Ziemlich unaufgeräumt im Erdgeschoss, als ich nach einer ganz okay-en Nacht um sieben aufstand und runterging, wir hatten uns am Vortag mehr oder weniger schon im Halbschlaf ins Bett geschleppt und unten alles liegen lassen. Ich beschäftigte mich erst einmal eine Dreiviertelstunde damit, nach der Katerfütterung die Spülmaschine auszuräumen und in Küche und Wohnzimmer klar Schiff zu machen. Dann ein Blick in die Zeitung, der mir ein ordentliches Déjà-vu bescherte: „Gesundheitsminister wollen Quarantäne verkürzen“ – wird darüber nicht schon seit einer Woche diskutiert? Aber es ist ja ein Merkmal dieser gefühlt schon fünf Jahre dauernden Pandemie, dass man ständig Déjà-vus hat.
Auf jeden Fall kurzes Zeitunglesen, etwas Tee, dann ging ich rüber zur Nachbarsmaus, die sich wieder nicht blicken ließ (ich war um acht drüben, wie früh muss man denn nachschauen, um dieses Tier morgens zu Gesicht zu bekommen), dann Frühstück. Wir hatten an Porridge gedacht, aber noch etwas Tomatensauce von der Pizza übrig, also schwenkten wir um auf Baked Beans on Toast. Auch gute Idee, und das Brot musste auch langsam weg. Und außerdem hatten wir zum Nachtisch, hurra, eine erste Portion Mousse au Chocolat. Nicht dass man zum Frühstück einen Nachtisch bräuchte, außer er steht halt im Kühlschrank und ruft.
Ein bisschen lesen, irgendwann ging ich auf Twitter und schrieb selbst noch ein bisschen. Der Liebste verschwand gegen elf nach draußen zum Holzhacken „bis zum Mittag“, ich hatte eigentlich mit ungefähr halb eins gerechnet, aber er kam tatsächlich erst um kurz vor zwei wieder rein. Da knurrte mir schon ziemlich der Magen und ich befand mich irgendwie doof in der Warteschleife. Ich machte also ziemlich schnell das Mittagessen für uns warm (zweite Hälfte Krautstrudel) und zog mich damit aufs Sofa zurück.
Am Nachmittag etwas YouTube, der Liebste vergaß beim Espressomachen Wasser in die Kanne zu füllen, was für interessante Geruchsperspektiven im Haus sorgte. Irgendwann meldeten sich die Nachbarn, dass sie aus dem Allgäu wieder da waren. Also Schlüsselabgeben und kurzes Smalltalken (die hatten Schnee!!! Bei uns graupelt es nur immer wieder, aber es bleibt nichts liegen). Bei der Gelegenheit gleich längeres Smalltalken mit der Tochter der älteren Nachbarin von gegenüber, die seit ein paar Wochen jetzt im Pflegeheim wohnt. Sie sind gerade dabei, das Haus zu renovieren und tausendfach Sachen auszusortieren. Die untere Wohnung ist schon vermietet, in das restliche Haus sollen Altenpflegeschülerinnen einziehen, mal sehen.
Insgesamt verschwand an diesem Nachmittag die Zeit viel schneller als gedacht, plötzlich war es schon früher Abend und wir mussten noch einkaufen und ich war noch nicht geduscht. Also schnelle Dusche, dabei das letzte Coronavirus-Update, und um kurz nach sechs gingen wir einkaufen, in Anbetracht der Zeit nur in den benachbarten Supermarkt und nicht zum Alnatura. Es war angenehm wenig los und wir kamen recht schnell mit frischen Pilzen und Hafermilch und ein bisschen Tiefkühlzeugs wieder heraus. Übrigens frisch gelesen: Es ist kein Zufall, dass es zunehmend schwieriger wird, Hafer- oder Sojamilch mit Calcium zu finden (im Alnatura mittlerweile unmöglich ich hatte mich schon gewundert), sondern eine hirnverbrannte Entscheidung des europäischen Gerichtshofs, nachdem der der Zusatz der Mikroalge Lithothamnium Calcareum in der Pflanzenmilch irgendwelchen Bio-Richtlinien widerspricht. Auch wenn das ein komplett natürlicher pflanzlicher Inhaltsstoff ist. WTF. Die Scheinheiligkeit und lächerliche Argumentation ging mir schon wieder unfassbar auf die Nerven, aber ich beschloss, mich nicht darüber aufzuregen, und wir packten zwei Oatly + Calcium ein. Das war’s also erst einmal mit Pfandflaschen-Milch in Bioqualität (natürlich könnten wir auch einfach ohne Calcium kaufen, aber die Alge stellt schon eine sehr gute Calciumquelle dar, darauf würde ich ungern verzichten).
Kurz vor dem Rausgehen fanden wir dann noch den veganen Exquisa, der seit einiger Zeit auf dem Markt ist und den wir seitdem eigentlich gesucht hatten. Wie sich herausstellte, ist der Exquisa neben dem veganen Streukäse und Tofu im „Vegan“-Regal, während der vegane Bresso beim Sojajoghurt und der laktosefreien Milch im „Laktosefrei“-Regal ist und der vegane Oatly-Aufstrich neben der Margarine im normalen Regal (aber nicht beim normalen Frischkäse). Das ist alles so komplett random, wie hilflos kann man sein, veganen Frischkäse einzusortieren? Mal abwarten, was passiert, wenn der Edeka den veganen Philadelphia mit ins Programm nimmt. Wahrscheinlich bauen sie dann an.
Daheim machte ich in der Küche ein bisschen sauber und übernahm dann das Kochen allein, während der Liebste auf dem Sofa lag und wehklagte, dass ihm die Armmuskeln wehtaten, woher nur. Das Essen waren Nudeln mit einer einfachen Pilz-Sahnesoße mit Spinat, sehr lecker und eine Riesenportion (teilweise auch der Tatsache geschuldet, dass sich während des Kochens die Küchenwaage ausschaltete). Kein Nachtisch, aber für beide ein Glas Grünen Veltliner und anschließend für jeden noch – während wir norddeutschen Tierärzten zusahen – ein Fingerbreit Whisk(e)y zum Tagesabschluss, für mich aus Irland, für den Liebsten aus dem torfigen Schottland.