Gute Nacht, allerdings viel von der Arbeit geträumt, unnötig. Um Viertel vor sieben wachte ich auf, der Kater wartete schon im Schlafzimmer und begleitete mich nach unten, wo er mir stolz sein Werk der Nacht präsentierte. Ich hatte allerdings keine Nerven dafür, tierische Leichenteile wegzuräumen, und machte erst einmal Tee. Der Liebste folgte ein paar Minuten später und kümmerte sich um das Schlamassel. Wenn der Kater schon Mäuse fängt, warum kann er sie dann nicht wenigstens draußen fressen…?
Am Morgen viel Tee und Schreiben, der Liebste machte uns ein Müsli mit Apfel und Nektarine. Draußen war das Wetter so mittelprächtig, es war bewölkt und sah nach Regen aus. Nach einer schnellen Dusche gingen wir rüber zum Supermarkt, um dem großen Ansturm zuvorzukommen (Hafermilch, Klopapier und ein Mittel zum Kleiderfärben – einer meiner Hoodies hat irreversible Flecken).
Das Altglas mussten wir leider wieder mit nach Hause nehmen – zu den übervollen Containern wollten wir nicht unser Zeug noch dazustellen. Merkwürdig, weil wir am Vortag eigentlich den Wagen der Entsorgungsfirma auf dem Platz gesehen hatten (aber vielleicht war das ein anderes Auto gewesen). Ich googelte kurz „Altglascontainer Standorte“, aber wir entschieden uns dann dagegen, zu einem weiter entfernt liegenden zu gehen, denn wer weiß, wie dieser aussieht. Meine Vermutung ist, dass entweder durch die Urlaubszeit die Firma nicht hinterher kommt oder es zurzeit einen Streik gibt. Auf jeden Fall nahmen wir die Flaschen wieder mit.
Um kurz nach zehn waren wir wieder daheim und packten eine Tasche mit Haltegurten und ähnlichem: Der Liebste hatte einen Termin zum Materialholen für den Verein und ich fuhr mit. Ein Mann aus dem Nachbardorf hatte geschrieben, dass sein Vater vor einiger Zeit gestorben sei und er aus dem Nachlass eine komplette Hobbywerkstatt voll an Material übrig hätte – elektronische Kleinteile, Bauteile, Module, Kabel… Die Ansage war „bringt ein großes Auto“, und da man beim Carsharing in den „normalen“ Autos möglichst keine Sachen transportieren soll (außer im Kofferraum), hatte der Liebste einen Sprinter gebucht. Im Nachbardorf angekommen, stellten wir fest, dass das völlig überdimensioniert war – „großes Auto“ ist aber halt auch ein sehr vager Begriff? In einen normalen Kombi hätten die Sachen aber vermutlich nicht gepasst, und die größeren Vans und ähnliches waren wie gesagt nicht für Lastentransporte zugelassen oder ausgebucht. Also Sprinter, schon okay.
Das Einladen ging schnell, es war alles gut eingepackt (die Kleinteile schon in sehr praktischen Sortier-Schubladen), um halb zwölf verabschiedeten wir uns von den sehr netten Leuten (die froh waren, die Sachen loszuwerden, ohne sie auf den Müll werfen zu müssen, eine schöne Win-Win-Situation).
Mittlerweile hatte es ordentlich zu regnen begonnen, wir luden im Regen die Sachen am Vereinsheim aus, dann ging ich uns im Café nebenan zwei Kaffee holen (dazu noch eine Hafermilch im Aldi nebenan) und wir räumten ein bisschen auf und um, während es draußen runterprasselte. Um halb eins waren wir fertig, hatten aber das Auto noch etwas länger gebucht, also nutzten wir die Chance und fuhren in den Baumarkt, Blumen kaufen (nicht ganz so einfach mit dem Sprinter auf dem großen Parkplatz). Der Baumarkt war ein letzter Punkt für mich, den ich auf jeden Fall erledigen wollte, deshalb war es super, dass wir das im Regenwetter mit einem Auto machen konnten. Gegen eins kamen wir zurück, der Liebste brachte das Auto weg und ich machte uns eine spontane Suppe aus roten Linsen, Tomaten und zwei angebratenen Seitanwürsten. Ausgesprochen lecker.
Den komplett verregneten Nachmittag verbrachte ich auf dem Sofa und las, tatsächlich, mein Buch zu Ende (das von John Kampfner). Ich bin sehr zufrieden mit mir, es ist aber auch ein Buch, das es einem leicht macht, gelesen zu werden, es ist sehr flüssig und gut geschrieben. Kampfner beschreibt, in verschiedenen thematischen Schwerpunkten (Wirtschaft, Außenpolitik, Ökologie, Gesellschaft u.a.), die Situation in der Bundesrepublik, aktuell und in der historischen Entwicklungsperspektive. Da er in den 80er und 90er Jahren als Zeitungskorrespondent in Deutschland war, zieht er immer wieder zeithistorische Rückverbindungen, aber er hat seinen Fokus auf der Jetzt-Situation, stellt dazu als Brite immer wieder den Vergleich mit Großbritannien (wenig positiv ausfallend). Insgesamt eine schöne Mischung aus historischer Erzählung, aktueller politischer Analyse und autobiografischen Elementen. In dem Sinn kein politik- oder gar geschichtswissenschaftliches Buch (allzu oft nimmt Kampfner sich selbst als Zeitzeugen und vermischt dadurch analytische und erzählerische Rolle), aber genau das macht es interessant zu lesen. Es ist 2020 erschienen mit einigen Ergänzungen in der neuen Auflage vom Februar 2021, also sehr aktuell.
Als ich fertig war, scannte ich das Buch in meine Bücher-App ein und stellte fest, dass es dieses Jahr das sechste Buch war, das ich gelesen hatte. Das sechste??? Ich weiß, dass ich dieses Jahr nicht gut ins Lesen gekommen bin und es verschiedene Faktoren gab, die mich abgehalten haben (und die sich teilweise auch gegenseitig bedingt haben), aber die Zahl erschütterte mich dann schon. Fest vorgenommen für die restlichen Monate: Wieder mehr Zeit bewusst zum Lesen einplanen.
Am Spätnachmittag war ich dann noch ein wenig auf Twitter, stellte einmal mehr fest, wie viele Leute auf dieser Plattform mich nerven, und klappte dann den Laptop endgültig zu. Stattdessen gemeinsames Kochen: Ein etwas aufgepepptes Kartoffelgratin mit angebratenem Räuchertofu und mit einem veganen Mozzarella von VioLife überbacken, den wir noch im Kühlschrank hatten (er musste nicht unbedingt dringend verbraucht werden, aber ich wollte ihn ausprobieren – ganz okay, überbackt ordentlich, geschmacklich gut, kann man schon mal wieder kaufen). Sehr leckeres Abendessen. Als Aperitif hatten wir einen Hugo aus der Flasche (also nicht selbst gemischt, sondern beim Alnatura abgefüllt gekauft) – er war okay, aber mir etwas zu süß. Zum Essen dann einen Weißburgunder vom Bodensee, den wir wohl einmal bei unserem Weinhändler gekauft haben müssen, auch wenn ich daran keine richtige Erinnerung mehr habe. Guter Wein auf jeden Fall, was man ja von regionalen Weinen nicht immer sagen kann. Na, von den badischen schon eher als von den württembergischen.
Abendunterhaltung auf Netflix zwei Folgen einer völlig absurden Serie, Das Traumhaus-Makeover, in der absurd reiche Menschen sich ihre 2000 qm-Häuser von einer Innenarchitektin einrichten lassen. Natürlich tolle Häuser, aber auch sehr amerikanisch („Oh my gooood…“), und bitte was für Luxusprobleme kann man haben? („Hier haben wir einen 40 qm-Raum, mit dem wir bisher einfach nichts anfangen konnten – was machen wir nur mit all dem ungenutzten Platz?“) Nach zwei Folgen hatten wir genug und schalteten um auf Raumschiffe, ich holte mir parallel ein neues Buch und las ein bisschen – gute Vorsätze soll man ja immer gleich in die Tat umsetzen.