vorzubereiten, und dann hatte ich um halb drei noch einen, sagen wir: interessanten, Telefontermin (kein Kund:innenbashing von meiner Seite, aber die Kundin hatte einen Anruf von mir gewollt, um sich dann genau das erklären zu lassen, was ich ihr am Vormittag schon in drei (!) Mails geschrieben hatte. Manche Leute sind mit dem Medium Mail einfach grundsätzlich überfordert, denke ich manchmal).
Einzelunterricht von drei bis vier, sehr nett, sehr guter Teilnehmer, nur leicht störend, dass der Teilnehmer in einer Berliner WG saß und alle vier Minuten sein Mitbewohner ins Zimmer geschlappt kam, wie nervig kann man sein. Eigentlich hätte ich danach aufhören können, aber ich hatte schon wieder Sorge vor der kommenden Woche und dass der Montag so voll wäre und vielleicht könnte man noch etwas vorarbeiten… am Ende arbeitete ich bis halb sechs, hakte ein paar Punkte ab und war dann einigermaßen bereit, mir ein Wochenende zu gönnen. (Das längere Arbeiten ging sowieso nur, weil die Yogatrainerin momentan im Urlaub ist, sonst wäre ich ja beim Yoga gewesen.)
Der Liebste hatte kurz davor schon Feierabend gemacht und war in den Garten gegangen, um unseren Pflaumenbaum abzuernten: Nach jahrelang quasi keinen Erträgen sollte es dieses Mal für einen Pflaumenkuchen reichen. Und es waren auch nur drei Pflaumen wurmig, was natürlich schön ist für uns, aber vermutlich mit dem extremen Insektenschwund zu tun hat (seit Jahren ja schon und in diesem Sommer durch die Hitze und die Trockenheit noch mal extremer). Wir haben einen ziemlich naturbelassenen Garten und versuchen, durch das Pflanzen von einheimischen Blühpflanzen und das Mähen mit der Sense und Stehenlassen von Totholz ein bisschen was für die Insektenwelt (und Vogelwelt) zu tun, und einige unserer Nachbarn gehen da mittlerweile in die gleiche Richtung, aber das fühlt sich halt nur wie ein Tropfen auf den heißen Stein an. Als wir letzte Woche mit dem Leihauto vom Bodensee nach Hause fuhren, hatten wir nach zwei Stunden Autobahn kein einziges (KEIN EINZIGES) Insekt an der Windschutzscheibe. Das ist eigentlich unfassbar und sehr, sehr erschreckend.
Auf jeden Fall war der Liebste nach seiner Erntetätigkeit schon wieder drinnen, es war ihm einfach zu heiß draußen. Ich setzte mich ein bisschen mit Krimi in den Garten, ließ mich vom Kater anmeckern (der war den Tag über ein bisschen mehr präsent gewesen, hatte bei uns im Garten geschlafen und auch brav gefressen) und ging irgendwann ins Haus, wo ich den Krimi zu Ende las. Alex Beer, Der zweite Reiter: Sehr gute Wahl, ausgesprochen spannender Historien-Krimi (Wien nach dem ersten Weltkrieg), interessante Figuren, guter Plot, viel Lokalkolorit. Ich war mit meiner Wahl zufrieden und holte das Kochbuch fürs Abendessen, vorher aber noch ein schneller Trip zum Supermarkt in der Nähe: Eigentlich wollten wir nur SimplyV-Feta, aber dann nahmen wir noch ein bisschen Grießpudding mit und aus einer Laune heraus auch eine Flasche Aperol. Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee war, Aperol Spritz war bisher immer so eine Sommer-im-Biergarten-Sache gewesen, ich verbinde ihn nicht so mit daheim (und wir haben auch keine Eiswürfel, die könnte man ja aber produzieren). Mal sehen. Jetzt haben wir ihn auf jeden Fall, ich stellte ihn vorerst in den Kühlschrank.
Gemeinsames Kochen: Salat mit Dinkel, Roter Bete, Karotten und eben SimplyV-Feta, mit einem Orangen-Senf-Dressing, sehr schöne Kombination. Zum Essen ein Bier und eine Folge Uncoupled. Draußen hatte es mittlerweile ein bisschen abgekühlt, es zogen eine Menge Wolken über den Himmel und das sah alles spektakulär aus. Wir holten deshalb den restlichen Bordeaux aus dem Kühlschrank, setzten uns auf den Balkon und schauten dem Himmel dabei zu, wie er Wolken in verschiedenen Schichten von der Sonne bestrahlen ließ, um uns herum Gewitter aufbaute und ganz weit oben schon der Regen fiel.
Irgendwann war der Wein leer, wir hatten genug gequatscht und gingen wieder rein für einen Absacker (einen Cognac) und den letzten beiden Folgen Uncoupled. Nach acht Folgen ist die Geschichte eigentlich auserzählt, auch wenn das Ende etwas offen ist – keine Ahnung, ob da eine zweite Staffel geplant ist. Nötig wäre es nicht.