Vom Schreiben und Schweigen
Aussagen, die ich in den letzten Jahren am Fließband gehört oder gelesen habe:„ Unsere Welt brennt an allen Ecken und Enden.“„Dieser Tonfall, diese Aggressivität – was ist nur los mit den Leuten?“„Jeder ist am Limit, keiner hat mehr Zeit, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen…“„Jeden Tag eine neue Katastrophe, man hat keine Lust mehr, auch nur eine Zeitung aufzuschlagen.“„Man müsste wirklich was machen.“ (Seit dem Aufkommen der AfD noch in der verstärkten Form: „Nur wählen gehen langt nicht! Man muss aufstehen! Endlich was tun!!“) Dazu kommen mir einige Repliken in den Sinn, Fragen vielmehr: Tun? Ja, auf jeden Fall. Was? Wo? Wie? Das Gefühl von Kleinheit und Hilflosigkeit scheint manchmal übermächtig, wenn man sich alleine fühlt auf weiter Flur mit seinen Meinungen, oder wenn man zwar Gleichgesinnte trifft, die aber genau wie man selbst in einem ständigen privaten Mehrfrontenkrieg aus Karriere, Familie, Work-Life-Balance stecken – was dann tun?Rückzug ins Private? Kann man machen. Zeitung abbestellen. Sich nicht mehr aufregen. Blumen im Garten pflanzen. Kaffee trinken. Die Nachbarn grüßen, den Kater streicheln, in der Arbeit das Tagespensum erledigen, die restliche Welt Welt sein lassen. Nur dass es das Private nicht mehr gibt. Vielleicht nie gegeben hat. Die Welt, die…