Hoch die Hände, Freitag 9.8.2024

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch

Aufgewacht mit großer Arbeitsunlust, aber versöhnlichen Aussichten: Meine zwei einzigen Termine des Tages waren nicht bestätigt worden, fast alle Kolleg:innen waren im Urlaub, mein Rechner sollte wieder funktionieren, ich freute mich über ruhiges, konzentriertes Arbeiten daheim. Der Liebste (in dessen Büro es genauso gähnend leer aussieht) plante ein, zum Mittagessen nach Hause zu kommen, ebenfalls schöne Aussichten. Erst einmal aber mühsames Aufstehen (recht kühl geworden in der Nacht, mit offener Dachterrassentür und dünner Decke war mir fast zu kalt), der Liebste bespaßte die Kater und räumte die Spülmaschine aus, ich räumte Wohnzimmer und Küche auf und machte Tee. Dann Müsli, ein Blick ins Internet, und irgendwann ging ich dann duschen und der Liebste ins Büro. Muss ja, harhar.

Um neun am Schreibtisch, vor mir eine Erlediliste und sonst nicht viel. Zwei Chatnachrichten, zwei Mails, das war geradezu lächerlich wenig. Ich arbeitete den Vormittag über also ein paar wichtige Punkte ab, schrieb Rechnungen, machte die Zeitabrechnung für die vergangenen Wochen und ein bisschen Zeitplanung für die künftigen und war froh, dass das so in Ruhe ging.
Einzige Unterbrechung war der DHL-Mensch um zehn: Die dritte meiner Geburtstags-Crowdfarming-Kisten aus Spanien wurde geliefert. Dieses Mal Kaktusfeigen. Ich ging gleich mal googeln, wie man sie lagert und zubereitet und so. Angeblich alles problemlos, Schale nicht essbar, Kerne aber schon, wegen der Stacheln ein bisschen aufpassen. Als ich wieder in die Küche ging, um mir einen Tee zu holen, duftete der Raum nach den Feigen. Ach das ist aber nett, dachte ich mir. Und merkte drei Sekunden später, dass die Fruchtfliegen offensichtlich das Gleiche gedacht hatten: Ich stupste einmal an die Kiste und eine Wolke schwarzer Fliegen flog auf. (Die vorher definitiv nicht in der Küche gewesen waren, das Fenster war allerdings auf Kipp.) Na super. Ich packte die Kiste in den Kühlschrank, wo die Fliegen hoffentlich nicht hinkommen werden.

Um kurz nach zwölf kam Magi mal zu mir nachschauen (der hatte letzte Woche übrigens 4,1 kg – doof, abgenommen) und legte sich auf den Sessel. Ich machte noch eine halbe Stunde weiter, aber um halb eins konnte ich gerade einen guten Cut machen und ich hörte unten den Liebsten klappern, der für einen halben Home Office-Tag nach Hause kam. Da fanden Magi und ich, dass es jetzt prima sei, mit dem Arbeiten aufzuhören.

Mittagspause mit restlichem Curry, Zeitungsrätsel und fressenden Katern. Und einem ersten Versuch mit Kaktusfeige (einfach halbiert und ausgelöffelt, geht gut). Fazit bis jetzt: Die Kerne sind unangenehm weil superhart, ansonsten nicht gerade geschmacksintensiv, aber schon okay.
Ein bisschen Suppenloch danach, und da ich bei der Zeitabrechnung am Morgen gesehen hatte, wie viele Überstunden ich habe, und bei meinen Dingen zu erledigen alles Wichtige abgehakt war (UND von den Kolleg:innen sowieso niemand da war), machte ich etwas länger Pause und den Fernseher an. Sehr praktisch an Olympia: Man kann quasi permanent irgendwelchen lustigen Sportarten zuschauen. Hier: Kanufahren, einmal Kajak und dann sehr merkwürdig kniend im Kanadier. Dann ein bisschen Leichtathletik, schon wieder vergessen was. (Hüpfen, Springen, Rennen, so was.) Und dann Halbfinale moderner Fünfkampf der Männer, Schwimmen und Laser Run. Wie ich gleich nachlas, wird diese Olympiade das letzte Mal sein, dass der unsägliche Reitwettbewerb Teil des Fünfkampfs ist, danach wird das durch eine Art Parcour-Hindernislauf ersetzt. Wird auch höchste Zeit.

Von drei bis vier noch einmal eine Stunde Arbeit, die Mails beantworten, die mittlerweile reingekommen waren, und dann packte ich meine Sachen zusammen, holte mein Fahrrad und ging erst einmal zur Post, Dokumente zum Versand wegbringen, und radelte dann in die Firma zum Yogakurs. Morgens war es noch so kühl gewesen, dass ich Strickjacke und kurze Söckchen angezogen hatte, und eine lange Hose natürlich, aber um vier war es richtig hochsommerlich heiß. Also kurze Hose und Gedöns, und im Yogaraum hatte die Trainerin den Ventilator an.
Trotzdem war der Kurs schweißtreibend: Viele Stehpositionen, die sind einfach sehr anstrengend. Gutes Muskel- und Balancetraining natürlich. Es klappte auch alles ganz okay, aber so ein ganz kleines bisschen frustriert war ich trotzdem, dass es sich so mühsam anfühlte. Ich frage mich, ob da generell noch ein Fortschritt möglich ist, oder ob es jetzt mit 50 halt so langsam abwärts geht und nur noch mit exorbitant hohem Aufwand zu verändern wäre. Nun ja. Momentan bin ich sehr zufrieden, was die Schmerzfreiheit angeht, also ist mein aktuelles Ziel, das Level auf jeden Fall zu halten.

Um sieben holte mich der Liebste ab. Wie vereinbart war er mit dem Fahrrad gekommen, damit wir gemeinsam ins Restaurant radeln könnten. Nur doof, dass er zur Firma gefahren war, dort das Fahrradschloss genommen hatte (das offen um den Lenker gewickelt war), das Fahrrad damit abgeschlossen hatte und erst danach feststellte, dass er keinen Schlüssel fürs Schloss eingesteckt hatte. Haha. Wir verstauten das abgeschlossene Fahrrad also für die Nacht in der Firma (draußen stehen lassen wäre vielleicht nicht so eine gute Idee) und ich schob mein Fahrrad zum Restaurant. (Beziehungsweise der Liebste schob, ich hatte nämlich aufs Schieben keine Lust und er hatte ja schließlich den Schlüssel vergessen, da fand ich das nur gerechtfertigt.)
Sehr angenehmes Essen beim asiatischen Fusion-Restaurant, das draußen noch jede Menge Plätze frei hatte (man merkt vermutlich die Ferienzeit). Wir hatten unsere üblichen Sachen (Edamame, Gyoza, scharf gebratene Udon, Tofu und Reis) und dazu erst Radler und dann für mich noch ein Glas Pinot Grigio. Der einzige Kritikpunkt war, dass der Wein nicht kalt genug war, aber davon abgesehen war alles ganz prima. Sogar die Insekten ließen uns komplett in Ruhe (nachdem wir das Radler ausgetrunken hatten).

Daheim ließen wir dann den Fernseher aus. Nachdem der Donnerstag so ein bisschen blöd gewesen war und überhaupt die Stimmungslage so lala, ließen wir uns nicht berieseln, sondern setzten uns stattdessen mit einem Glas Rosé auf den Balkon und schauten ins Grüne. Quatschten ein bisschen, nahmen uns Zeit für uns und ließen so gemeinsam das Wochenende aufs Vorzüglichste anklingen.