Mal wieder eine Nacht mit wenig Schlaf. Ich schaute der Dunkelheit zu und als es draußen so gaaaanz langsam dämmerte, stand ich auf. Da war es dann schon kurz nach halb sieben und immer noch ordentlich dunkel, aber definitiv schon eine gute Zeit für eine Tasse Tee. Den Kater hatte ich eine Stunde vorher mal unten an der Katzenklappe klappern gehört, aber am Morgen war er nicht da. Draußen regnete es in Strömen, das Wetter hatte ziemlich umgeschlagen. Gegen halb neun kam er dann rein, war aber irgendwie merkwürdig: Sehr unruhig, sehr scheu, die Ohren immer halb angelegt, als hätte ihn was erschreckt. Das angebotene Fressen nahm er auch nicht, stattdessen legte er sich zu uns auf einen Esszimmerstuhl.
Wir frühstückten erst einmal ausführlich (ein English Breakfast mit Pilzen, Tomaten, Tofuwurst und Toast, dazu O-Saft und Kaffee) und beschäftigten uns ein bisschen mit Zeitung und Internetlesen. Der Regen hörte nach einer Weile auf und der Kater verschwand nach draußen, wir gingen unter die Dusche und gegen halb elf in die Stadt. Es war anfangs noch etwas frisch, aber irgendwann kam die Sonne raus und es wurde wirklich unangenehm warm. Das Wetter ist ein bisschen nervig, weil man quasi immer falsch angezogen ist.
Wir holten drei Sorten losen Tee im Teeladen („meinen“ Jasmintee, zwar sündhaft teuer, aber ein Morgen ohne ihn fast undenkbar, außerdem den wunderbar karamelligen Irish Breakfast, den der Liebste mit einem Schuss Hafermilch zum Frühstück nimmt, und einen teeinfreien Earl Grey – in England hatte ich das im Beutel in jedem Supermarkt gefunden, hier nur als „Spezialität“ im Teeladen) und setzten uns danach vor einem sehr netten Café in der Unterstadt mit zwei Sojamilchkaffee in die Sonne. Sehr viele Leute unterwegs, die Stadt war ordentlich voll.
Nach dem Kaffee gingen wir in eine Buchhandlung, in der ich am Tag davor zwei Bücher zum Abholen bestellt hatte (als Geschenk zur Auswahl), stöberten dort noch ein bisschen und gingen mit einem Stapel Bücher wieder heim, auf sehr direktem Weg, denn die vielen Leute in der Innenstadt gingen mir mittlerweile auf die Nerven und es war wirklich warm. (Übrigens: Im Teeladen gleich bedient worden, im Café sofort einen Tisch draußen bekommen, in der Buchhandlung eine nur sehr kurze Schlange an der Kasse – es war objektiv gesehen wirklich nicht so voll in der Stadt, aber ich mag viele Leute ja sowieso nicht und meine Toleranzgrenze scheint sich pandemiebedingt ordentlich nach unten verschoben zu haben.)
Daheim angekommen war es schon mittags, wir machten die zweite Hälfte Stir Fry warm und legten uns dann mit Espresso und Laptop aufs Sofa. Draußen hatte es wieder zugezogen, kaum fertig mit Essen, begann es zu regnen und regnete den halben Nachmittag durch. Der Liebste ging noch einmal schnell zu Baumarkt und Tankstelle (dort Zweitaktöl und Benzin für die Motorsense holen), ansonsten warteten wir drinnen das Regenende ab.
Gegen halb fünf war es soweit, der Regen hatte aufgehört und der Garten war ein kleines bisschen abgetrocknet, der Liebste kümmerte sich also um den letzten Rest des Gartentors (noch ein paar Querlatten und eine zweite Seitenverstrebung anschrauben). Ich ging ebenfalls raus und schaute nach dem Kater, der dann irgendwann auftauchte: Er hatte in einer Hasenkiste gelegen, die noch von unserem Riesenkaninchen auf der Terrasse steht. Nun war ja das Riesenkaninchen mit ihren fünf Kilo größer und schwerer gewesen als der Kater und er ist ausgesprochen gelenkig, trotzdem wunderte es mich, dass er da reinkam und überhaupt rein wollte. Irgendwas muss ihn erschreckt haben, wenn er sich so zurückzieht. Ich war ja froh, dass er überhaupt einen sicheren und trockenen Unterschlupf auf der Terrasse gefunden hatte, wenn er schon nicht ins Haus wollte, machte mir aber trotzdem Gedanken. Wir untersuchten ihn auch auf Bisswunden oder Kratzer, konnten aber keine finden, zumindest keine frischen. Naja.
Der Kater kam auf jeden Fall aus seiner („seiner“) Kiste, schaute ein bisschen, was ich im Garten mache, ließ sich streicheln und gab Köpfchen (das immerhin ein gutes Zeichen) und ging dann irgendwann wieder zurück. Daraufhin half ich dem Liebsten beim Gartentor, hielt ein paar Latten gerade zum Anschrauben und als schließlich alles fertig verschraubt war, nahm ich einen Pinsel und ein sehr unangenehm riechendes Holzteeröl und pinselte alle neuen Latten frisch an. (Das Tor haben wir im Internet bestellt, aber alle anderen Holzteile sind Haselzweige bzw. –stämme von dem großen Haselstrauch, den der Liebste vor ein paar Monaten ziemlich zurückgeschnitten hat. Use what you have und so.)
Gegen sechs gingen wir wieder rein, der Liebste hatte noch mit der Motorsense den Kohleweg freigemacht, wir hatten uns den Feierabend also verdient. Ziemlich pünktlich fing es dann auch wieder zu regnen an. Wir machten Pizzateig und lösten Kreuzworträtsel, und während der Hefeteig ging, fing ich endlich mal wieder ein neues Buch zu lesen an. Mal schauen, wie gut ich da durchkomme.
Zur Pizza öffneten wir eine Flasche Crémant: Der Liebste hatte am Vortag seinen letzten Arbeitstag im alten Job gehabt. Wir stießen also auf die neue Stelle, den neuen Lebensabschnitt und das Leben überhaupt an und freuten uns ein bisschen. Dann wirklich sehr gute Pizza, dieses Mal komplett ohne irgendwelche industriellen Produkte, dafür mit etwas von dem selbst gemachten Pesto – gute Idee, Pesto auf der Pizza zu verteilen. Wir schauten dazu ein wenig Raumstation, und als alles schon ziemlich gut aussah stimmungsmäßig, kam auch noch der Kater zu uns rein, fraß – endlich – sein angebotenes Futter und legte sich dann zu uns auf die Couch. Wo er den Kopf sehr niedlich gegen die Hand des Liebsten drückte, schnurrte und einschlief. Schmelz.