Recht gute Nacht, um Viertel vor sechs waren alle wach im Haus (Liebster, Kater und ich) und einigermaßen ausgeschlafen. Die Temperaturen waren angenehm kühl, das Gewitter in der Nacht hatte geholfen. Etwas Zeitung und Tee, ein Porridge mit Erdnussbutter und Banane, dann war ich ab acht am Schreibtisch.
Bevor ich mit der Arbeit loslegte, machte ich erst einmal bei einer Studie der Uni Münster mit (ich habe mich vor einiger Zeit auf PsyWeb als freiwillige Teilnehmerin für psychologische Studien registriert und bekomme seitdem Einladungen). Bei dieser Studie ging es um den Zusammenhang zwischen Belastungsgefühl, Komplexität einer Aufgabe und Flexibilität der zur Verfügung gestellten technischen Tools. Ich war nicht wirklich konzentriert und klickte die Fragen recht schnell durch (fühlte mich sowieso „belastet“, wenn auch nicht durch das Studiendesign) und gab bei den Abschlussfragen zur Selbsteinschätzung am Ende an, ich würde mich schnell auf neue Computerprogramme einstellen und hätte keine Berührungsängste (das würde ich so auch sagen). Die Auswertung der Testfragen: Ich hatte fast alles falsch beantwortet. Das amüsierte mich dann doch: Ich hatte voller Selbstvertrauen das Computertool komplett falsch bedient. Na, es hatte wohl eher damit zu tun, dass ich mit dem Kopf nicht wirklich dabei war (ich hatte die Fragen in zehn Minuten beantwortet, die erwartete Zeit wäre eher eine halbe Stunde gewesen). Keine Ahnung, ob die Uni Münster diese Daten sinnvoll auswerten kann.
Ab halb neun dann Büroarbeit: Mails beantworten, Teilnehmenden Prüfungsergebnisse mitteilen, Prüfungsorganisation, Unterrichtsvorbereitung. Ich war ganz froh, mich mit der Arbeit gut ablenken zu können, war doch etwas nervös wegen des Mittagstermins. Der Liebste ging um elf für einen externen Arbeitstermin aus dem Haus (vergaß prompt Geld und Mittagessen, ich bin hier nicht die Einzige, deren Kopf nur noch so halb funktioniert), ich arbeitete noch bis halb eins weiter. Gab dann dem Kater sein Trockenfutter, trank noch einen Tee, aß mein Mittagessen (zweite Portion Kartoffelsalat, ganz gut, aber ich war beim Essen nicht so bei der Sache) und ging dann um kurz vor eins los zum Impftermin.
Ich hatte beschlossen, mich nicht auf den ÖPNV zu verlassen (zurzeit streiken die Busfahrer, außerdem gibt es tausend Baustellen in der Stadt, das war mir zu riskant) und hatte mir deshalb einen Corsa gebucht. Die Stadt war erstaunlicherweise total leer und so war ich zehn Minuten später schon am Impfzentrum, wo ich von einem freundlichen Security-Menschen am Parkplatz eingewiesen wurde („hier links parken, hier rechts laufen, schöne Impfung und schönen Tag!“). Ich war natürlich viel zu früh, wurde aber trotzdem gleich reingeschleust und am Empfang registriert. Und da ich im System verzeichnet und das Impfzentrum nicht überlaufen war (im Gegenteil), ging dann alles sehr schnell: Eingangsregistrierung mit Nummernzettel und einem grünen BioNtech-Zettel (die Moderna-Zettel waren gelb), vier Minuten warten, dann weitergelotst zur Datenerfassung. Die ganzen organisatorischen Dinge wurden von Soldaten übernommen, und ich muss echt sagen: Man hat ja im Alltag sonst wenig Berührungspunkte mit Soldaten (vor allem seit es keine Wehrpflicht mehr gibt), und diese jungen Menschen dort machten echt ein bisschen Werbung für ihren Arbeitgeber. Alle sehr freundlich und entspannt und gut gelaunt.
Nach der Datenerfassung (wo das erste Mal „Covid-Erkrankung März 2020“ handschriftlich auf meinem Laufzettel vermerkt wurde) hatte ich die Gelegenheit, einen Informationsfilm zur Covid-Erkrankung anzusehen, den ich mir allerdings schenkte (danke, ich war live dabei und weiß Bescheid) und ging dann als nächstes zur Aufklärungsärztin. Hier war ich das erste Mal ein bisschen nervös, weil wir ja damals vom Gesundheitsamt keinen Nachweis des positiven PCR-Tests bekommen hatten, das Ergebnis war uns nur telefonisch mitgeteilt worden. Allerdings hatte ich den Ausdruck der damaligen Quarantäne-Anordnung des Gesundheitsamts dabei, und diese Mail beginnt mit den Worten „bei Ihnen wurde SARS-CoV-2 nachgewiesen, die aufgetretenen Symptome sind mit der neuartigen Covid 19-Erkrankung vereinbar“, und das war für die Ärztin genug. Sie vermerkte „PCR+“ auf dem Laufzettel und damit war klar, dass das heute mein einziger Impftermin sein würde.
Die Impfung selbst wurde dann im Nachbarraum von einer anderen Ärztin durchgeführt, in 15 Sekunden (ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn sie sich etwas mehr Zeit gelassen hätte – dadurch, dass sie den Impfstoff so schnell aus der Spritze in den Muskel drückte, tat es doch recht weh). Dann war ich schon fertig, bekam meinen Laufzettel-Stapel in die Hand gedrückt und konnte mich dann noch im Warteraum für 15 Minuten hinsetzen (dort las ich mir den Laufzettel, den ich ja vorher unterschrieben hatte, das erste Mal in Ruhe durch, es stand aber nur mehr oder weniger das darauf, was die Ärztin mir im Aufklärungsgespräch schon gesagt hatte).
Am Ausgangsschalter gab ich den Laufzettel wieder ab, das Impfbuch wurde noch einmal kontrolliert und – bester Punkt des ganzen Tages – ich bekam den QR-Code für den digitalen Impfnachweis ausgedruckt. Die Mitarbeiter hatten eingetragen, dass mein erster Impftermin als Zweitimpfung galt, und es auch im System vermerkt (so dass der automatisch generierte Termin für die Zweitimpfung, den ich ja nicht brauche, vielleicht sogar automatisch gelöscht wird). So ein bisschen gab mir das meinen Glauben an die deutsche Organisationsfähigkeit wieder zurück.
Um kurz nach zwei war ich wieder am Auto (der Termin wäre eigentlich erst um 14:06 Uhr gewesen, es war perfekt, dass ich sofort dran kam) und fuhr sehr glücklich heim. Auf dem Heimweg kam ich in einen Regenschauer und wurde ordentlich nass, aber selbst das konnte meine Laune nicht schmälern. Daheim erst einmal den Code in die CWA eingescannt: Funktioniert, der Impfnachweis wird angezeigt (noch grau unterlegt, er ist erst in 14 Tagen aktiv). Dann schrieb ich gefühlt zweitausend Threema und war um drei wieder am Schreibtisch.
Den Nachmittag verbrachte ich mit ein paar Routine-Orga-Sachen und hatte noch einen Einzelunterricht bis 18:30 Uhr (ich hatte ihn extra etwas nach hinten verlegt, weil ich nicht genau wusste, wie lang das Impfen dauern würde), dann fuhr ich den Rechner sehr zufrieden runter. Zu dem Zeitpunkt begann so langsam auch mein rechter Arm ordentlich weh zu tun (nicht überraschend).
Der Liebste übernahm das Abendessen: ein Rohkost-Salat mit roter Bete, Karotten und Kohlrabi, ein mediterraner Nudelsalat mit Tomaten, Spinat, Pilzen, Oliven. Sehr lecker und auch hübsch anzuschauen (Eat The Rainbow at its best). Weil wir schnell in den Edeka gingen und unseren Erdbeervorrat auffüllten, als Nachtisch Erdbeeren mit Alpro-Skyr und Vanille.
Zum Abendessen sahen wir die TNG-Folge von gestern zu Ende und anschließend die erste Halbzeit England-Tschechien. Wenn die englische Mannschaft diese Form beibehält, dann kommen sie weit im Turnier. Ich allerdings kam nicht mehr weit an dem Abend: Zur Halbzeitpause war ich reif fürs Bett.