Geschafft! Freitag 24.6.2022

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch

In der Nacht ging ein kräftiges Gewitter nieder. Zum Glück konnten wir die Fenster im Schlafzimmer offen lassen, die Fensterläden hielten den Regen ganz gut ab – hätten wir die Fenster zumachen müssen, wären wir wahrscheinlich verdampft. So schaute ich mir ein bisschen das Blitzlicht an, hörte auf das Donnern und Prasseln und schlief recht schnell wieder ein. Am Morgen war ich einigermaßen ausgeschlafen. Das war gut so, denn ich musste an dem Tag noch früher zur Arbeit als die letzten Tage und hatte wirklich wenig Zeit. Der Liebste machte ein Müsli, ich fütterte Vögel und Kater, wir räumten ein bisschen in der Küche auf und um Viertel vor acht gingen wir los.

Als wäre die bisherige Woche nicht schon stressig genug gewesen, hatten wir an dem Tag, Planungskollisionen lassen grüßen, zwei Prüfungen parallel, neben der dritten Auslandsprüfung auch noch eine konventionelle Prüfung direkt vor Ort. Ich hatte zwar Unterstützung bei der Aufsicht und konnte mich nach der Eingangskontrolle und dem Prüfungsstart in mein Büro zurückziehen und dort im Hintergrund arbeiten, aber trotzdem war es nicht optimal: Es waren einfach mehrere ähnliche gleichzeitige Vorgänge, ich hatte das Gefühl, bei beiden Prüfungen nur halb mit dem Kopf dabei zu sein und immer kurz vor einem Fehler zu stehen. (Machte aber keinen, soweit ich das überblicken kann.)
Immerhin liefen die Prüfungen aber glatt, aus Ägypten kamen positive Meldungen und auch die Prüfung bei uns klappte ohne Probleme. Ich nutzte also die Chance, wieder einmal beim Prüfungsanbieter wegen eines technischen Problems nachzuhaken, für das ich seit Mittwoch keine Lösung hatte, und siehe da: Dieses Mal bekam ich eine Rückmeldung und einen Teams-Termin am späten Vormittag. Und für diesen Teamscall hatte die Ansprechpartnerin dann gleich drei Techniker aufgeboten, die sich durch meinen Bildschirm führen ließen und diverse Lösungsvorschläge machten. Wie so oft bei ITlern waren auch diese erfrischend „normal“ und nicht-verkäuferig, sehr angenehm im Gespräch. Und nach etwas Knobeln hatten wir dann schließlich eine vorläufige Lösung, die mir für die nächsten Wochen (voraussichtlich) das Problem löst oder es zumindest umgeht.

Das war ein ganz positiver Abschluss des Vormittags. Ich räumte noch die Prüfungszimmer für den Nachmittag auf und richtete alles her, machte eine kleine Mittagspause (Kartoffelsalat, durch die klein geschnittene Gurke mittlerweile recht nass) und um 13 Uhr gingen dann beide Prüfungen los: Für die remote-Prüfung kam dieses Mal eine Kollegin, die ich kurz einführte, und ich selbst ging dann in die Präsenzprüfung für die Abnahme des mündlichen Teils.
Nachdem ich jetzt zwei Tage hintereinander Prüfungen remote durchgeführt hatte, muss ich sagen, dass die Präsenzprüfung doch einfacher abzunehmen war: So okay das über die Konferenzsoftware funktioniert, so hilfreich ist es am Ende doch, wenn man den kompletten Menschen sieht und auch nonverbal kommunizieren kann. Die Prüfung lief dementsprechend auch wirklich gut, es waren auch ein paar sehr gute Leute dabei und insgesamt kam ich mit einem zufriedenen Gefühl zurück ins Büro.

Dort dann Nachbereitung der Präsenzprüfung, während die Remote-Prüfung noch lief: Nach zwei Stunden hatte ich (um fünf Uhr) tatsächlich die erste der beiden Prüfungen abgeschlossen. Da war dann auch die Remote-Prüfung zu Ende und ich verabschiedete den Auslands-Kollegen ins Wochenende (er hat jetzt noch ein freies Wochenende in Ägypten, auch nicht schlecht).
Eine kurze Besprechung mit der Kooperationspartnerin, dann machte ich mich an die Nachbereitung der Auslandsprüfung. Da es die dritte in der Runde war, ging es jetzt auch etwas schneller, aber trotzdem dauerte es bis sieben. Draußen hatte es sich nach einem ordentlichen Gewitter am Nachmittag jetzt eingeregnet und vor allem ziemlich abgekühlt: In T-Shirt und kurzem Rock fand ich es unangenehm kalt. Ich hatte in einem Anflug von naivem Optimismus morgens meine Yogasachen mitgenommen, völlig verfehlt: Von Yogakurs konnte keine Rede sein, ich war noch mitten in der Nachbereitung, als die anderen aus dem Kurs kamen. Aber weil mir wirklich etwas kalt war, zog ich Yogaleggins und Shirt kurzerhand unter meine normalen Sachen. Das sah zwar etwas merkwürdig aus, aber mir war wenigstens wärmer.
Dann noch ein paar wichtige E-Mails, endlich bekam ich eine Antwort und einen Terminvorschlag vom Kollegen der preußischen Finanzbeamtin, und dann die letzten Vorbereitungen für die Prüfungen kommende Woche („nur“ zwei und nicht in meiner Hauptverantwortung, das wird regelrecht entspannt), und um zehn vor halb acht machte ich als letzte im Büro das Licht aus, schnappte mir einen übrigen Regenschirm (ich hatte natürlich keinen dabei, es waren ja am Morgen auch nur 80% Regenwahrscheinlichkeit angekündigt gewesen, clever) und ging nach Hause.

Daheim war ich ausgesprochen euphorisiert: Vor dieser Stresswoche hatte ich wirklich etwas Angst gehabt, und jetzt hatten wir (hatte ich!) alles hingekriegt und ich musste noch nicht einmal Arbeit mit ins Wochenende nehmen, sondern konnte wirklich frei machen. Ich war schon ziemlich stolz auf mich. Meine Euphorie bekam allerdings dadurch ein bisschen einen Dämpfer, dass der Liebste mit Kopfweh und eher durchwachsener Laune auf dem Sofa lag. Eigentlich hatte ich für den Abend grillen geplant, aber da das Wetter gar nicht gut war und keiner von uns Lust auf Gedöns hatte, schmissen wir einfach zwei Seitansteaks und zwei Seitanwürste in die Pfanne, aßen diese mit einer Runde Smoked Ketchup, danach noch eine Dreivierteltüte Chips und ein Bier und zum Abschluss Baklava (der Liebste hatte Baklava für die Arbeit gemacht, weil eine Kollegin ihren letzten Tag hatte, und ein bisschen was war noch übrig. Für uns daheim hat er übrigens noch nie Baklava gemacht, just sayin‘). Also eine absolute Ansammlung von Junk Food und Fertiggerichten und Zuckerzeug, aber nachdem wir die ganze Woche trotz Stress gesundes und frisches Essen hatten, erlaubte ich mir so einen gemüselosen Ausrutscher. Das Seitanzeugs war auch echt lecker.
Und dann hakte ich die Woche ab, klopfte mir innerlich auf die Schulter und zog mich nach Atlantis zurück, dort gab es passend zum Regen draußen eine Doppelfolge lang einen Riesensturm. Und das fühlte sich alles irgendwie sehr gemütlich an.