Ganz gute Nacht und fünf Minuten vor dem Wecker aufgewacht. Die Stimmung war allerdings etwas gedämpft, trotz bevorstehenden Wochenendes und vor einem recht leeren Tag. Merkwürdig.
Der Liebste hatte (wieder) einen frühen Start, also die übliche Routine aus einem schnellen Blick in die Zeitung, einer schnellen Tasse Tee und einem schnellen Frühstück (Brot mit Erdnussbutter, Orangensaft), alles nicht direkt hektisch, aber immer mit einer Uhr im Hinterkopf. Ich ließ mir etwas mehr Zeit und startete um kurz nach halb neun den Rechner.
Der Vormittag war in erster Linie angefüllt mit einem Einzelunterricht, einer längeren Besprechung und einigem administrativen Krams. Ich konnte ein paar wichtige Dinge abhaken bzw. anstoßen und war ganz zufrieden, als ich um halb eins in die Mittagspause ging und das restliche Curry heiß machte. (Danach ein paar letzte Dominosteine – das waren vermutlich die letzten in diesem Jahr, im Supermarkt haben wir die Woche schon keine mehr gesehen, und ich hatte jetzt dann auch genug.) Der Kater hatte wieder einen etwas anstrengenden Tag, also gab ich ihm den gefüllten Kong-Ball zur Beschäftigung. Der Ball ist allerdings nicht so ganz optimal: Es gibt nur eine Futteröffnung, die auch noch recht klein ist, so dass vom Trockenfutter ziemlich wenig rausfällt (und häufig auch gar nichts). Der Kater rollte eine ganze Zeit tapfer, aber irgendwann war es ihm zu blöd, er setzte sich vor den Ball und miaute mich auffordernd an. Ich schüttelte ihm dann das restliche Futter raus, nicht ganz die Idee dahinter, aber oh well.
Ab kurz nach eins war ich wieder im Arbeitszimmer und arbeitete noch ein paar Dinge ab. Meine Motivation war allerdings ziemlich weg, mir ging das ständige Alleinsein ein bisschen auf die Nerven und ich fand es extrem schwer, mich zu konzentrieren. Als der Liebste mir um vier schrieb, dass er sich jetzt auf den Weg machte, beschloss ich auch nicht mehr lang weiter zu arbeiten, kurz darauf packte ich zusammen und verschwand ins Wochenende. Was in meinem Fall hieß: Aus dem Arbeitszimmer ins Schlafzimmer, aus der Jeans in die Jogginghose.
Der Freitags-Yogakurs fiel diese Woche aus, also rollte ich im Schlafzimmer die Matte aus und ging eine gute halbe Stunde zu Adriene (Tag siebzehn: Explore, eine körperlich sehr anstrengende, aber supergute Einheit). Leicht abgelenkt war ich dadurch, dass der Kater vier Uhr als Futterzeit auserkoren hatte und die ganze Zeit sehr aufgeregt an mir vorbeigaloppierte. Der Liebste kam gegen halb fünf schließlich heim und bot dem Kater noch eine kleine Spieleinheit an, sodass ich wenigstens die Yogaeinheit einigermaßen ungestört beenden konnte.
Um fünf dann Katerfütterung. Ich möchte auf keinen Fall, dass er früher als fünf gefüttert wird – das ist schon früh genug – weil er mir sonst noch mehr als jetzt schon während des Home Office am Knie klebt und nach Futter bettelt. Er muss sich einfach drauf einstellen, dass er einmal morgens und einmal abends gefüttert wird. (Nachdem wir es ihm anderthalb Jahre lang anders antrainiert haben, wir Schlauberger.)
Zum Essen hatten wir auswärts geplant, der Liebste rief also im Japanischen Restaurant an, in dem wir letzte Woche keinen Tisch mehr bekommen hatten. Die Kellnerin sagte „in einer halben Stunde können Sie kommen“, der Liebste antwortete „ok“, legte auf und schaute dann überrascht in meine entsetzt aufgerissenen Augen, denn ich hatte natürlich überhaupt nicht damit gerechnet, dass wir um Viertel vor sechs schon essen gehen würden (bin ich siebzig?). Nun ja, jetzt war der Tisch schon gebucht, ich meckerte ein bisschen (wie kann man denn beim Tisch buchen keine Uhrzeit angeben?), dann gingen wir los.
Kurz gesagt: Wir waren natürlich furchtbar früh dran (wir waren im Restaurant allein, erst nach einer halben Stunde kamen weitere Gäste), aber das war nicht so ein Problem – wir bekamen einen guten Tisch, es lief schöne Musik, und wir starteten beide mit einem Hugo als Aperitif und ließen uns viel Zeit bei der Essensauswahl, sodass wir dann doch mehr oder weniger zur Abendessenszeit um halb sieben aßen. (Immer noch etwas früh, aber ging schon.)
Als Vorspeise nahmen wir Edamame und dreifarbige Pommes mit einer sensationell guten veganen Wasabi-Mayo. Zum Hauptgang entschieden wir uns dann beide dafür, Sushi mal wieder eine Chance zu geben, der Liebste nahm Futomaki (Maki in einer größeren Rolle) und „normale“ Kappa Maki (mit Gurke), ich entschied mich für Uramaki im Tempurateig frittiert (sehr gut) und Kanpyo Maki (mit eingelegten Kürbisstreifen, ganz ok). Dazu Primitivo für den Liebsten, Sauvignon Blanc für mich (etwas muffig). Insgesamt war ich zufrieden mit dem Essen, nur das Essen mit Stäbchen ging mir unglaublich auf die Nerven, und außerdem machte ich einmal den taktischen Fehler, eine ordentliche Portion Wasabi mit einem Maki zusammen zu essen. Danach konnte ich dann erst einmal für ein paar Minuten nicht mehr sprechen, aber immerhin war die Nase schön frei.
Früh aus dem Haus bedeutet auch früh mit dem Essen fertig, wir kamen schon um halb acht aus dem Restaurant und hatten noch nicht wirklich Lust, nach Hause zu gehen. Direkt nebenan war eine Eckkneipe, in der wir bis jetzt nur selten waren, obwohl sie eigentlich wirklich nett ist und man gut sitzen kann. Wir tranken dort erst einmal einen doppelten Espresso und quatschten ein bisschen. Dann warfen wir einen Blick auf die gut gefüllte Bar, warfen uns einen Blick zu, zuckten die Schultern und bestellten noch etwas. Und noch etwas, und noch etwas. Am Ende gingen wir gegen halb zehn nach Gin Tonic, Whiskey Sour (naja, nicht wirklich, der Bartender wusste nicht so genau, was das ist, und brachte mir einen Whiskey mit Eiswürfeln und Zitronensaft, dass ein Whiskey Sour mit Zuckersirup im Shaker schaumig geschüttelt gehört, war bei ihm nicht auf dem Plan – bei mir aber auch nicht so richtig, also egal) und schließlich noch einem Wodka Lemon doch einigermaßen angeschickert nach Hause. Und dort dann gleich ins Bett, in der Hoffnung auf eine einigermaßen gnädige Nacht.