Nach der Whiskey-Entdeckung am Abend zuvor blieben wir bis acht Uhr liegen, die späte Checkout-Zeit ausnutzend und die Tatsache, dass wir von keinen hungrigen Katzen im Bett besucht wurden. Dann schlüpften wir in ein paar herumliegende Klamotten und gingen nach unten in die Hotellobby, um den Tag mit einer Tasse Kaffee zu starten – wir hatten geplant größer zu frühstücken, wollten aber nicht so lang bis zum ersten Heißgetränk warten (auch als Gegenmittel gegen die Auswirkungen des Alkohols vom Vorabend).
An die Hotelrezeption war ein kleiner Thekenbereich angeschlossen, wo man heiße und kalte Getränke, Sandwiches und Snacks kaufen konnte (da hatten wir am Freitagabend die Pizza bekommen). Interessanterweise stand dort eine große Druckkanne mit Filterkaffee und ein kleiner Stapel Pappbecher daneben. Dieser Filterkaffee war umsonst, wie man uns auf Nachfrage versicherte, und da es sowieso keine Pflanzenmilch gab, brauchten wir uns auch keinen Maschinenkaffee zu kaufen. Wir setzten uns also mit zwei Tassen schwarzem Kaffee in die Sessel in der Lobby und schauten dem Regen zu, wie er vom Wind über die Baugrube und gegen das Fenster getrieben wurde. Was deutlich trister klingt, als es eigentlich war. Außerdem schauten wir einer Reisegruppe bestehend aus spanischen Teenagern zu, die gerade ihren Bus bestiegen und vermutlich einen Ausflug zum Schauinsland oder ähnliches geplant hatten. Erstaunlich, wie „normal“, ruhig und positiv sie alle wirkten. Das schlechte Wetter tat mir für sie ein bisschen leid.
Wir gingen auf jeden Fall duschen und dann zur „Kaiserin“, ein Bäcker mit angeschlossenem großen Cafébereich, der in der Kuh positiv erwähnt worden war. Zu Recht, wie sich herausstellte: Es war knallevoll, offensichtlich hatten viele Leute einen Tisch reserviert und wir bekamen gerade noch so zwei Plätze. Zweimal das vegane Frühstück, das wir gleich ein bisschen auseinandersortierten: Der Liebste bekam alle meine süßen Komponenten (sämtliches Obst, Marmelade), ich dafür seine komplette Avocado. Dazu Baba Ganoush, Hummus und eine Kollektion toller Brötchen. Um halb elf gingen wir sehr satt und zufrieden ins Hotel zurück.
Dort ein bisschen zusammenpacken – die neuen Schuhe kamen in eine extra Tüte, zum Glück hat man beim Flixbus kein Übergepäck-Problem, obwohl wer weiß, vielleicht irgendwann schon – und dann checkten wir aus und fuhren mit der Straßenbahn zum Hauptbahnhof, wo wir unser Gepäck in ein Schließfach packten. Der Bus fuhr um zwanzig Uhr: Wir hatten also ein paar Stunden Zeit vor uns.
Da es Sonntag war und das Wetter durchwachsen (regnerisch und immer noch sehr kalt, ich hätte wirklich besser meinen Wintermantel und die warme Mütze mitgenommen, nun ja), gingen wir ins Archäologische Museum im Colombischlössle. Das ist ein kleines, aber feines Museum im Zentrum mit Ausstellungsstücken von der Steinzeit bis zum frühen Mittelalter, von ersten bearbeiteten Faustkeilen über Römer und Kelten bis hin zu alamannischem Schmuck (ich fühlte mich beim Alamannen-Teil ein bisschen an meine Uni-Zeit erinnert, weil wir im Rahmen des Frühmittelalter-Seminars bei einer Alamannen-Ausstellung gewesen waren – vor langer Zeit). Wir verbrachten dort anderthalb sehr interessante Stunden. Das Museum war angenehm „normal“ mit Ausstellungsvitrinen und begleitenden Texten und ohne übertrieben viel Multimedia oder „Museum zum Anfassen“ oder interaktives oder Kinderbezogenes Zeugs. Es gab zwei Ausstellungsräume, die wie eine alte römisch-keltische Behausung eingerichtet waren und speziell auf Kinder zielten, aber es war ansonsten eben ein normales Museum. Das fand ich konzeptionell sehr nett.
Etwas nach halb zwei waren wir wieder draußen (ich hatte noch versucht, meine vom Morgen nassgeregnete Jacke und Mütze an der Heizung zu trocknen, vergeblich, und hatte mir einen keltisch inspirierten Schmuckanhänger gekauft) und gingen in einer kurzen Regenpause noch einmal in den Katzentempel. Unten war es einigermaßen voll, oben aber leer, wir bekamen einen Tisch am Fenster direkt neben der orangenen Tigerkatze, die am Tag davor unten friedlich geschlafen hatte, jetzt aber durch das Fenster im ersten Stock die Fußgänger beobachtete und sich von uns nicht stören ließ. Offensichtlich mag sie den Kontakt mit Leuten, erst als es eine Stunde später deutlich voller wurde, verschwand sie nach unten (und ging wieder schlafen, wie wir später sahen).
Wir blieben insgesamt anderthalb Stunden dort, mit viel Tee, ein bisschen Reden, ein bisschen Lesen und ganz wunderbarem Tiramisu und Apfelkuchen mit Sahne, was uns das Mittagessen ersetzte.
Den restlichen Nachmittag hatten wir dann allerdings nicht mehr so viel zu tun: Einkaufen konnte man nicht, um so richtig „die Stadt“ anzuschauen, war das Wetter zu schlecht mit immer wieder Regenschauern und doofem Wind, und die Museen schlossen alle um fünf. Wir verbrachten schließlich ein bisschen Zeit in der Unibibliothek (schönes Gebäude, der untere Bereich ist frei zugänglich, und auch wenn die Cafeteria geschlossen hatte, gab es Sitzgelegenheiten, Toilette und Trinkwasser und wir konnten ein bisschen lesen und uns aufwärmen) und gingen um sechs zum Abendessen ins Uni-Café. Dort leider gar nichts Veganes (buh) außer Pommes, was wir beide nicht wollten, also wurden es Bratkartoffeln mit Kräuterquark. Das war dann eine prima Grundlage für die Heimfahrt.
Um kurz nach sieben zum Bahnhof, noch ein bisschen die Läden dort angesehen (…tatsächlich fanden wir dort die erste Buchhandlung, die offen hatte und nicht Thalia oder eine andere Großkette war – naja, vermutlich B&P), und dann zum Bus. Der war wieder nicht vollbesetzt, und nachdem der Fahrer uns ein paar Verhaltensregeln erklärt hatte (Klo nicht verstopfen, Taschen so verstauen, dass sie nicht durch die Gegend fliegen können), fuhren wir pünktlich los und kamen pünktlich an. Hihi. Um halb elf waren wir daheim, wurden von zwei Rentnerkatzen begrüßt, verteilten ein bisschen Streicheleinheiten und verschwanden dann sehr schnell ins Bett.