Gute Nacht, richtige Temperaturen im Schlafzimmer, keine komischen Träume, ich wachte kurz vor dem Wecker ausgeschlafen auf. Als wir auf die Dachterrasse gingen, hatte die erste Sonnenblume begonnen zu blühen und leistete den Echinacea Gesellschaft. Und eine Hand voll Cherrytomaten konnte man auch ernten. Ganz guter Start in den Tag, und das Wochenende wartete.
Zum Frühstück toasteten wir das restliche Brot, dazu viel Tee und eine kurze Dusche. Der Liebste begann dann im Haus herumzukramen – er hatte an dem Tag Urlaub genommen, weil er für den Sportverein beim Aufbau des Stadtfest-Standes helfen musste – und ich war um Viertel vor neun im Arbeitszimmer am Schreibtisch.
Den Vormittag über hatte ich zunächst einen Einzelunterricht mit einer fast-ausgebrannten und ziemlich frustrierten Teilnehmerin (Vollzeitjob, kleines Kind und Ehrenamt, wer hätte da mit Überlastung rechnen können) und dann den restlichen Vormittag über administrative Dinge zu tun. Ich setzte mir selbst ein paar Deadlines für die kommende Woche (wo ist eigentlich die Zeit schon wieder hin), klärte noch ein paar Sachen mit Kolleg:innen und hakte Punkte ab. Außerdem warf ich noch einen Blick auf zwei Trello-Listen – ups, eine selbst gesetzte Frist vom Donnerstag übersehen, hoppla – und dann war es plötzlich Viertel nach zwölf. Der Liebste war seit halb elf unterwegs und ich ging auch aus dem Haus für eine etwas längere Mittagspause.
Erster Stopp Bankautomat, zweiter Stopp: Friseurin. So vor ungefähr einem Monat hätte ich gehen sollen, jetzt war es also allerhöchste Zeit. Ich war leicht irritiert davon, dass die Friseurin keine Maske mehr trug. Sie war eigentlich immer super-akkurat mit der Einhaltung von Maßnahmen und ließ da auch nicht mit sich diskutieren – der Lebensgefährte arbeitet in der Pflege – und das war das erste Mal, dass ich sie seit 2 Jahren ohne Maske sah. Tatsächlich waren aber hinten alle Fenster und vorne die Eingangstür geöffnet, man hatte also eine sehr gute Durchlüftung, und wir waren zu dritt im Raum (sie, ich, ihre Kollegin). Damit schien es ihr vertretbar, und ich ließ mich dann tatsächlich auch darauf ein.
Mit frisch gekürzten Haaren (puh) wollte ich den Liebsten anrufen, um einen Treffpunkt in der Stadt zum Mittagessen auszumachen, nur um zu sehen, dass er mir geschrieben hatte und daheim auf mich wartete. Ich ging also heim und wir machten uns auf den Weg zum afrikanischen veganen Imbiss. Wir hätten dort gern draußen in der Sonne gegessen, aber alle Plätze im Freien waren belegt, und wir hatten unsere ToGo-Boxen nicht mitgenommen – also aßen wir das erste Mal seit zweieinhalb Jahren wieder an einem der Tische innen. Das fühlte sich etwas merkwürdig an, nicht nur wegen der Leute, sondern auch weil es draußen eigentlich so schön war. Aber egal, das Essen war gut, und danach gingen wir noch zum neuen Altstadtrand-Café und setzten uns dort mit einem Milchkaffee in die Sonne. Sonne: Wechselte von nicht da und kühl quasi übergangslos zu hallo, es ist Juli, knallheiß. Ich fluchte etwas über mein Dreiviertel-Shirt und die Jeans (was am Vormittag noch völlig okay gewesen war).
Wieder daheim wechselte ich erst einmal in einen Sommerrock und machte mich dann an den Nachmittag. Zwei sehr nette Beratungen, eine Menge letzter Mails, und dann waren auch noch Prüfungsresultate von der ersten der vielen Juni-Prüfungen gekommen. Davon war ein Resultat gut, die anderen leider überhaupt gar nicht. Ich schrieb also ein paar Mails zur Information, und dann war es halb fünf und ich schloss den Arbeitstag ab. Schnelles Tasche-Packen für den Abend, dann ging ich aus dem Haus, endlich mal wieder zum Yogakurs.
Puh, war das ein schmerzhafter Kurs. Nicht nur ließ mein Arm mich sehr deutlich spüren, dass er das Herumgedrücke und -gedrehe der letzten Tage wohl übel nahm, kurz vor Kursstart machte ich auch noch eine blöde Bewegung und mein Ischias zuckte zusammen. Den ganzen Kurs über bewegte ich mich wie auf Eiern, um den Hexenschuss am Horizont zu vermeiden. Erstaunlicherweise klappte aber alles, ich war zwar super-vorsichtig, aber ich konnte alles mitmachen, und gegen Ende war der Rücken wieder einigermaßen besänftigt. Nur der Arm tat halt weh und fühlte sich nur halb so beweglich an wie die Tage davor. Ist vermutlich normal.
Um sieben waren wir fertig und ich ging dem Liebsten entgegen, der mich abholen kam: Es war wie gesagt Stadtfest in der Innenstadt und wir hatten geplant, den Abend dort zu verbringen und uns dort auch ein Abendessen zu holen.
Immer noch recht warm, aber man konnte schon merken, wie es kühler wurde – für das Stadtfest eigentlich perfektes Wetter. Dementsprechend war die ganze Stadt auch voll mit feierwütigen Leuten. Man konnte zwar gut laufen, aber an allen Essens- und Getränkeständen gab es lange Schlangen. Nun ja. Zunächst einmal gingen wir zu einem Kirchenvorplatz in der Innenstadt, weil ich dort nach einem angekündigten Auftritt auf einer der kleinen Bühnen schauen wollte (wir waren allerdings etwas zu spät und wie sich später herausstellte, wären wir sowieso an der falschen Bühne gewesen – egal). Wir liefen also ein bisschen durch die Gassen und gingen dann ziemlich direkt zum Stand des Sportvereins, weil es dort, durchaus auch aufgrund von Einfluss des Liebsten, vegane Wurst im Brötchen gab. Die war ganz ordentlich und, großer Vorteil, wir kamen genau eine Minute vor dem großen Menschenandrang an.
Ein bisschen quatschen mit Leuten, dann mäanderten wir weiter kreuz und quer übers Fest, holten uns eine Flasche Wasser und später noch als zweiten Teil des Abendessens einen Teller indische Reispfanne und Pakora. Die Musik war auf den verschiedenen Bühnen nicht so ganz berauschend, teilweise hatten wir auch Pech und kamen gerade in einer Umbaupause an eine Bühne, sodass es nichts zu hören gab. Wir tranken ein Bier und hörten einer „Indie“-Band zu, wo der Sänger so unfassbar schlecht war, dass wir nach fünf Minuten weiter gingen, also wieder zum Sportvereins-Stand für einen Aperol Spritz, dann an einen weiteren Platz, wo auf der Bühne irgendwie nichts passierte. Stattdessen entdeckte uns eine Freundin des Liebsten, begrüßte uns freudestrahlend und mit sehr wenig Individualdistanz und erzählte dann glücklich „jetzt dürfte ich euch ja wieder umarmen, ich hab die Infektion gerade hinter mir und bin symptomfrei… außer noch Schnupfen halt“. Ich widerstand dem Impuls, spontan die FFP2-Maske aufzuziehen, aber ich war doch zunehmend genervt. Von den tausend Leuten überhaupt. Klar, alles im Freien und so, aber so richtig Abstand halten konnte man nicht und überhaupt. Und es war laut und keine Musik und… mäh.
Nun ja, am Ende entdeckten wir in einer Gasse ein paar Freunde des Liebsten, die sich dort mit zwei Flaschen Rosé angeregt unterhielten (also nicht mit den Flaschen, sondern miteinander, die Flaschen halfen nur) und uns gleich zwei Gläser einschenkten. Dort blieben wir ein bisschen und quatschten, so langsam wurde ich gelöst, wir hatten Platz und es begann mir Spaß zu machen. Und dann kurz vor Ende noch einmal für eine Stunde an den Sportvereins-Stand, wo es jetzt eine Menge Leute mehr gab, die wir kannten (und es auch deutlich voller war, Pandemie vorbei und so, haha).
Da war ich dann schon recht müde und hatte genug, also begann ich gegen Mitternacht beim Liebsten am Ärmel zu zupfen, und um Viertel vor eins waren wir daheim und im Bett. Eher durchwachsener erster Stadtfest-Tag. Aber vermutlich waren auch einfach die Erwartungen zu hoch gewesen, was ich überhaupt ein bisschen typisch für den Freitagabend finde: Man hat die Woche hinter sich gebracht und denkt sich „jetzt WOCHENENDE, ich brauche SPASS und ERHOLUNG!“ – und das kann ja fast nur schief gehen. Und vor dem Hintergrund war das doch eigentlich ein ziemlich guter Freitag.