(Kleiner Exkurs vor dem Tagebuch: Heute vor einem Jahr habe ich mich entschieden, meine sporadischen Blog-Anläufe zu bündeln und tatsächlich so richtig täglich zu bloggen. Der Blog hat also ersten Geburtstag. Happy Birthday und so.)
Nach etwas Anlaufschwierigkeiten wegen eines schnarchenden Mitschläfers schließlich durchgeschlafen und am nächsten Morgen ziemlich erholt um halb sieben aufgewacht. Trotz der zentralen Lage war das Hotelzimmer total ruhig (das Fenster ging nach hinten mit Blick auf die Gärten hinter den Altstadthäuschen – das Viertel heißt nicht umsonst Gärtnerstadt). Temperatur gut, Matratze gut – alles prima.
Etwas wachwerden und überlegen, dann eine Runde Streitkräfte und Strategien und dazu Yoga im Hotelzimmer: Die Reise-Yogamatte (schon vor längerem bestellt) hatte ihre Premiere und funktionierte auf dem Hotelboden super. Eigentlich ist die Matte nur eine Art dünner Folie, dadurch sehr klein faltbar und für den Koffer geeignet, ich war aber trotzdem nicht so sicher, ob das in der Realität so klappen würde – aber mit typischem Hotel-Teppichboden ist das weich genug, die Matte sorgt für Standfestigkeit. Dann duschen und um Viertel vor neun gingen wir aus dem Haus zum ausführlichen Frühstück.
Leider hatte unser Frühstücksziel, das Café Leander, nicht um neun schon auf wie in der Kuh angegeben, sondern erst ab zehn. Wir gingen also weiter ins Hofcafé in der Austraße. Dort war fast alles reserviert, wir bekamen aber noch einen Tisch für zwei (schon eine halbe Stunde später hätten wir da keine Chance mehr gehabt). Es gab ein veganes Frühstück auf der Karte mit Tofu Scramble, Aufstrich, Gemüse und Gedöns, alles sehr gut, dazu Jasmintee und Hafermilchkaffee. Wir blieben eine gute Stunde, der Liebste machte Rätsel, ich tippte auf dem Tablet. (Nicht so kommunikativ, aber es passte halt zu uns.)
Danach eine kleine Shopping-Runde durch die Stadt: Der Liebste hatte einen Fairtrade-Kleiderladen ausfindig gemacht (BFair). Wir ließen uns viel Zeit, auch weil der Laden ein schönes Angebot (und eine nette Beratung) hatte und die Preise echt ok waren. Am Ende kamen wir beide mit jeweils einer Jeans und einem Pullover wieder heraus und waren hochzufrieden. Der Fairtrade-Laden bei uns in der Stadt ist leider im Lauf der Pandemie in die Schwurbel-Ecke abgebogen, was uns ziemlich die Lust am Einkaufen dort verdorben hat, aber Hosen online kaufen ist immer etwas doof.
Danach machten wir ein bisschen Sightseeing und gingen hoch zum Dom: Wir mäanderten einmal über das Gelände, schauten uns alles von außen an, saßen ein bisschen im Rosengarten der neuen Residenz (das wäre acht Wochen später sicher spektakulär, jetzt fangen die Rosen gerade erst an auszutreiben). Sehr schönes und erstaunlich warmes Wetter, grenzwertig viele Touristen, deutlich mehr als vor neun Jahren. (Da hatte es geregnet und es wurden auch nicht gerade Pandemie-Maßnahmen beendet.)
Das Kratzen im Hals bei mir war übrigens weg, nachdem ich eine Ceterizin genommen hatte. Wohl doch kein Covid. Auf jeden Fall ging es mir gut und ich genoss den Sonnenschein.
Wir gingen noch in den Lesesaal der Staatsbibliothek (in der Neuen Residenz), eine Viertelstunde vor Schluss (sie machen um 12 zu), aber länger braucht man dafür auch nicht. Sehr schöne Decke, alte Möbel, ein paar sehr alte Bücher, die mich an mein eigenes Studium erinnerten (wobei ich mich im Geschichte-Studium weder mit Genealogie noch mit Landeskunde detaillierter beschäftigt habe). Dann gingen wir noch eine Runde zum Michaelsberg, ein paar Höhenmeter, wir waren beide ganz schön außer Atem, als wir ankamen, wurden aber mit einem schönen Blick belohnt. Das Kloster war leider komplett eingerüstet und nicht zu sehen. Trotzdem schön.
Dann war es mittags und wir gingen wieder den Berg runter zum Mittagessen, ins Café Stadtproviant. Sehr hübsch eingerichtet, ansonsten aber viel zu Hipster. An veganem Angebot gab es Bagel (nicht so meins, Sandwich mit Loch) und Bowls (nervnervnerv), jedes zweite Gericht war mit Avocado (nerv). Der Liebste fühlte sich nach dem üppigen Frühstück noch ziemlich voll und nahm einen Bagel mit Grillgemüse, ganz ok, ich wollte gern Salat und nahm deshalb eine Bowl mit Erdnüssen und Reisnudeln und viel Gemüse: alles roh und kalt und komplett geschmacklos bis auf das Dressing, das ganz unten in der Schüssel schwamm. Also geschmacklich wahrlich keine Offenbarung, wenigstens ein bisschen Rohkost („Hauptsache gesund“). Trotzdem mäh.
Auf halb drei kamen wir zurück ins Hotel, ein bisschen Lesen und Mittagsschlaf, wir waren ziemlich müde. Eine gute Stunde später gingen wir wieder los, wieder zum Rebels (dem Hotel gegenüber): Wir wollten Kuchen. Und das war eine sehr gute Entscheidung: Wir blieben insgesamt knapp zwei Stunden dort (bis halb sechs), lasen beide, dazu erst Hafermilchkaffee, dann Radler (für mich) und Schlenkerla (für den Liebsten, für den Biernamen kann ich nichts). Und außerdem zwei Stücke Eierlikör-Käsekuchen, ein Stück Käse-Mandarinenkuchen und anderthalb Stück Apfelstreuselkuchen (das halbe Stück war der Rest, den wir so geschenkt bekamen). Die Menge war der absolute Wahnsinn (andererseits hatten wir nur sehr wenig zu Mittag), der Kuchen war aber einfach sehr, sehr gut. Außerdem: So richtig schön am Stück lesen, ich konnte geradezu spüren, wie die Anspannung der letzten Wochen abbröckelte.
Dann wieder ins Hotel: Der Liebste fühlte sich nicht so gut, er litt etwas unter Kuchen und Bier. Eigentlich war ich auch ein bisschen unmotiviert, jetzt noch mal rauszugehen, aber ich wollte auch auf keinen Fall den Samstagabend im Hotel verbringen. Richtig auf den Putz hauen wollte ich andererseits auch nicht, ich war recht müde. Um sieben gingen wir also etwas schlapp zum Abendessen los.
Nach etwas Mäander durch die Stadt (und Generve mit Google Maps und Stadtplan) fanden wir schließlich das Aposto: Sehr große Pizzeria (zwei Stockwerke, alles offen, es erinnerte an eine Mensa), viele junge Leute, jeder Tisch komplett besetzt (fragwürdig, ob das so erlaubt ist – immerhin wurde, wie überall sonst auch, Impfnachweis und Ausweis kontrolliert, andererseits galt 3G, und es waren locker hundert Leute in dem Raum).
Anfangs war ich ganz zufrieden, das schlug dann aber ein bisschen um: Viel zu wenig Personal, wir warteten ewig, bis wir bestellen konnten, und dann noch mal länger, bis die Getränke kamen (das Essen kam dann immerhin kurz danach). Die vegane Auswahl war… okay, aber nicht berauschend. Der Liebste nahm eine Pizza Margherita mit veganem Käse, ich Linguine mit Soja-Bolognese. Das Essen war immerhin gut (wenn auch unsere eigene Pizza besser ist), leider war mein Aperol Spritz echt nicht okay: lauwarm mit Eiswürfeln, wässrig, sauer. Gar nicht gut. Außerdem waren die Toiletten schmutzig, was mir dann auch etwas den Appetit aufs Essen verdarb (bei einem voll besetzten Laden und zu wenig Personal kein Wunder, aber trotzdem: Das geht halt nicht). Gegen Ende lief plötzlich eine schwarze Katze durch den Raum (es war eine Tür nach außen offen wegen Lüftung und so – die Luft war ziemlich schlecht) und wir machten uns den Rest des Abends Sorgen, wo sie hin war. Wir sahen sie aber nicht mehr.
Wir hatten wegen einer Kneipe oder ähnlichem überlegt, entschieden uns aber, gleich ins Hotel zu gehen zu Buch und Bett. Wir merkten das stundenlange Rumlaufen ziemlich in den Beinen, so einen Städteausflug sind wir einfach nicht gewöhnt. Leicht angestrengt gingen wir schlafen, aber trotzdem: Schöner Tag in einer sehr schönen Stadt.