Gut geschlafen, am Morgen um sechs Uhr ziemlich erholt aufgewacht, und zwar der Liebste genauso wie ich. Das war schon einmal nicht der schlechteste Start in den Tag. Vor uns lagen ein paar Pflichtaufgaben, aber auch ein Frühlingstag und ein relativ ruhiges Programm, das war zumindest der Plan. Das klappte ganz okay. Zunächst einmal Tee, etwas Zeitungsrätsel und ein ausgedehntes englisches Frühstück, dann ein wenig Lesen und Kaffee. Ich hatte mir am Samstag, auf der Suche nach einem Buch, das mein konzentrationsgestörter Kopf bewältigen konnte, einen alten Band aus dem Regal gezogen, von dem ich wusste, dass ich ihn schon gelesen hatte, aber (wie sich herausstellte) an den ich quasi keine Erinnerung mehr hatte: eine Sammlung von Buchrezensionen von Nick Hornby, ursprünglich im amerikanischen Magazin The Believer veröffentlicht und dann als Sammlung publiziert. Es gibt mehrere Bände, ich las den letzten: More Baths, Less Talking, von 2011. Da das immer recht kurze Bücher sind, hatte ich es morgens durch. Sehr schön (wenn ich schon nicht zum Lesen komme, dann wenigstens lesen übers Lesen, besser als nichts).
Draußen schien (mal wieder) die Sonne und wir starrten etwas missmutig auf unseren Balkon, der immer noch vom Saharastaub überzogen und total verdreckt war (dass der Balkontisch eigentlich weiß ist, konnte man quasi nicht erkennen). Und da wir beide plötzlich das gleiche Level an Energieschub hatten, gingen wir also die nächste Stunde auf den Balkon und putzten Möbel und Geländer, fegten die Platten und machten das Gröbste an Unkraut zwischen den Platten weg.
Dann war es halb zehn (erst, möchte ich betonen), wir gingen duschen und machten uns danach auf den Weg ins Nachbarstädtchen: Seit zwei Monaten endlich mal wieder zum Friedhof.
Auch dort hatte der Frühling soweit Einzug gehalten, dass die letztes Jahr vergrabenen Zwiebeln ihre Spitzen durch die Erde steckten, es blühte allerdings noch nichts. Wenigstens war der Boden nicht mehr gefroren. Wir räumten sehr großzügig mehr oder weniger alles an Pflanzen ab, bis auf eben die Zwiebelblumen, eine Hortensie und einen Zwergginko (der allerdings ziemliche Hagelschäden aufwies und wahrscheinlich auch demnächst rausgeholt werden wird, ich denke nicht, dass er das überlebt hat). Dann pflanzten wir vier Paletten Narzissen, Primeln und lila Gänseblümchen ein, was nach viel klingt, aber auf den beiden Gräbern quasi verschluckt wurde. Aber die Zwiebeln werden ja demnächst auch anfangen zu blühen (hoffe ich).
Gegen halb eins waren wir wieder daheim und ziemlich durch. Mittagessen mit der zweiten Hälfte Stir Fry-Nudeln, Espresso und Grießpudding, dann eine lange Sofapause inklusive ein bisschen Mittagsschlaf. Zu meiner Freude entdeckte ich, dass Nick Hornby immer noch seine Kolumne im Believer hat und man dort die älteren Ausgaben online lesen kann. Damit war ich dann mehr oder weniger den restlichen Nachmittag beschäftigt. Unter anderem entdeckte ich, dass er auch eine Kolumne „Stuff I’ve Been Listening To“ veröffentlicht hat, und beschäftigte mich etwas mit musikalischen Entdeckungen.
Ich hatte mir eigentlich mal eingebildet, mich so ein kleines bisschen in der U-Musik-Branche auszukennen, obwohl mir durchaus bewusst ist, dass ich die letzten ca. 15 Jahre den Musikkonsum einfach sträflich vernachlässigt habe. Aber trotzdem dachte ich, na so ein bisschen eine Basis habe ich schon – aber in der Kolumne war einfach alles für mich neu. Und zwar nicht nur die Neuerscheinungen (von 2020), sondern auch die älteren Künstler, mit denen Hornby vergleicht, bis hin zu den 70er Jahren. Die nächsten Stunden hatte ich also parallel beim Lesen YouTube offen und hörte alles Mögliche querbeet, ein bisschen länger Rickie Lee Jones (alt) Und Phoebe Bridgers (neu). Es gibt sicher schlechtere Möglichkeiten, wie man den Nachmittag verbringen kann.
Dann noch ein bisschen Haushaltsgedöns, der Liebste saugte im Wohnzimmer, ich putzte etwas in der Küche, hängte zwei Maschinen Wäsche auf und bügelte, und dann war es schon Zeit fürs Abendessen, eine Art Kartoffelpfanne, die wir schon für den Donnerstag geplant und dann verschoben hatten. Dabei werden Kartoffeln geraspelt und mit Lauch und Gewürzen in der Pfanne angebraten, dann mit etwas Stärke (in unserem Fall Maisstärke und Sojamehl) vermischt. Das Ganze kommt für eine Dreiviertelstunde in den Ofen, in unserem Fall in der Pfanne, da unsere schmiedeeisernen Pfannen die Ofentemperatur locker aushalten. Sehr praktisch.
Während das Essen im Ofen war, machte ich noch einen Wochenplan und bestellte die Biokiste. Ich war ziemlich melancholisch gestimmt, vermutlich auch der (schönen, aber nicht gerade gute Laune machenden) Musik geschuldet, und überhaupt war es Sonntagabend und das Wochenende wieder vorbei und so. Ich hatte eigentlich überlegt, an dem Sonntag zu meinem Bruder in die Schweiz zu fahren, mich aber aus diversen Gründen (arbeits- und pandemiebezogen) dagegen entschieden, und das war auch ok, aber natürlich trotzdem schade, und überhaupt fühlte sich das Rumsitzen daheim überhaupt nicht gut an. In der nächsten Zeit stehen ein paar (vorsichtige) soziale Events an, das ist auf jeden Fall schon mal gut. Für den Abend zogen wir uns erst einmal, gute Laune und so, zu den amerikanischen queeren Jungs zurück.