Unruhig geschlafen, ab halb fünf wach gelegen und über die Arbeit nachgedacht, was ja eine un-glaub-lich produktive Methode ist, Arbeitsprobleme zu lösen und ausgeschlafen zu sein. Nicht.
Um 20 nach fünf stand ich dann schließlich auf, immerhin fühlte ich mich nicht völlig zerschlagen und hatte so noch Zeit zum Schreiben. Der Liebste kam eine Stunde später aus dem Schlafzimmer.
Da wir beide zur Abwechslung einmal nicht furchtbar früh anfangen mussten, nahmen wir uns Zeit für ausführliches Zeitunglesen und mehrere Tassen Tee, dazu als Frühstück ein Müsli mit einem (schon etwas schrumpeligen) Apfel, Banane und etwas Rhabarberkompott. Wieder sehr gut.
Ab Viertel vor neun war ich am Schreibtisch und startete den Tag gleich damit, dass ich eine mir unangenehme E-Mail schrieb und losschickte – gleich erledigt, gleich aus dem Kopf. Fünf Minuten später war schon die Antwort da: Alles nicht so schlimm, alles machbar. Sehr zufrieden, eine Baustelle geschlossen zu haben, ordnete ich mein Material für den kommenden Einzelunterricht zusammen, da trudelte schon die nächste Mail rein: Eine neue Riesen-Baustelle, weil meine Kollegin von der Personalerin eines großen Kunden von uns mit einer sehr kurzfristigen Änderungsanfrage überfallen worden war – mehrere Prüfungstermine für den Sommer, die seit Januar (!) mit uns abgesprochen waren. Ich hatte die Termine eigentlich am Donnerstag buchen wollen, es aber nicht mehr geschafft und auf Freitag verschoben, was ein Glück war, denn an gebuchten Terminen kann ich nichts mehr ändern. Wir machten also eine Telefonbesprechung aus, dann hatte ich erst einmal eine Stunde Einzelunterricht.
Nach dem Einzelunterricht ein paar administrative Sachen (Leuten Prüfungsergebnisse mitteilen, Anmeldelisten auf den neuesten Stand bringen, eine Rechnung über eine Prüfungsgebühr rausschicken), dann das Telefonat mit der Kollegin, wo wir mögliche Alternativen durchgingen, damit sie für das folgende Gespräch mit der Personalerin etwas anzubieten hatte. Das war meine letzte Aktion vor der Mittagspause, da diese Sache am Nachmittag abgeschlossen werden musste, waren meine Hoffnungen auf einen freien (oder wenigstens kürzeren) Nachmittag dahin.
Zum Mittagessen machten wir uns die zweite Hälfte vom veganen afrikanischen Imbiss warm, die seit Mittwoch im Kühlschrank gewartet hatte, anschließend zum Espresso ein paar Aldi-Mannerschnitten. (Und mit „ein paar“ meine ich pro Person eine halbe Packung, aber das versteht sich ja eigentlich von selbst.)
Mittlerweile war es ziemlich warm geworden, das Gewitterwetter der letzten Tage hatte sich endgültig verzogen. Der Liebste musste am 3D-Drucker im Vereinsheim einen Druck anstellen und schlug vor, dass ich ihn begleitete und wir anschließend eine kleine Runde am Flüsschen entlang drehten. Großartige Idee, wir waren schon länger nicht mehr spazieren gegangen. Es wurde kein Riesen-Spaziergang, wir mussten ja beide wieder arbeiten, aber eine gute halbe Stunde nahmen wir uns. Sehr gut.
Ab halb drei war ich wieder am Schreibtisch, wo Neuigkeiten von der Kollegin warteten: Die Personalerin hatte einen Alternativvorschlag gemacht, den wir organisieren konnten. Ich gab also grünes Licht, buchte die neuen Termine, um sie fix zu machen (gleich Fakten schaffen), und die Kollegin verkündete der Personalerin die frohe Nachricht. Die war sehr erleichtert („…dass Sie das möglich gemacht haben… also da fällt Ihnen die ganze Abteilung coronakonform um den Hals!“). Na fein. We are here to please you oder so.
Nach diesem wirklich großen Punkt hatte ich dann plötzlich meine Inbox ziemlich überschaubar leer bekommen und noch zwei Stunden Zeit, um die Erledigenliste abzuarbeiten: Zwei Zoom-Termine für kommende Woche vereinbart, zwei Hausaufgaben für nächste Einzelunterrichtstermine konzipiert und verschickt, vier Rechnungen geschrieben, noch etwas administrativen Krimskrams. Um fünf fuhr ich meinen Rechner runter und konnte es kaum glauben, wie pünktlich und ungestresst und zufrieden ich ins Wochenende gehen konnte.
Im Schlafzimmer war es mittlerweile ordentlich warm, genau richtig für den Yogakurs ab Viertel nach fünf. Wieder sehr anstrengend, wieder das Gefühl, dass die Muskeln nicht da sind, wo sie sein sollten, aber schon ein klitzekleines bisschen besser als am Mittwoch. Um zwanzig nach sechs machte ich den Laptop aus und holte den Liebsten aus seinem Arbeitszimmer, um das Wochenende zu starten.
Ums Kochen kümmerten wir uns gemeinsam: Ein sehr klassisches, wunderbares indisches Curry mit Tofu, Erbsen, Brokkoli, Ingwer und einer Tonne Gewürze, aus dem aktuellen VF&L-Heft. Dazu ein Feierabendbier als Aperitif. Eigentlich wollten wir dazu ein bisschen schauen, was auf YouTube so passiert, aber unvorsichtigerweise klickte ich auf „okay“, als der Rechner mich fragte, was ich denn von diversen Updates halten würde, und daraufhin begann er mit einem riesigen Chrome- und Linux-Update und war erst einmal blockiert. Wir aßen das Curry also ohne Fernseher (unterhielten uns stattdessen, interessantes Konzept, kann man wieder mal machen) und setzten uns anschließend mit einem Glas Rosé auf den Balkon in die Abendsonne. Wenn man ignorierte, dass der Rosé deutlich zu viel Säure hatte, die Sonne blendete und auf den Balkonstühlen irgendwann die Beine einschliefen, war es eigentlich sehr gemütlich. Wir aßen auch den Nachtisch draußen (die letzte, schon sehr reife Banane mit Haferjoghurt, Vanille und Nüssen) – eigentlich hatte ich mit Mücken oder Wespen oder so etwas gerechnet, aber wir hatten unsere Ruhe und sogar die Sonne verschwand hinter den Bäumen im Nachbargarten und beschien uns nur noch, statt zu blenden. Schöner Sommerabend.
Irgendwann hatte sich der Computer ausreichend erneuert und wir hatten genug vom Draußen und außerdem Lust auf einen Absacker, also nahmen wir uns ein Glas weißen Rum (Plantation, wunderbare Empfehlung unseres Weinhändlers) und schauten eine Folge TNG. Als wir ins Bett gingen, war es tatsächlich schon dunkel.