Unruhige Nacht, obwohl wir früh im Bett waren, war ich am nächsten Morgen ziemlich kaputt und wachte unsanft durch den Wecker auf. Über dem Garten lag Nebel, als wäre es Oktober. Mein Kopf fühlte sich ziemlich matschig an, ich spürte die langen Tage diese Woche. Diese Müdigkeit begleitete mich den ganzen Tag, ständig hatte ich das Gefühl, meine Augen wären zugeschwollen und würden tränen (dass im Garten die Gräser blühen, hilft dabei vermutlich auch nicht).
Am Morgen hatte ich wenig Zeit, nach etwas Schreiben und Zeitung und einem Blitz-Frühstück aus Erdnussbutterbrot und Orangensaft ging ich gleich duschen und war um acht am Schreibtisch zu einer internen Fortbildung. Das Thema waren (natürlich) wieder diverse Online-Unterrichtstools, es gibt einige neue spannende Funktionen, und weil ich ja gern mit Programmen rumspiele, hatte ich Spaß daran. Wird gleich alles ausprobiert.
Direkt danach eine Runde Mails, Korrekturen und ein Einzelunterricht, mit dem ich ganz zufrieden war, trotz Kaputtheit. Dann kümmerte ich mich noch um einige administrative Dinge, hatte einige absurde Mail-Wechsel mit Studierenden (diese jungen Leute) und machte um Viertel nach zwölf Pause.
Zum Mittagessen kochten wir eine frische Portion Nudeln für die restliche Pastasauce vom Vorabend, dann Espresso und etwas Schokolade, die ich aber nach einem Stück liegen ließ: keine Lust auf ultrasüß.
Ich hatte den dritten langen Tag in Folge, fühlte mich richtig, richtig erschöpft und beschloss, eine längere Pause zu machen – also mit Buch aufs Sofa. Der Liebste kam irgendwann dazu und wir genossen die Freuden des Home Office: daheim mit Herzensmensch auf dem Sofa statt mit Kolleg:innen im Büro.
Ab zwei war ich wieder im Arbeitszimmer (funkelnd, strahlend, aufgeräumt), bereitete den Abendkurs vor und hatte danach noch genug Zeit für einige administrative Dinge (Prüfungsanmeldungen organisieren, Beratungstermine vereinbaren, Prüferplanung und so weiter). Dann der Abendkurs: Gleich mal ein paar Dinge aus der Schulung am Morgen eingebaut. Am interessantesten fand ich die Funktion, dass ich bei einer Zoom-Breakoutsession einstellen kann, ob die Teilnehmenden selbstständig zurückkommen können oder nicht. Ich änderte die Einstellungen so, dass keiner die Breakoutsession verlassen konnte, ohne dass ich sie zurückholte – für mich praktisch, für die Teilnehmenden bin ich mir nicht so sicher, was sie davon hielten. Ich muss das noch mal ein bisschen ausprobieren.
Um Viertel nach sieben fuhr ich den Rechner endgültig runter und ging zum Liebsten in die Küche, wo er schon alles fürs Kochen vorbereitet, angerührt und geschnippelt hatte („mise en place“ würde man das in der Profiküche nennen). Wir mussten also nur noch den Herd anmachen, Wasser über die Nudeln kippen und dann alles (in natürlich ausgeklügelten Einzelschritten) im Wok anbraten. Das Rezept nannte sich „Spicy Dan Dan Noodles“, also Nudeln (in unserem Fall Mie-Nudeln) im Wok mit einer würzigen Szechuan-Sauce, angebraten mit Shiitake-Pilzen, Karotten und Frühlingszwiebeln und entweder Tofu oder Sojaschnetzeln oder, wie in unserem Fall, dem veganen Hack von der Rügenwalder Mühle. Das war geschmacklich wirklich okay und es war auch eine sehr angenehm überschaubare Zutatenliste. Was natürlich bedeutet, dass wir es auch selbst machen könnten (Sojaschnetzel kriegen wir im Unverpacktladen, dazu Sojasoße und etwas Gewürze…).
Der Liebste hatte wieder den Rechner für eine zweite Runde GLS-Hauptversammlung angemacht, die Diskussion und Aufsichtsrats-Gedöns und so weiter hatte ich verpasst, ich kam gerade zum Interview mit Eckart von Hirschhausen (quasi zum „Kulturprogramm“). Der geht ja manchen (Medizinern vor allem, so wie ich das mitbekomme) auf die Nerven, aber ich fand, er hatte tatsächlich was zu sagen. (Vielleicht wenn er nicht versucht, lustig zu sein?) Nur ich hatte keine wirkliche Konzentration mehr übrig, deshalb schalteten wir irgendwann auf Netflix und TNG um und gingen dann auch früh, früh, früh ins Bett.