Der erste Arbeitstag vorbei und schon denkt man wieder darüber nach, dass es doch eigentlich auch sehr angenehm wäre, jetzt nicht früh aufstehen und gleich in der Tretmühle sein zu müssen. Wobei das frühe Aufstehen weniger das Problem ist als das Gefühl, sofort gegen die Uhr zu arbeiten. Als Zeichen der inneren Entschleunigung setzte ich mich erst einmal mit einer Tasse Tee hin und machte den Wochenplan fertig (den Montag hatte ich am Sonntag schon geplant). Dann etwas Schreiben, Brot mit Erdnussbutter zum Frühstück und Arbeit ab neun (daheim, draußen prasselte der Regen, ich war froh, nicht raus zu müssen).
Der ganze Arbeitstag war in erster Linie angefüllt mit vielen Beratungsterminen, ich saß also größtenteils vor Zoom und sprach mit den unterschiedlichsten Leuten. Zum Glück funktionierte die Technik stabil, von den üblichen Startschwierigkeiten auf Gesprächspartnerseite abgesehen (erstaunlich viele Leute haben Probleme, bei Zoom ein Headset zu aktivieren oder die Kamera an ihrem Rechner zu starten). Ich war sehr zufrieden insgesamt, es war sehr viel zu tun und nachzubereiten, aber es ging alles schön Hand in Hand und war auch größtenteils erfolgreich.
Um halb eins machten wir Mittagspause (der Liebste, der die ganze Woche Urlaub hat, war daheim und hatte sich mit dem Lichtwecker beschäftigt), wir aßen das restliche Rumfort-Curry, danach Espresso und wenig Schokolade. Am Nachmittag dann eine zweite Pause, weil mir ein Nachmittagstermin abgesagt hatte: Wir nutzten die Zeit, um schnell zum Alnatura und zum Supermarkt einkaufen zu gehen. Viel brauchten wir nicht, nur ein bisschen frische Pilze, Äpfel, Kartoffeln, ein paar Sachen aus dem Kühlregal. Es waren wenige Leute unterwegs, wahrscheinlich auch durch das Regenwetter abgeschreckt (nicht kalt, aber durchgehend verregnet, wettertechnisch ein ziemlich trüber Tag).
Daheim weitere Termine, um kurz nach fünf schloss ich alles ab und machte den Autoresponder an – zweite Runde Urlaub. Ganz fertig war ich aber noch nicht: Der Liebste und ich packten uns ein zweites Mal wasserdicht ein und gingen zu mir ins Büro, weil ich ein Zertifikat eintüten und versenden musste. Dann kurz zur Post (dort auch wenig los, so schön, wenn das doofe Weihnachten rum ist), und damit war dann der letzte wichtige Arbeitspunkt tatsächlich erledigt und der Feierabend konnte starten. Den leiteten wir damit ein, dass wir im Bioladen neben der Post zwei Becher Himbeerquark kauften, und dann hatten wir vom Regen endgültig genug und beeilten uns heim zu kommen.
Daheim ging ich dann erst einmal zur Nachbarsmaus (die Nachbarn haben für ein paar Tage den Regen im Südwesten gegen Regen im Südosten ausgetauscht). Sie war ganz schön kugelrund geworden, weswegen wir uns mit dem Füttern zurückhalten sollten – gar nicht so einfach, wenn die Portionen sowieso schon winzig sind. Auf jeden Fall saß sie da wie ein niedlicher kleiner Plüschball und knabberte an Nüssen, Mehlwürmer standen dieses Mal keine da (das scheint wohl zu energiereich zu sein, keine Ahnung).
Der Liebste hatte währenddessen schon einen Hefeteig fürs Abendessen angesetzt, und während dieser ging, verzog ich mich für 25 Minuten ins Schlafzimmer auf die Yogamatte: Dass ich am Tag davor das Breath-Programm abgeschlossen hatte, hatte mir so einen Motivationsschub gegeben, dass ich den Schwung gern nutzen und gleich drin bleiben wollte. Ich wählte mir also ein Einzelvideo von Adriene (Yoga for flexible mind and body) und bewegte mich einmal durch. Die Positionen waren alles alte bekannte Hatha-Asanas und ehrlich gesagt sah ich den Unterschied nicht so richtig zu den Yogatagen des Breath-Programms, aber das war ja auch egal. Im Gegenteil, Menge und Umfang und Schwierigkeitsgrad waren genau richtig. Das mache ich mal wieder, hihi.
Als ich wieder runter kam, waren die anderen Komponenten auch schon vorbereitet und wir konnten das Abendessen zusammensetzen: Pizza mit einem wunderbaren Hefeteig, Räuchertofu und Feto, jeder Menge Pilze und Zwiebeln. Während die Pizza im Ofen war, gönnten wir uns ein Feierabendbier und schauten uns ein bisschen auf YouTube um, und dann zum Essen beschlossen wir, mal einen „richtigen“ Film anzusehen. Und zum Anschauen, weil Feierabend und Urlaub und überhaupt, machten wir eine Flasche Sekt auf, die noch als Geschenk bei uns im Kühlschrank lagerte. Den Sekt tranken wir tatsächlich im Lauf des Abends leer, auch wenn das vielleicht ein bisschen viel Alkohol war (und eigentlich war die Idee ja etwas weniger Alkohol, so von wegen Gewicht und so), aber Aufheben wäre irgendwie doof gewesen.
So richtig passte der Sekt zum Abend allerdings eigentlich nicht, denn unser Film der Wahl war Don’t Look Up, der Netflix-Spitzenreiter, über den gerade in sämtlichen Medien diskutiert wird. Kritiker und Rezensenten kritisieren den Film als zu plump, zu sehr oberflächliche Satire, zu sehr Haudrauf-Message. Klimaforscher währenddessen schreiben, dass der Film vielleicht plump und schrill sein mag, aber leider auch ziemlich exakt ihre Erfahrungswelt der letzten Jahre widerspiegelt. Und vor dem Kontext verbietet es sich eigentlich, den Film unter ästhetischen Gesichtspunkten zu rezensieren, als sei es ein Unterhaltungs-Kinofilm wie jeder andere. Der Film ist eine Satire auf die Realität, und wenn man ihm überhaupt etwas vorwerfen kann, dann dass er das satirische, also überzeichnende Element zu wenig nutzt – unsere Realität ist leider genauso bekloppt. Nur dass wir nicht 6 Monate, sondern 7-8 Jahre haben und dass es am Ende nicht einen einzigen großen Knall geben wird, sondern sich Katastrophe an Katastrophe an Katastrophe reihen wird – also mehr als jetzt schon, und was dann kommt, das weiß kein Mensch. Und vor diesem Hintergrund gingen wir dann doch eher ganz schön gedämpft ins Bett.