Mit Weckerklingeln im (kuschelig warmen <3) Bett aufgewacht, einigermaßen ausgeschlafen. Aufstehen und übliche Morgenroutine, bei der mir an diesem Morgen, vor allem weil der Liebste kurz nach mir aufstand und im Wäschekeller verschwand, so richtig etwas auffiel. Und zwar habe ich oft ein „schlechtes Gewissen“, weil viele meiner Kolleg:innen (und auch die beim Liebsten) ja nicht erst um neun anfangen, sondern deutlich früher. (Klar, dafür arbeite ich oft auch länger, weil ich Abendtermine habe, mein Stundenkonto sieht dementsprechend aus.) Und ich frage mich immer, wo am Morgen die Zeit hin ist und warum ich „so lang brauche“ mit allem, Frühstück, Körperpflege, Zeitung, Schreiben. Aber Tatsache ist, dass wir morgens eigentlich immer eine relativ ausführliche Haushaltseinheit einlegen. Standard jeden Tag ist Katzenmaintenance (Füttern und Katzenklos) und Küchenrunde (grobes Geschirr spülen, wegräumen, Herd und Spüle putzen), außerdem Aufräumen im Wohnzimmer (Sofakissen und so). Das ist immer schon so eine Dreiviertelstunde, und dazu kommt dann meistens noch anderes Zeug (heute: alle Papierkörbe im Haus leeren und den Mülleimer an den Straßenrand stellen, dazu Wäsche abhängen und wegräumen, gestern: Ein Katzenklo komplett sauber machen und heiß ausspülen, vorgestern: Küche gründlicher putzen und Spülmaschine einräumen. Und so weiter). Wenn wir das nicht am Morgen machen würden, würde es nach Feierabend auf uns warten, und die Kater müssen ja sowieso versorgt werden. Ich würde also mal sagen, „rumbummeln“ tun wir am Morgen nicht. (Komisch, wie das im Kopf irgendwie „nicht zählt“.)
Anyway. Der Liebste machte uns ein Müsli, ich kochte Tee, nachdem wir um Viertel nach sieben mit Haushaltszeug fertig waren. Draußen wieder regennasser Garten, das November-Schmuddelwetter scheint sich festgesetzt zu haben. Insgesamt Laune bei mir so lala, ich hatte etwas Kopf- und Rückenschmerzen und hatte einen langen, aber vermutlich ein wenig langweiligen Tag vor mir. Immerhin mit Friseurtermin am Abend. (Auf was man sich so freut, wenn man über 50 ist.)
Ab neun am Schreibtisch für einen Routineblick in die Mailbox und eine Stunde Unterricht. Kurze Nachbearbeitung und ein bisschen Zeugs, und um elf packte ich meine Tasche und ging ins Büro. War mir gar nicht unrecht: Der Liebste war auch nicht daheim, die Katzen schliefen, draußen war es dunkel und nass und ich hatte ehrlich gesagt das Gefühl, dass ein bisschen „unter Menschen“ meiner Motivation ganz gut tun würde.
So war es dann auch. Es lief wieder eine Prüfung, für die aber der Kollege verantwortlich war, ich war dieses Mal nicht einmal für die Aufsicht eingeteilt, sondern nur als Backup im Hintergrund. Ich hatte also genug Zeit, meine Erlediliste abzuarbeiten, und die hatte sich gerade so gefüllt, dass ich den Tag über genug zu tun hatte, aber nicht völlig gehetzt war. Mittagspause allein mit zweiter Hälfte Sauerkraut-Gulasch, während ich dem Hagel (…) vor den Fenstern zusah. Nachmittags weiter mit administrativen Alltagssachen und ein bisschen Wühlen in alten Unterlagen, bis zum pünktlichen Feierabend um halb sechs.
Einigermaßen trocken auf dem Rückweg, die Mütze hielt das Meiste ab und der Regen sah sowieso von drinnen schlimmer aus, als er eigentlich war (feuchtkalt halt). Daheim sah ich, dass der Liebste schon da gewesen war und die Kater versorgt hatte (was sie nicht vom eifrigen Betteln abhielt, den Nasenkater zumindest – Magi war anfangs bei mir im Arbeitszimmer und schlich erst später langsam die Treppe runter). Ich nutzte die Chance, um dem Nasenkater ein prophylaktisches Flohmittel in einer Katzenwurst verpackt zu geben.
Und meine Güte, war das ein Affentheater. Warum die Hersteller nicht in der Lage sind, ein für Katzen (und Hunde) bestimmtes Medikament so zu produzieren, dass es auch an Katzen verfüttert werden kann, erschließt sich mir nicht. Diese blöde Tablette ist auf jeden Fall RIESIG und hat auch keine Bruchstellen, ich musste sie mit einem Messer in sechs Brocken zerteilen und die Wurst damit präparieren. Dadurch hatte ich dann in jedem einzelnen Katzenwurstteil ein Tablettenstück, was natürlich viel schwieriger ist als eine tolle unpräparierte Wurst zu verfüttern, in der nur, oh hoppla, in einem oder zwei Teilen ein bisschen Tablette versteckt ist. So war halt jedes einzelne Teil hinterhältig, und spätestens nach dem dritten hatte der Kater es kapiert und wollte nicht mehr, sortierte die Tablettenbrocken mit spitzen Zähnen aus oder ließ die Wurst gleich wieder ganz aus dem Maul fallen. Seufz. Ich bekam am Ende alles im Kater versenkt, aber so richtig toll fanden wir die Erfahrung beide nicht.
Auf sieben in die Kälte und zur Friseurin. Dort 45 Minuten entspannendes Plaudern (mit meiner Friseurin geht das ja hervorragend), waschen-schneiden-föhnen, und jetzt sind die Haare wieder angenehm kurz, fühlen sich gesund an und die elend lange Matte ist weg. (Gerade mal nachgesehen: Ich scheine im April das letzte Mal beim Haareschneiden gewesen zu sein. Liebe Güte.)
Nach dem Friseur holte ich den Liebsten beim Bastelverein ab, wo er seinen Feierabend verbracht hatte, und zwar mit einem Projekt, das uns hoffentlich, wenn es fertig ist, unser Wohnzimmer etwas verschönern wird: Aus einem alten 50er-Jahre-Werkstattwagen macht er einen stylischen Barwagen. Wir haben zwar nicht so richtig viel Platz dafür beziehungsweise müssen ihn uns erst schaffen, aber egal. Wird toll.
Daheim hätten wir dann eigentlich noch kochen sollen, aber erstens war es schon acht, zweitens sahen die morgens gelieferten Pilze so gut aus (komplett geschlossene Hüte), dass sie einen Tag Aufbewahrung vertrugen, und drittens hatten wir immer noch einen Rest Gulasch übrig. Dazu machte ich ein paar Nudeln, auch wenn ich auf ein drittes Mal Sauerkraut keine richtige Lust mehr hatte (und es jetzt die nächsten Monate ehrlich gesagt auch nicht mehr brauche). Aber egal, es ging schnell und jetzt ist es weg.
Den restlichen Abend Nachrichtenverbot. Ich hatte morgens schon die neueste Folge Sicherheitshalber gehört (zum Ukrainekrieg und zum Bürgerkrieg im Sudan), was schlimm genug war, und am späten Nachmittag war eine Push-Meldung des Guardian aufs Handy gekommen über die grauenhafte Brandkatastrophe in einem Wohnhausblock in Hongkong. Das weckt natürlich Erinnerungen an die Grenfell Tower-Katastrophe in London (kein Wunder, dass der Guardian so groß berichtet), und dieser Brand sieht noch schlimmer aus. Das ganze Ausmaß ist noch gar nicht klar. Ich wusste auf jeden Fall, dass ich keine Bilder von brennenden Hochhäusern in den Nachrichten sehen wollte (das kurze eingebettete Video im Guardian hatte mir gereicht).
Stattdessen wurde ich doch schwach und lud mir den zehnten Band der Alpenkrimi-Reihe aufs Tablet, auch wenn es da keine günstige Dreierband-Variante gibt. (Ich muss mal die Online-Ausleihmöglichkeiten der Stadtbücherei anschauen.) Damit verbrachte ich dann den restlichen Abend im Lesesessel. Und das war auch genau richtig so.