Ärzte und Ärztinnen – Montag 4.7.2022

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Um halb sieben mit leicht kratzigem Hals aufgestanden. Auch wenn ich den fehlenden Schlaf am Wochenende nicht wirklich „nachgeholt“ hatte, fühlte ich mich einigermaßen wach. Draußen hatte es nach dem strahlend blauen Himmel gestern zugezogen, es war bedeckt und recht frisch. Bisher hatten wir nur wenige schlimme Hitzetage diesen Sommer, das kann von mir aus so weitergehen. Wir starteten auf jeden Fall mit Tee und Müsli mit den letzten Erdbeeren, dann ging der Liebste aus dem Haus und ich auf halb neun an den Schreibtisch, den Autoresponder vom Freitag wieder ausschalten und einmal durch die Mails gehen. Um kurz vor neun ging ich dann auch aus dem Haus zum hoffentlich letzten Arzttermin für die nächste Zeit.

Der Termin war in erster Linie dazu da, um die Ergebnisse vom großen Blutbild letzte Woche zu besprechen, und nach einer halben Stunde Wartezeit und nachdem der Computer erst einmal die Ergebnisse nicht hochladen wollte und dann der Ausdruck nicht aufzufinden war, klappte das schließlich auch. Die Kurzfassung ist, dass meine Blutwerte alle super sind, alle im Normbereich, keine Entzündungswerte zu sehen (auch kein Hinweis auf eine bakterielle Entzündung, was interessant ist, da ich am Donnerstag ja die Blasenentzündung noch gehabt hatte). Die Armschmerzen scheinen also tatsächlich rein „mechanisch“ aus dem Schulterbereich zu kommen und die Physio ist der richtige Weg. Was ein bisschen Geduld von meiner Seite erfordert, aber grundsätzlich mal eine sehr gute Nachricht ist.

Nach dem Termin ging ich direkt ins Büro und war um zehn da. Den Vormittag über war ich dort mit administrativen Sachen beschäftigt, viele Mails, viele Dinge für kommende Prüfungen, außerdem ein Beratungstermin. Ich kam ganz gut voran, auch weil ich ziemlich ungestört vor mich hin arbeiten konnte. Um halb eins machte ich eine kurze Mittagspause (restlicher Kartoffelbrei mit Blumenkohl und Pilzgravy), dann hatte ich um eins eine kurze Besprechung mit einem Kollegen, und anschließend hätte ich eigentlich heimgehen können. Aber irgendwie zog es mich nicht nach Hause. Auch wenn ich wirklich Ruhe für den Nachmittag brauchte (ich musste in erster Linie Unterricht vorbereiten), wollte ich es im Büro versuchen.
Und das klappte auch ganz gut, ich bekam meinen Unterricht gut vorbereitet (was auch daran lag, dass ich so ein ähnliches Kurslevel im Januar schon unterrichtet hatte und auf einige Strukturen zurückgreifen konnte) und nebenher konnten wir ein paar Sachen absprechen und die Mailbox wurde leer und überhaupt war alles ganz erfolgreich. Um halb fünf packte ich meine Sachen zusammen, widerstand der Versuchung, ein Stück Nusszopf aus der Büroküche mitzunehmen (das wäre ziemlich sicher nicht vegan gewesen und man soll ja nicht immer irgendeinen Quatsch essen) und beendete den Arbeitstag.

Nächster Stopp Busbahnhof, ich fuhr mit dem Bus hoch in die Nordstadt zum Klinikum. Erstens wollte ich den Liebsten im Büro abholen und mal seinen Arbeitsplatz ansehen (ich fühlte mich wie ein Kind beim Elternbesuchstag), und zweitens hatten wir um zwanzig nach fünf einen Blutspendetermin.
Zunächst also Büro, was sich als eben ganz normales Büro im Verwaltungstrakt des Klinikums herausstellte, in einem funkelnagelneuen Gebäude mit allerdings ziemlich kleinen Räumen. Irritierenderweise herrschte keine Maskenpflicht auf den Gängen, was ich vom Klinikum eigentlich erwartet hätte, aber die Verwaltungsflure sind von der Maskenregel wohl ausgenommen. Wie auch immer, ich fand das alles gar nicht so spannend, denn erstens musste ich auf die Toilette (was sich schnell regeln ließ) und zweitens merkte ich, dass das Mittagessen eine ganze Weile her war, ich hatte Hunger und mir wurde leicht schummrig. Das ließ sich leider nicht ganz so leicht regeln.

Wir gingen erst einmal zur Cafeteria im gleichen Gebäude, die aber seit einer Stunde schon zu hatte, und dann zur Cafeteria ins Hauptgebäude nebenan, aber auch die hatte schon geschlossen. Es war noch nicht einmal fünf und ich hätte erwartet, dass es in einem großen Klinikumsgelände problemlos möglich sein sollte, sich ein Brötchen oder wenigstens einen Schokoriegel zu besorgen, aber das stellte sich leider anders da. Schließlich fanden wir einen Automaten mit Schokozeugs, der die zwei Euro des Liebsten schluckte, erst dann „kein Wechselgeld“ angab (das Zeug kostete größtenteils einen Euro) und schließlich bei jedem Fach „Fach leer, bitte wechseln“ meldete. Außer bei den wirklich leeren Fächern, da drehte er dann plötzlich die Ausgabespirale, gab nichts aus (war ja nichts drin) und schluckte das Geld. Super.
(Nachtrag vom Liebsten: Das war wohl – also nicht der kaputte Automat, aber die geschlossenen Cafeterien – der Pandemie geschuldet, Besuche sind im Klinikum nämlich immer noch stark eingeschränkt, und deshalb gibt es zu wenig Publikum, als dass sich die Cafeterien lohnen würden. Mäh.)

Für einen neuen Versuch in einem anderen Gebäudetrakt hatten wir keine Zeit mehr, wir gingen also, ich mit knurrendem Magen, rüber zur Blutspendezentrale. Dort bekamen wir erst einmal eine frische Maske ausgehändigt (etwas ironisch, wir waren mit FFP2 unterwegs und bekamen medizinische Masken, es war sicherheitsmäßig also ein Downgrade) und mussten dann noch einen Moment im Eingangsbereich warten und schon einmal einen ziemlich ausführlichen Fragebogen ausfüllen (der ehrlich gesagt teilweise nicht so ganz klar war, wir schrieben halt, soweit wir es wussten).
Dann gaben wir die Bögen ab und wurden erst einmal gemaßregelt, weil wir die Personalausweise nicht parat hatten und die Bögen in der falschen Reihenfolge und zu dicht an der Empfangstheke standen und was weiß ich. Die ganze Atmosphäre fand ich ehrlich gesagt etwas merkwürdig, ich kam mir vor wie eine Bittstellerin, genauer gesagt wie eine Patientin beim Arzt. Dabei wollte doch die Blutspendezentrale etwas von mir und ich war freiwillig als Spenderin da. Komisch. Immerhin gab es an der Theke einen Teller mit Traubenzucker, von denen ich mir gleich mal drei Stück nahm – das half ein bisschen.

Dann durfte ich zum HB-Messen, was ich zunächst als Blutzuckermessung falsch verstand. Der Vorgang war aber gleich, ein Pieks in den Finger, vor dem ich ehrlich gesagt am meisten Angst gehabt hatte, an die Fingerpiekser aus meiner Kindheit hatte ich schlechte Erfahrungen. Es war aber kein Problem, unter anderem deshalb, weil die Pflegekraft mich währenddessen nach Essen und Trinken den Tag über ausfragte, und als sie hörte, dass ich tatsächlich ein ziemliches Loch im Bauch hatte, zeigte sie mir den Vesperraum, den ich gern auch nach dem Arztgespräch und vor der eigentlichen Blutspende benutzten dürfte. Das beruhigte mich etwas, mit wackligen Knien hätte ich mich nicht so gern auf die Liege gelegt.
Nächste Station war das Gespräch mit einer jungen Ärztin, die in einer etwas schnoddrigen, sehr direkten Art den Fragebogen mit mir durchging. Als erstes wurde Blutdruck gemessen, dann bekam ich Eisentabletten in die Hand gedrückt. Das überraschte mich ein bisschen, ich war davon ausgegangen, nichts zu brauchen. Naja, der Wert sei ein bisschen niedrig, meinte sie. Das sei etwas lustig, erklärte ich, denn gerade morgens sei ich beim Hausarzt gewesen und wir hätten meine Blutwerte angesehen, da sei von einem Eisenmangel keine Rede gewesen. Schon richtig, erklärte sie, ich hätte auch keinen Eisenmangel, der Wert sei im Normbereich, nur halt innerhalb dieses Bereichs etwas niedrig. Wenn ich aber einen halben Liter Blut spenden würde, dann hätte ich unter Umständen danach einen Eisenmangel. Die Tabletten seien also prophylaktisch.
So weit so gut, das Thema hatte sich dann aber schnell erledigt, denn im Fragebogen waren Harnwegsinfekte abgefragt, und da hatte ich natürlich ja angekreuzt: Und die ganze Geschichte war zwar harmlos gewesen, aber ich hatte am Donnerstag das Einmalantibiotikum genommen, und damit war ich raus. Eigentlich wäre man nach Einnahme von Antibiotika für vier Wochen gesperrt, bei dieser Art von Präparat nur sieben Tage, aber die waren halt auch noch nicht rum. Das war leider auf der Homepage im Vorfeld, wo ich extra nachgeschaut hatte („wer darf spenden?“), überhaupt nicht klar ausgewiesen. Nun gut, sie drückte mir trotzdem die Tabletten in die Hand und einen Barcode zum Einscannen, ging noch die restlichen Fragen mit mir durch (einfach weil sie schon so schön drin war), und dann konnte ich gehen. Bzw. im Vesperraum auf den Liebsten warten, das durfte ich nämlich ausdrücklich („holen Sie sich was zu essen! Na klar! Da können Sie so lang warten, wie sie möchten!“).

Ich holte mir also im Vesperraum ein Glas Wasser, eine Tasse Kaffee und zwei Scheiben Brot mit Tomate und leider nur Butter (Margarine gab es keine), und kaum saß ich völlig ungestochen am Tisch zwischen all den anderen stolzen Menschen mit Verband am Arm, da kam der Liebste ums Eck, und auch er war verbandlos und hatte nicht spenden dürfen. Lol. Bei ihm lag es an den Medikamenten, die er wegen seiner Haut bekommen hatte, die nahm er zwar nicht mehr, aber das war noch nicht lang genug her und außerdem wusste der Arzt nicht, ob die Medikamente zum Ausschluss führten (der Liebste wusste natürlich auch auswendig nicht, wie das Medikament hieß). Also musste erst einmal der Hautarzt bestätigen, dass eine Blutspende problemlos möglich war.
Nun ja. Wir bekamen erst einmal über den Barcode jeweils 5 Euro aus einem Automaten (etwas merkwürdig fand ich, wir hatten ja nichts gemacht, wohl als „Aufwandsentschädigung fürs Herkommen“) und aßen dann ein erstes Abendessen. Wir waren beide leicht frustriert: Da möchte man einmal etwas Gutes tun und helfen und so, und dann darf man nicht. Und wären vor allem die Kriterien im Vorfeld auf der Homepage schon klarer gewesen, dann hätten wir den Termin einfach verschoben. So gibt es jetzt halt Gedöns, bis wir wieder gehen können, vor allem der Liebste muss erst vorher fragen, und wann das dann klappt, keine Ahnung.

Auf jeden Fall fuhren wir dann nach Hause, beide leicht genervt, beide latent schlecht gelaunt, und schmollten daheim erst einmal ein bisschen. Dann Abendessen, Pasta mit einer großen Portion geschmortem Ofengemüse (mit selbst gemachter Tomatensauce), und trotz Vesper zwei Stunden vorher hatten wir beide ordentlich Hunger. Zum Essen einen Ausflug nach Atlantis (Ende der ersten Staffel), und um halb zehn gingen wir noch einmal mit dem Kater in den Garten und machten eine Revierrunde den Kohleweg entlang. Das war immerhin ein ganz versöhnlicher Abschluss für den Tag.