Kurz vor acht aufgewacht, einigermaßen ausgeschlafen. Der Liebste atmete noch tief neben mir, ich beschloss mich aus dem Schlafzimmer zu schleichen und das unvermeidliche Arbeiten, wie in der Woche zuvor auch, gleich morgens zu erledigen. Oder zumindest vormittags. Also Tee gekocht, Kater gefüttert, dann ging ich für ungefähr eine Stunde an den Schreibtisch und bereitete Unterricht vor. Beim zweiten Tee wachte auch der Liebste auf, ich machte ihm einen Irish Breakfast und wir gingen gleich zum Frühstückmachen über (traditionell englisch, dieses Mal mit Seitanwürstchen, schon ok – die Taifun Tofuwürstchen bleiben aber halt einfach mein Favorit). Ich machte noch eine Kanne Kaffee, der Liebste sortierte Wäsche und startete eine Maschine, dann ging ich um zehn wieder an den Schreibtisch und bereitete weiter vor, während er durchs Haus fegte, saugte und den Kater erschreckte.
Gegen halb zwölf war ich mit der Vorbereitung endgültig fertig (unterbrochen von diversen Kaffeepausen) und machte mich an einen wichtigen letzten Punkt fürs Wochenende: Und zwar lief eine meiner Prüferlizenzen demnächst ab und ich musste sie online verlängern. Dazu muss man ein Schulungsmodul absolvieren, was ich schon einige Male gemacht hatte, deshalb wusste ich ganz gut, was mich erwartete, aber es kostete halt Zeit. Da das Ganze aber eine Deadline hatte, nützte es nichts: Ich loggte mich beim Lizenzanbieter ein und startete den Kurs (irritierenderweise ging das ohne Zahlungsaufforderung, hoffentlich kommt da später irgendwann eine Rechnung und es ist alles gültig, bei diesem Anbieter weiß man nie), suchte mein Material zusammen, klickte mich durch die diversen Fragen und 45 Minuten später kam die „Herzlichen Glückwunsch!“-Bestätigung und ich hatte meine Lizenz verlängert. Es wäre auch echt blöd gewesen wenn ich in leitender Prüfungsfunktion selbst meine Lizenz verloren hätte. (Das war vor vielen Jahren einmal dem Chef passiert, weil er sich nicht so richtig konzentriert hatte, prompt durchfiel und für ein halbes Jahr gesperrt wurde, zum Amüsement sämtlicher Mitarbeiter:innen.)
Damit war ich mit Arbeiten am Wochenende fertig, zwar WIEDER nicht das gemacht, was ich eigentlich wirklich dringend hätte machen sollen, aber hey – die Deadline ist erst in sechs Wochen, lol. Ich wollte auf jeden Fall noch etwas Wochenende haben, deshalb fuhr ich (zufrieden mit der Vorbereitung, zufrieden damit, dass ich pragmatisch gearbeitet und mich nicht in perfektionistischem klein-klein verloren hatte, ein bisschen stolz auf die erneuerte Lizenz) den Rechner herunter und wechselte sofort vom Pyjama in die Laufklamotten. Draußen war es mittlerweile ordentlich warm geworden und die Regenwolken der letzten Tage hatten sich verzogen, der Liebste, der schnell in die Stadt geradelt war, um Brötchen fürs Abendessen zu holen, kam ziemlich verschwitzt wieder.
Ich ging also wohlweislich nur mit einem langärmligen Shirt und in der dünnen Sporthose raus, und trotzdem war ich ziemlich schweißgebadet nach der Dreiviertelstundenrunde. Aber sehr zufrieden – morgens hatte ich mich noch so leicht kränklich gefühlt und ziemlich matt, aber das Laufen schien mir gutgetan zu haben, ich kam recht energiegeladen wieder nach Hause.
Dort holte ich den Liebsten vom Laptop weg, er machte die zweite Hälfte Pizza zum Mittagessen warm. Dazu der restliche Kaffee aus der Thermoskanne und eine Portion Schokopudding mit Haselnüssen als Nachtisch. Nach dem Essen war ich dann ausgeschwitzt genug und ging duschen Und dann hatte ich tatsächlich noch ein paar Stunden Zeit zum Rumbummeln, bevor der Besuch für den Abend kam. Also ein Blick ins Internet, ich hängte endlich den Duschvorhang ab und steckte ihn in die Waschmaschine, zusammen mit ein bisschen anderem Synthetik-Zeugs (dritte Maschine Wäsche für den Tag, die ersten beiden hatte der Liebste schon erledigt). Dann machte ich ein bisschen in der Küche sauber, bewunderte den Krautsalat, den der Liebste gemacht hatte (so eine Art Coleslaw im Eigenbau mit geraspelten Karotten und Spitzkohl, ganz ohne Mayo), und schrieb schließlich noch den Wochenplan für die kommende Woche.
Ab sechs dann Besuch: Alte Freundin T aus Studienzeiten, außerdem ehemalige Kollegin von mir und mittlerweile (entfernte) Kollegin des Liebsten (wir leben in einer kleinen Stadt). Wir hatten uns ewig nicht gesehen, was ziemlich traurig ist, früher hatten wir uns bestimmt einmal pro Woche getroffen. Aber dann hatten uns unsere jeweiligen Arbeitszeiten einen Strich durch die Rechnung gemacht, und sowohl sie als auch ich hatten aufgestockt, und dann kam natürlich Corona… Dazu kommt, dass ihre Mutter ziemlich krank ist und sie deshalb häufig am Wochenende zu ihren Eltern fährt.
Nun ja, jetzt hatte es auf jeden Fall einmal wieder geklappt und wir freuten uns. Wir verbrachten erst einmal ordentlich Zeit mit Quatschen und Abendessen (wir hatten uns einfach für Vesper entschieden, der Liebste hatte ja am Morgen Brötchen geholt, dazu diverse Aufstriche und eben den Coleslaw, alles prima), und als wir genug geredet und gegessen hatten, gingen wir zum Spielen über: Wir sind alle große Spieleliebhaber.
Wir starteten mit einer Runde The Game, was wir souverän gelöst bekamen, und gingen dann zu Codename Pictures über. Das kannten der Liebste und ich noch nicht (T hatte es mitgebracht), und es war ganz schön kniffelig (machte aber großen Spaß). Zum Abschluss dann noch mehrere Runden The Crew (was ist das eigentlich mit englischen Spielenamen inklusive Definitartikel), und das war wirklich sehr cool: Wir hatten das Spiel nämlich vor ein paar Jahren gekauft, waren dann aber von der Anleitung überfordert gewesen und hatten es deshalb aufgegeben. Es stand also bei uns im Regal und verstaubte, und T konnte uns jetzt eine Einführung geben. Es ist so eine Art Kooperations-Skat, also ein Stichspiel, bei dem alle zusammenarbeiten und „Missionen“ erfüllen müssen, das Ganze im Science Fiction-Setting. Leider ist es eigentlich ab drei Personen, es gibt zwar eine zwei-Personen-Variante, die aber etwas komplizierter ist. Na mal sehen, ob wir es in den nächsten Wochen auch zu zweit in die Hand nehmen. Wir haben sowieso viel zu wenig gespielt in den letzten Monaten.
Gegen zehn hatten wir uns müde gespielt, verabschiedeten T und gingen sehr zufrieden ins Bett. Wenn auch eine Stunde später als normal, was bei mir ja immer gleich recht fatale Auswirkungen hat. Aber egal, das war es auf jeden Fall wert.