So, und dann der erste richtige Urlaubstag. Am Wochenende waren wir beide in komischer Stimmung gewesen, der Liebste vermutlich, weil er gerade einiges an Druck bei der Arbeit abbekommt und das Gefühl hatte, sich den Urlaub nicht so richtig erlauben zu dürfen, und ich, weil ich ja eigentlich geplant hatte, in dieser Urlaubswoche ein paar Tage allein wegzufahren. Aber dann war es ja erst ein Hin und Her gewesen (nur ich Urlaub, der Liebste nicht, dann der Liebste doch, aber mit dem Ziel der PV-Anlagen-Installation, also ich nicht wegfahren, oder vielleicht doch wegfahren, oh der Liebste vielleicht doch kein Urlaub, aber am Ende doch), und dann hatte ich einfach auch keine Zeit (und vor allem keinen Kopf und keine Muße) gehabt, mich um irgendetwas zu kümmern. Das ganze Wochenende hatte ich dann hin- und herüberlegt, ob ich „mal schauen“ sollte, ob ich von Montag bis Donnerstag irgendwo etwas buchen könnte, aber stattdessen hatte ich ja dann an beiden Tagen die ganze Zeit den Drang gehabt, irgendetwas zu „machen“ und hatte beispielsweise am Sonntag stundenlang die Terrasse gejätet, anstatt ins Internet zu gehen. Und das nahm ich jetzt mal als Signal: So einen wirklichen Drang weg hatte ich nicht. Ich wollte den Garten und die Stadt genießen, ich wollte dem Liebsten bei dem PV-Zeugs unterstützen, und vor allem hatte ich auch gar kein Ziel, zu dem ich unbedingt hingewollt hätte (dass momentan EM ist, hatte ich bei meiner Urlaubsplanung nämlich ein bisschen vergessen, und damit waren ein paar Ziele, die ich eigentlich im Kopf gehabt hatte – Leipzig, Hamburg, München – halt schon erledigt). Ich traf also die Entscheidung, das Thema „Wegfahren“ abzuhaken und die Zeit daheim gut zu füllen. Und das fühlte sich dann schlagartig sehr viel besser an.
Der Tag versprach sonnig zu werden, und wir hatten jetzt ja eine schöne Terrasse (hihi) und der Garten war auch teilweise gemäht und wieder begehbar (hihi). Trotzdem verbrachte ich den Vormittag größtenteils im Haus: Nach einem Müsli und viel Tee legte der Liebste mit den PV-Arbeiten auf der Dachterrasse los und ich schrieb ein bisschen und las mich durchs Internet. Einmal legte ich auch auf der Dachterrasse mit Hand an, als wir zwei PV-Panele ans Balkongeländer hievten. Jetzt sind sie zwar noch nicht angeschlossen, sehen aber schon mal sehr gut aus.
Am späten Vormittag klingelte es an der Tür und ein Mensch vom Ordnungsamt stand da, erkennbar an seiner „Polizeibehörde“-Uniform. Etwas lustig war, dass in der Sekunde, als ich die Tür öffnete, sein Telefon klingelte: Ich machte also auf und er nahm das Telefon ab und lief weg. Nur ein paar Schritte, ich konnte ihm am Gehweg beim Telefonieren zusehen. Etwas merkwürdig, aber nun ja. Er entschuldigte sich dann auch prompt für das schlechte Timing und erklärte, warum er geklingelt hatte: In unserem Vorgarten wuchs der Lavendel mittlerweile so üppig, dass er den Gehweg zu zwei Dritteln überwucherte. Wir mussten den Lavendel also irgendwie zurückbinden oder sonst bändigen, damit der Gehweg frei wurde. Da er damit völlig recht hatte (es war uns selbst auch schon aufgefallen, nur halt keine Zeit, und außerdem fing er jetzt gerade mit Blühen an und war deshalb Bienenfutter), machte ich nicht lang rum sondern bedankte mich freundlich für den Hinweis (und plante nachmittags einen Besuch im Baumarkt ein, der Liebste musste sowieso irgendwelches Material für die Dachbaustelle holen).
Ich schrieb meiner Schwester von der Geschichte und sie fragte sofort zurück: Hat da ein Nachbar oder Passant gemotzt? Hätten die nicht einfach selber klingeln können, statt sich gleich ans Ordnungsamt zu wenden? Auf den Gedanken war ich gar nicht gekommen, ich hatte eher gedacht, er sei gerade auf dem Weg irgendwohin gewesen, dort zufällig vorbeigekommen und hätte geklingelt. Schrieb also eine Threems mit positiven Vibes zurück an den Bodensee. Erzählte dann dem Liebsten davon und er vermutete gleich, dass einer der Nachbarn gepetzt hatte. Lol. Vermutlich bin ich einfach zu positiv den Menschen gegenüber eingestellt. (Nicht.)
Schnelle Dusche, dann Baumarkt am späten Vormittag. Der Liebste war leicht genervt, dass es quasi nichts von den Sachen gab, die er noch brauchte (am Ende gab es das Meiste dann doch, nur so ein Dingens nicht), aber ich war tiefenentspannt (Urlaub!) und bummelte so durch die Gänge. Für den Lavendel nahmen wir zwei wadenhohe Holzzaun-Steckelemente mit, die eigentlich als Beeteinfassung gedacht sind, der Gedanke ist, dass er sich da quasi „auflegen“ konnte und dann weniger nach vorne kippte.
Daheim jätete ich ein bisschen durch den Vorgarten, und dann schauten wir uns den Lavendel an. Ich hatte ihn dort eingepflanzt noch bevor wir geheiratet hatten (er ist also schon einige Jahre alt), zu Unkenrufen des Liebsten, dass dort „eh nichts wächst“ (schattige Stelle und direkt unter der großen Kiefer. Wie sich herausstellte, war ihm die Kiefer egal und er wuchs sehr wohl und blühte toll, aber die schattige Stelle hatte halt dazu geführt, dass er in Richtung Sonne (=auf den Gehweg) drängte. Da er schon recht alt und verholzt war und außerdem so groß, dass das Zäunchen für ihn viel zu klein dimensioniert war, schnitten wir ihn am Ende großflächig zusammen. Das tat mir zwar im Herzen weh (er sah am Schluss ziemlich geprügelt aus), aber so funktionierte das dann mit dem Zäunchen und der Weg war wieder komplett frei. Vielleicht treibt er neu aus und hat sich dadurch ein bisschen verjüngt – mal sehen.
Restliches Pastítisos zum Mittagessen, ein Kaffee, und dann beschäftigte ich mich den restlichen Nachmittag über mit meinem Buch – am späten Nachmittag hatte ich es durch. Band 5 der Slough House-Reihe, London Rules, und ich hatte so viel Spaß dabei und fand es so spannend, dass ich ernsthaft kurz überlegte, gleich Band 6, 7 und 8 zu bestellen. Da stehen dann halt immer nur so Buchreihen im Regal. Eigentlich wären Krimireihen optimale Lektüre für den eBook-Reader, wenn mir das Handling von meinem Reader nur nicht so furchtbar auf die Nerven gehen würde. Für jetzt habe ich auf jeden Fall erst einmal ein Sachbuch im Visier.
Ein Punkt, wo ich mich wegen der ganzen Urlaubssache etwas blockiert gefühlt hatte, war der Wochenplan gewesen, denn wenn ich nicht da bin, muss man ja anders planen bzw. muss der Liebste für sich allein planen. Gemüse hatten wir allerdings am Samstag einfach mal für zwei Leute eingekauft. Nachdem ich jetzt endgültig entschieden hatte, da zu bleiben, passte das mit dem Gemüse auch wieder, und das fühlte sich auch besser an.
Der Liebste ging auf halb sechs zum Bastelverein, und ich schaute währenddessen die Gemüseschublade durch, ich hatte mir eine Rumfort-Minestrone vorgenommen. Ein bisschen Küche aufräumen, ein paar weiße Bohnen im Dampfkochtopf, dann nahm ich mir ein Urlaubs-Bier, startete eine Tidal-Playlist und kochte gemütlich vor mich hin, und um halb sieben hatte ich einen großen Topf mit einer wunderbar mediterranen Minestrone, mit Zucchini, frischen Tomaten, grünen Bohnen, Cannellini-Bohnen, Farfalle. Großartig.
Der Liebste kam um kurz vor acht und aß seine Portion auch noch, und dann hatten wir eigentlich Fußballabend auf dem Sofa geplant, aber es war ein toller Sommerabend (und nicht so wahnsinnig heiß, insgesamt sehr angetan von den Temperaturen bis jetzt) – deshalb ein bisschen unter die Leute: Wir gingen in die Eckkneipe zum Fußballschauen. Und das wurde dann ein sehr schöner Abend: Nette Atmosphäre, alle Leute gut drauf (erstaunlich viel los für einen Montagabend), einer der Gäste hatte einen UNFASSBAR niedlichen Hund dabei (ICH WILL AUCH SO EINEN NIEDLICHEN HUND), wir waren beide gut gelaunt, alles prima. Das Spiel war zwar etwas lahm (es wurde Kroatien-Italien gezeigt, und man sah viel Nervosität, viele Fehler und wenig schönes Spiel, und dann halt ein einziges Tor in der letzten Minute der Nachspielzeit, auch so eine Konstante dieser EM bis jetzt), aber das war egal. Nach der klassischen Fußball-Halben drückte ich dem Liebsten mein Bargeld in die Hand und sagte „überrasch mich mal“, er kam mit einem Gin & Tonic zurück, und das war eine ausgezeichnete Idee. Und weil sie so ausgezeichnet war, bestellte ich danach dann noch einen zweiten. Da merkte ich den Alkohol dann zwar schon (ich hatte ja daheim auch schon ein Bier gehabt), aber es war noch völlig okay und ich sehr zufrieden mit dem Abend.