Man ärgert sich (ein bisschen), Montag 9.8.2021

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch

Wenig geschlafen nachts, viele unruhige Gedanken, viele unruhige Träume. Alle auf die Arbeit bezogen. Ziemlich genervt vom Wecker morgens und sehr wenig Motivation aufzustehen. Immerhin sah es draußen nach einem schönen Tag aus und ein hungriger Kater wartete im Schlafzimmer. Es sind die kleinen Dinge.

Beim Aufstehen stellten wir fest, dass die Zeitung fehlte, sie kam den ganzen Vormittag nicht mehr. Nachdem wir sie ja letzte Woche während unseres Urlaubs eigentlich abbestellt hatten und sie trotzdem gekommen war, vermuten wir jetzt, dass die Daten verwechselt worden sind und die Zeitung in dieser Woche nicht kommt. Von wem verwechselt, fragt man sich da. Doof auf jeden Fall, man fühlte sich gleich unterinformiert. Ich kompensierte das durch meinen Laptop, der Liebste beschäftigte sich mit ein paar übrigen Zeitungsrätseln von der letzten Woche.
Zum Frühstück ein Müsli mit Banane und Nektarine, dann gingen wir gleich duschen – ich war unruhig und wollte an meinem ersten Tag nach dem Urlaub nicht zu spät anfangen. Bald aus dem Haus, um Viertel vor neun war ich im Büro.

Der Arbeitstag war eigentlich recht erfolgreich, aber, wenn ich im Nachhinein so drüber nachdenke, leider auch angefüllt mit kleinen Ärgernissen. Ich habe noch nicht abschließend entschieden, wie ich sie einzusortieren habe: Muss ich lernen, mir Dinge „nicht so zu Herzen zu nehmen“ (guter Ratschlag von anderen Leuten seit 40 Jahren, im Normalfall Leute, die bei Konflikten eigentlich Stellung hätten beziehen sollen, aber keine Lust darauf hatten), oder muss ich Sachen mehr ignorieren…? Oder mir meinen Teil dabei denken? (Das kann ich allerdings. Ich denke mir so sehr meinen Teil bei vielen Sachen.)

Kleiner Ärger eins begann mit jemandem, der mit einer anderen Person aus dem Team eine Besprechung für den ganzen Tag im Büro geplant hatte und mich beim Reinkommen mit großen Augen ansah: Oh – hast du heute den ganzen Tag geplant hier zu arbeiten…? Ja, dann werden wir wohl einen freien Raum suchen… (Fun Fact: Ja, na klar gibt es erstens einen Raumplan zum vorab buchen und zweitens einen Mitarbeiter-Arbeitsplan, in dem man vorher einträgt, ob man an dem Tag im Home Office ist oder zum Arbeiten kommt. Oh well.)
Ärger zwei dann, als ich feststellte, dass mein zweiter Monitor verschwunden war. Auf Nachfrage die Information, dass eine Kollegin ihn fürs Home Office mit heimgenommen hatte. Das war okay, es war ursprünglich ihr Monitor, ich hatte ihn für mich genommen, während sie ihn nicht brauchte, aber sie hatte schon die größeren „Rechte“ daran. Der Chef versprach mir, einen zweiten Monitor für mich zu organisieren. Man darf gespannt sein, wann es dann soweit ist (gestern erst einmal nicht).

Mein wichtigster Arbeitsschritt war der Durchgang durch die E-Mails nach dem Urlaub: Relativ überschaubar, ein paar offene Sachen hatten sich geklärt, ein paar Anfragen waren zu bearbeiten, es war aber im Rahmen. So weit so gut, ein paar …ärgerliche Sachen halt.
Kleiner Ärger drei war über eine Person, der ich vor meinem Urlaub einen meiner Ansicht nach relativ wichtigen Arbeitsauftrag gegeben hatte. Den hatte sie (bevor sie jetzt selber im Urlaub ist) nicht erledigt, weil für sie „noch ein paar Fragezeichen offen“ waren. Hm, ja, da sind noch ein paar Fragezeichen bzw. noch ein paar Sachen im Ablauf nicht geklärt (grundsätzlich nicht geklärt, es ist nicht so, dass ich das beantworten könnte), aber das ändert nichts daran, dass man den Arbeitsauftrag (der, wie schon gesagt, wichtig ist) hätte machen können. Sollen. Ich dachte etwas darüber nach: Mache ich es jetzt selbst? Oder warte ich noch eine Woche, bis die Person wieder kommt, und spreche es dann mit ihr durch? (Muss ich eh.) Ich konnte ihr Zögern schon verstehen, aber andererseits auch nicht so richtig. War eigentlich nicht über sie verärgert, sondern vor allem auch über die unklaren Strukturen, über die sie da gestolpert war.
Dann zur Abwechslung mal ein kleiner Ärger über mich: Einer unserer Prüfungsanbieter (also ein Lizenzgeber) teilte mir mit, dass wir bei einer Prüfung im Juli gegen die Prüfungsordnung verstoßen hatten. Mir fiel etwas die Kinnlade runter, denn ich wäre im Traum nicht drauf gekommen, dass wir die Ordnung da falsch interpretiert hatten. Ich rief an, die Dame am Telefon war sehr nett und erklärte mir noch einmal ihr Verständnis des Ablaufs, ich machte mir eine Notiz mit großem Ausrufezeichen. An honest mistake, wie man auf Englisch sagen würde.

Am Nachmittag dann noch ein Ärger über einen Kunden, mit dem wir schon in der Vergangenheit Probleme gehabt hatten, und der jetzt wieder eine Mail mit einer Anfrage schickte, in reichlich unverschämtem Tonfall („…welche Sonderkonditionen können Sie mir anbieten?“ – Ähm, lass mich nachdenken… keine?). Wie immer bei solchen Mister Wichtigs antwortete ich in meinem bürokratischsten Germanistentonfall, das verschreckt ihn vielleicht. Unangenehme Person, und er selbst nimmt sich vermutlich gar nicht so wahr.
Letzter kleiner Ärger über eine Mail mit einer fehlerhaften Rechnung, die wir an einen großen Kunden von uns gesendet hatten – nur dass ich die Rechnung nicht geschrieben und mit dem Vorgang nichts zu tun hatte. Vor zwei Monaten hatte ich einmal einen Fehler in einer meiner Rechnungen an den Kunden gehabt, und die Person dort hatte mich wohl jetzt als „für alle Rechnungen zuständig“ abgespeichert. Ich antwortete der Dame aus der Rechnungsabteilung des Kunden höflich (hoffe ich), dass ich die Mail an den zuständigen Mitarbeiter weiterleiten würde, da (wie aus der Rechnung eigentlich zu ersehen) eine andere Abteilung damit befasst war. Ich hoffe, ich kriege jetzt nicht ständig solche Mails, ich bin ja schließlich nicht das Sekretariat der Finanzbuchhaltung. (Allerdings, um aus Sicht des Kunden zu sprechen, es ist von außen auch wirklich nicht leicht rauszufinden, wer bei uns sich womit befasst – das wissen wir ja manchmal selbst nicht so genau.)

Also eigentlich ein ganz normaler Arbeitstag, aber trotzdem war ich abends ziemlich ausgelaugt. Super war, dass der Liebste mich mittags abholte und wir eine Stunde Mittagspause in der Stadt machen konnten (zuerst zu einem Chinesen in der Innenstadt, dann zu Michele für einen doppelten Espresso). Das gab mir so ein bisschen Energie für die zweite Hälfte.
Gegen sechs war ich dann endgültig fertig und ging heim. Der Liebste hatte daheim schon mit Kochen begonnen: Pasta mit einer Art Caponata-Sauce mit frischen Tomaten und Zucchini, Oliven und Kapern, alles im Ofen geschmort. Wir tranken dazu das letzte Glas Weißburgunder, um die Flasche leer zu machen, und sahen zuerst auf Netflix reiche Amerikaner, die ihre 3000 qm-Häuser einrichten ließen, dann aufgeregte Waliser, die 20 qm-Hütten im Luxus-Stil designten (was für ein Kontrast), und dann noch etwas Raumschiffe, zum friedlichen Abschluss.