Wir konnten beide nicht sonderlich gut schlafen, ich lag viel wach und war am nächsten Morgen dementsprechend kaputt. Immerhin scheint die Heizung jetzt verstanden zu haben, dass es morgens zwar kalt und dunkel, aber trotzdem nicht mehr nachts ist – im Esszimmer heizte es schon, als wir runterkamen. Erst einmal Tee und dem Kater beim leisen Meckern zuhören (irgendwann schickte ich ihn in den Garten). Zum Frühstück hatten wir den restlichen Käsekuchen, dann machte sich der Liebste fertig und radelte um acht zur Arbeit und ich nutzte das frühe Aufstehen und machte zwei ausgedehnte Sonnengrüße, bevor ich auch duschte und um neun mit der Arbeit anfing.
Ich startete den Arbeitstag mit einem Einzelunterricht, in dem wir über die aktuellen Schlagzeilen sprachen, auch wenn das ein eher unerfreuliches Gesprächsthema ist (gefühlt seit ungefähr 2017). Die Teilnehmerin kenne ich schon ewig, sie kommt aus London und es ist immer interessant, ihre Perspektive zu hören (auch ihre Perspektive von der Großstadt auf die Kleinstadt). Danach dann einiges an administrativen Aufgaben, um elf hatte ich noch ein Meeting zur Absprache mit einer Kollegin, dazu ein wenig Korrekturen für den kommenden Kurs. Um Viertel vor eins machte ich eine schnelle Mittagspause mit dem restlichen Kartoffelauflauf (mit knurrendem Magen, der Kuchen hatte nicht lang vorgehalten).
Ab Viertel nach eins dann der Haupt-Nachmittagspunkt, ich unterrichtete einen neuen Kurs. Ich bin immer nicht so glücklich mit Nachmittagsunterricht, weil ich viel, viel, viel unkonzentrierter bin und es mich deutlich mehr Energie kostet als am Morgen, und vielen der Teilnehmenden geht es ähnlich. Trotzdem war ich mit dem Unterricht im Großen und Ganzen zufrieden, gute Gruppe mit netten Leuten. Es fühlte sich komisch an zu unterrichten, während der Liebste den ganzen Tag weg war (und es ist irritierend mitzubekommen, wie oft am Tag bei uns an der Tür geklingelt wird oder das Telefon klingelt, in den letzten Monaten hatte der Liebste im Home Office das Meiste abgefangen, weil er sein Arbeitszimmer im Erdgeschoss hat). Immerhin war es aber so, dass ich – im Unterschied zu den beiden Urlaubstagen allein daheim – sehr viel soziale Interaktion hatte. Zwar „nur“ über den Rechner, aber das gilt schon auch.
Um halb fünf war der Kurs zu Ende, ich kümmerte mich noch um Nachbereitung und einige E-Mails und machte dann um halb sechs, gerade als der Liebste zur Tür reinkam, den Computer aus.
Viel gemeinsame Zeit hatten wir nicht, wir starteten gleich das Abendessen (Pasta e Fagioli, eine Art italienischer Eintopf mit Nudeln, Borlottibohnen und Gemüse). Zum Glück schnell gemacht, um halb sieben konnten wir essen. Direkt anschließend ging der Liebste für den Abend aus dem Haus, er hatte offenen Abend im Vereinsheim.
Mein Abendprogramm war relativ unspannend, ich las erst einmal ausführlich die Zeitung vom Morgen und dann ein bisschen Internet. Twitter machte ich sehr schnell wieder aus, das ist ja grundsätzlich ein bisschen anstrengend, aber in Wahlkampfzeiten doppelt. Irgendwann holte ich mein Tablet und schaute mir eine alte Folge von Feuer und Flamme an, während ich eine gute halbe Stunde auf dem Heimtrainer radelte, misstrauisch vom Kater beobachtet. Dann begann mein Kopf ziemlich weh zu tun, außerdem wurde es kalt und verzog mich mit einem Buch nach oben unter die warme Decke.