Ganz okay geschlafen, um kurz nach sechs stand ich auf – vor dem Wecker schon wach ist ja immer ein Plus. Zum Frühstück machte ich uns ein Porridge, das mir besser gelang als das letzte Mal, nur die Bananen, die in der Biokiste am Mittwoch mitgekommen waren, hatten leider mehr oder weniger übergangslos von grün zu braun gewechselt. Richtig reif sind sie noch nicht, jetzt müssen wir sie trotzdem schnell essen. Nun ja.
Vormittags bei der Arbeit ein längeres Meeting zu unserer neuen Kundensoftware, so langsam bekomme ich ein Gefühl für die wichtigsten Funktionen, das fühlt sich gut an. Ich arbeite mich ja eigentlich sehr gern in neue Software ein, nur im laufenden Betrieb finde ich das etwas schwierig.
Nach dem Mittagessen (zweite Hälfte Gemüseeintopf) setzten wir uns mit dem Espresso eine halbe Stunde auf den Balkon, es war mittags in der Sonne jetzt so warm, dass ich im T-Shirt dasitzen konnte. Der ganze Garten blüht, alle unsere Tulpen kommen jetzt, auch dort, wo die Zwiebeln schon einige Jahre im Boden sind. Die lange Kältephase scheint den Pflanzen im Garten gut getan zu haben. Auch die Schlüsselblumen und Forsythien blühen lang. Leider wachsen auch überall die Ahornschösslinge.
Nachmittags hatte ich zwei Beratungstermine und fuhr dann um kurz vor vier den Rechner runter, wir hatten nämlich mit unserer kranken Karnickelnase den zweiten Tierarzttermin, zu dem ich dieses Mal mit wollte. Das Kaninchen sah wirklich nicht gut aus, eigentlich gab es kaum eine Verbesserung (immerhin hatte der Liebste etwas vom Notfallfutter verfüttert gekriegt). Sie war schwer am Atmen und konnte sich kaum hinsetzen, lag nur da. In der Praxis mussten wir zum Glück nicht lang warten (ich hätte eigentlich gar nicht mit gedurft, an der Eingangstür empfing uns ein großer Zettel: Bitte nur eine Person pro Tier! – aber sie waren nett und ließen uns zu zweit im Labor warten).
Die Tierärztin war nicht optimistisch, aber wir entschieden, es über das Wochenende noch weiter zu versuchen mit dem Füttern. Sie spritzte noch einmal etwas Abschwellendes, um das Atmen zu erleichtern, und noch einmal das Antibiotikum, und gab uns noch eine zweite Tüte Notfallfutter mit. Es ist generell ein Dilemma mit so einer Kaninchenbehandlung, denn das Füttern stellt ja eine unglaubliche Zwangsmaßnahme dar, bei einem Tier, das sowieso schlecht Luft bekommt und gestresst ist, eigentlich das Schlechteste, was man tun kann. Aber Kaninchen müssen fressen, so funktioniert leider ihr Darm (bei der Notfallfütterung müsste man eigentlich fünf Mal pro Tag füttern). Man hat also nur die Wahl zwischen zwei schlechten Alternativen. Die dritte Alternative wäre das Einschläfern, und das stand für den Montag im Raum, wenn es sich über das Wochenende nicht bessern sollte.
Um kurz vor fünf waren wir wieder daheim und ich fuhr nochmal schnell den Rechner noch, weil ich drei E-Mails fertig beantworten musste. Direkt um viertel nach fünf schaffte ich es dann noch zum Yogakurs: sehr entspannend, sehr gut für die Muskeln, ein guter Start ins Wochenende. Dachte ich.
Als ich runter kam, saß der Liebste ziemlich bedrückt auf dem Sofa: Während ich beim Yoga war, war er nochmal zum Riesenkaninchen runtergegangen und hatte ihr nochmal eine Portion Notfallfutter gegeben, das sie mehr schlecht als recht angenommen hatte (ein bisschen schon, das Futter ist ja mit Wasser angerührt und sie hatte vermutlich Durst). Und als er eine Viertelstunde später noch mal nach ihr schaute, lag sie tot im Stall.
Wir hatten natürlich damit gerechnet, dass wir die Maus nicht mehr gepäppelt kriegen, aber es war dann doch ein Schock. Mir kamen erstmal die Tränen. Von allen unseren Kaninchen hatte unser Riesenrex eine ganz eigene Persönlichkeit, anschmiegsam wie ein Kätzchen, freundlich und neugierig. Und sie war leider auch noch nicht sooo alt gewesen (ca. sechs Jahre – viele unserer Kaninchen hatten wir zweistellig bekommen). Es war das letzte Kaninchen, das wir gehabt hatten, die Schwarzmaus war ein paar Monate zuvor gestorben und wir waren eigentlich am Planen, wie wir für sie wieder ein Partnertier herbekommen (wir hätten da schon Schritte unternommen, wäre uns nicht der zweite Lockdown dazwischen gekommen). Jetzt plötzlich ganz ohne Kaninchen dazustehen, daran muss ich mich erst einmal gewöhnen. Wir hatten seit über zehn Jahren Kaninchen gehabt, mit teilweise bis zu acht Tieren. Oft mit einem schweren Herzen. Das muss ich im Kopf erst mal zurechtsortieren.
Ziemlich gedrückt starteten wir ins Wochenende, gingen erst einmal in den Garten, um das Kaninchen zu begraben. Dort erwartete uns die Nachbarin, deren Sohn und Schulfreund das tote Kaninchen im Stall entdeckt hatten und sie aufgeregt geholt hatten (merkwürdiger Zufall, es war zu dem Zeitpunkt vielleicht eine Dreiviertelstunde tot). Ich mag unsere Nachbarin eigentlich gern und der Nachbarssohn ist auch von der weniger nervigen Kindersorte, aber das letzte, worauf ich jetzt Lust hatte, war soziale Interaktion. Nun gut. Die Nachbarin ging wieder rüber, die Kinder wollten noch zuschauen beim „Begräbnis“ (hielten sich aber im Hintergrund). Wir machten auch kein großes Gedöns (so gern ich alle unsere Tiere mag, so wenig möchte ich einen Tierfriedhof-Quatsch anfangen – höchstens ein Primelchen, wenn man noch welche bekommt, pflanze ich noch an die Stelle).
Wieder drinnen, machten wir uns erst einmal ein Bier auf und wollten dann mit Kochen anfangen, allerdings hielt mich das Telefon ab: Mein Vater aus Berlin, der sich „mal wieder melden“ wollte (scheinbar hatten sich die Leute zum Thema unerwünschte soziale Interaktion irgendwie verabredet an dem Abend). Das Gespräch war überraschend un-anstrengend, der Liebste kümmerte sich währenddessen ums Abendessen (Mie Goreng).
Danach zogen wir uns aufs Sofa zurück, quatschten ein bisschen und tranken den restlichen Rosé, der noch vom letzten Wochenende offen war (dieses Mal hatte er etwas zu viel Säure für meinen Geschmack). Der Kater leistete uns netterweise Gesellschaft und schlief (schnarchend) auf dem Sofa. Wir hatten beide keine Lust auf große Sprünge und ich war ziemlich kaputt, also gingen wir früh hoch.