Eine Nacht mit vielen intensiven, merkwürdigen Träumen. (Nicht dass ich sie aufschreiben würde, das passiert definitiv nicht.) Ich hatte den Wecker etwas früher gestellt und wachte um Viertel nach sechs ziemlich kaputt, aber mit kurzen Haaren auf. Kurz einmal durchs Schlafzimmer geräumt, den Kater begrüßt, der den Großteil der Nacht bei uns geschlafen hatte, dann Tee und kurze Haare. Die Zeitung begrüßte mich mit der Nachricht, dass nach sechzehn Jahren endlich die Grünen im Uni-Städtchen wieder wählbar sein werden. Was für eine Erleichterung! (Wenn besagter OB endgültig weg ist, dann mache ich einen Champagner auf.) Auf jeden Fall eine gute Nachricht, und meine Haare waren auch wieder kurz, worüber ich mich sehr freute. (Falls es nicht aufgefallen ist.)
Nach etwas Schreiben und Tee wurde die Zeit plötzlich sehr knapp, trotz Hektik im Bad kam ich ein paar Minuten zu spät zum Yogakurs. Egal, war auf jeden Fall gut, und es klappte dieses Mal auch gut mit den einzelnen Positionen und der Kraft in den Muskeln. Ich war wirklich zufrieden.
Danach ein Müsli, das mir der Liebste in den Kühlschrank gestellt hatte, eine Tasse Kaffee, und ab halb zehn fing ich mit der Arbeit an. Nichts Aufregendes am Vormittag, einige Mails zu bearbeiten, ein wenig Unterrichtsvorbereitung und ein neuer Einzelunterricht mit einer sehr netten Person. Um zwölf ging ich schon in die erste Pause.
Der Liebste konnte (endlich einmal) einen Tag Home Office machen, er war also daheim und kam auch gerade aus seinem Arbeitszimmer. Da wir am Abend davor ja Tiefkühl-Reste gegessen hatten, gab es mittags Vesper: am Vortag frisch gebackenes Brot, veganer Frischkäse und Pflanzenaufstrich, gefüllte Weinblätter und eine Scheibe angebratenen Räuchertofu. Ziemlich viel, trotzdem hatte ich Lust auf einen Nachtisch, deshalb gingen wir noch schnell zum Supermarkt nebenan und holten Pudding und Schokolade. Das Zahlen überließ ich dem Liebsten allerdings allein, denn ich hatte um eins ein Meeting und die Schlange an der Kasse war mir etwas zu lang, um pünktlich wieder daheim zu sein.
Nach dem Meeting machten wir eine zweite kleine Kaffeepause mit Espresso und der neu gekauften Schokolade, eine Art „Vollmilch“ in vegan von Ritter Sport. Die war aber leider überhaupt gar nicht lecker: Einfach nur pappsüß. Sie erinnerte mich ein bisschen an billige Schokolade, die man für Weihnachtsmänner und ähnliches benutzt. Der Liebste war außerdem mit der selbst gemachten Sojamilch sehr unzufrieden und weigerte sich, sie für den Kaffee zu nehmen, was ich ziemlich doof fand, denn was machen wir jetzt mit der Milch? – Es dauerte nur ein paar Minuten, bis ich zwei und zwei zusammengezählt hatte und vom Liebsten lautstark selbstgemachten Schokopudding mit Doofmilch und Billigschokolade verlangte. Das wurde auf den Abend vertagt, wir machten noch ein bisschen Rätsel zusammen, dann zurück in die jeweiligen Arbeitszimmer.
Den Nachmittag verbrachte ich in erster Linie mit Beratungen. Davon war eine zwar mit sehr netten Leuten, aber ein wenig unbefriedigend, weil ich ihnen wenig passende Angebote machen konnte (sehr frustrierend). Ansonsten einiges an Chat mit Kolleginnen (also alles dienstlich, versteht sich), um fünf schaute ich kurz nach dem Liebsten und fütterte den Kater, holte mir einen Kaffee (für den Nachmittag hatten wir eine koffeinfreie Kanne gemacht), bereitete für die nächsten Tage Unterricht vor und hatte abends noch einen Einzelunterricht, wieder mit einem sehr netten Menschen (die sind im Normalfall alle sehr nett). Um sieben war ich endgültig fertig. Wieder ein langer Tag, aber mit immerhin einem späteren Start und etwas mehr Pause.
Der Liebste hatte unten schon Feierabend gemacht und beschäftigte sich (wie könnte es anders sein) mit dem Lichtwecker (er hat wohl eine Lösung für das Stromversorgungs-Hitze-Überlastungs-Knack-Problem gefunden). Wir kochten gemeinsam einen Eintopf mit weißen Bohnen, Karotten, Kartoffeln und Weißkohl (sehr winterig), und der Liebste machte nebendran noch den versprochenen Schokopudding. Der musste allerdings erst abkühlen, wir hatten nach dem Eintopf einen (gekauften) Vanillepudding als Nachtisch.
Die Raumstation haben wir ja verlassen, das Damengambit wartet noch darauf, fertiggesehen zu werden, aber darauf hatten wir nicht so richtig Lust. Der Liebste wollte einen Film. Wir suchten etwas auf Netflix herum (ich habe mich übrigens kürzlich beim Liebsten bitterlich beschwert, dass Netflix einfach nur Serien und sonst überhaupt nichts anders anbietet, wie eingeschränkt kann man sein, ich will doch nicht immer nur Serien ansehen?? – bis ihm auffiel, dass als Suchparameter „Serien“ voreingestellt war). So richtig überzeugend fand ich die Auswahl nicht. Wir starteten eine Katzen-Doku, brachen sie aber nach zehn Minuten ab (das war in erster Linie eine Aneinanderreihung von „lustigen“ Katzenvideos, und wenn ich das will, gehe ich auf YouTube), suchten etwas weiter und endeten schließlich bei Death to 2021, einem ironischen Comdey-Jahresrückblick. Das war tatsächlich ganz nett. Ziemliche Starbesetzung (Hugh Grant, Lucy Liu, Tracy Ullman), und ich wurde etwas nostalgisch: Diane Morgan (die eine etwas dämliche „typische Britin“ spielt) hatte ich das erste Mal gesehen, als ich 2019 in York war, dort hatte der Host, bei dem ich damals wohnte (Richard) das Programm „Cunk on Britain“ angesehen (ebenfalls eine Mockumentary von/mit ihr). Ziemlich überraschend, sie auf Netflix wieder zu sehen.
Ich würde übrigens gern wieder einmal nach England. Vielleicht wenn diese beknackte Pandemie rum ist, die Briten aufhören, sich mit Brexit und Brexit-Folgen selbst ins Knie zu schießen, und der unfassbar schamlose Lügner in der Downing Street endlich aus dem Amt gejagt wurde (…mal sehen), wenn also alles wieder „normal“ ist…? Ich weiß ja nicht, ob dieser Zustand jemals wieder kommt.